Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mortlock

Mortlock

Titel: Mortlock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Mayhew
Vom Netzwerk:
Handel an. Du sagst uns, wo die Amarant ist, und wir lassen dich in Frieden.«
    »Sie können Seiner Lordschaft ausrichten, dass –«, begann Gimlet wütend, doch Josie brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen.
    »Sag Lord Corvis«, verkündete sie, und sie spürte, wie ihr die Hitze ins Gesicht stieg, »dass ich nicht ruhen werde, bisdie Amarant samt euch widerlichen Ungeheuern vernichtet ist. Das schwöre ich beim Grab meines Vormunds.«
    Tante Mag stand einen Moment reglos und schweigend da. Dann beugte sie sich vor.
    »Du willst Krieg, Josie Chrimes?«, fauchte sie. »Nun, den sollst du haben.«
    Josie sah kurz ihre schwarzen Augen aufblitzen, dann wandte die düstere Gestalt sich um und ging zurück zur Kutsche.

Einen guten Rat habe ich mir
    Von einem Fischhändler erworben:
    Gibt’s nichts zu beißen und du siehst einen Sarg,
    Dann bist du an Hunger gestorben.
    Waxie’s Dargle
, altes Volkslied

12. KAPITEL

Der Fremde auf der Straße
    Wiggins bestand darauf, die Hinterbliebenen noch zu einer »kleinen Erfrischung« in sein Geschäft einzuladen. Josie verspürte zwar keinen Hunger, aber Wiggins’ Angebot rührte sie, und so willigten sie und Gimlet ein.
    Nun standen sie schweigend da, aßen Schweinefleischpastete und tranken Tee.
    »Sie fertigen also nicht nur Särge an, Mr Gimlet«, sagte Wiggins schließlich, »sondern arbeiten auch im Theater?«
    »Ja, Sir, ich mache gelegentlich Bühnenbilder. Aber im Grunde bin ich nur ein einfacher Zimmermann.«
    »War das nicht auch unser Herr?« Wiggins stellte seine Tasse hin und nahm seine Brille ab, um sie zu polieren. »Wo wären wir armen Leichenbestatter, wenn niemand Särge für uns bauen würde?«
    »Ja, ich habe schon so manchen Sarg gezimmert«, sagte Gimlet. »Sowerberry war früher ein guter Kunde, aber nun ja leider nicht mehr.«
    »Ah, Sie kannten also Sowerberry?« Wiggins nickte anerkennend. »Ein guter Leichenbestatter, und ein guter Mann…«
    Josie warf Alfie einen verzweifelten Blick zu, als Gimlet und Wiggins begannen, ihre Geschäftskontakte zu vergleichen.
    »Was ist los mit dir?«, fragte Alfie mit vollem Mund.
    »Hat man dir keine Manieren beigebracht?«, fauchte Josie und schnippte ein Stück Pastete von ihrer Schulter. Das Bild des Grauhaarigen ließ ihr keine Ruhe. »Ich habe ihn gesehen … bei der Beerdigung. Den Fremden!«
    »An deiner Stelle würde ich mir eher über deine Tanten Sorgen machen.« Wieder flogen die Krümel.
    »Cardamom hat gesagt, wir sollen die Amarant vernichten. Wenn dieser Mann Mortlock ist, müssen wir mit ihm reden.«
    »Ja, aber er hat auch gesagt, dass wir uns vor ihm
hüten
sollen«, wandte Alfie ein. »Und warum sagst du Wiggins nicht einfach, dass wir gehen müssen? Manchmal bist du wirklich ’ne Pisseltrine mit deinen guten Manieren.«
    »Eine was?« Josie ballte die Fäuste. »Außerdem, wer sagt überhaupt, dass du mitkommst?«
    »
Ich«
, sagte Alfie. »Schließlich geht mich das auch was an, wo du nun mal meine Schwester bist. Und letzte Nacht hattest du auch nichts dagegen, dass ich dir helfe. Außerdem hat dein Onkel doch gesagt, ich kann dir helfen, oder etwa nicht?«
    Josie musterte ihn skeptisch. Er hatte Recht. Dadurch, dass sie zu ihm gekommen war und ihm alles erzählt hatte, hatte sie ihn in die Sache mit reingezogen. Und er hatte auch Recht, was Cardamom betraf, aber das machte es nicht leichter zu akzeptieren, dass dieser merkwürdige Junge sich in ihr Leben drängte.
    Sie wandte sich zu Wiggins, der immer noch bei seinem Lieblingsthema war.
    »Natürlich war Mr Mould ein guter Leichenbestatter, aber er hatte die leidige Angewohnheit, immer ein bisschen zu selbstzufrieden dreinzuschauen …«
    Josie stellte ihre Teetasse ab und sagte: »Mr Wiggins, ich bin Ihnen sehr dankbar für alles, was Sie für uns getan haben.«
    »Das war doch das Mindeste«, erwiderte Wiggins lächelnd. »Aufmerksamkeit im Detail, das ist der Schlüssel. Ich war schon immer der Überzeugung, dass eine gute Beerdigung das letzte Recht eines jeden Engländers ist. Ich habe mir die Freiheit genommen, einen Grabstein zu bestellen – ich hoffe, du hast nichts dagegen. Schlicht, aber würdevoll. Der Steinmetz war mir noch einen Gefallen schuldig.«
    »Danke, Mr Wiggins, das ist sehr freundlich von Ihnen«, sagte Josie. In dem Moment huschte draußen am Schaufenster eine dunkle Gestalt vorbei. »Da ist er wieder«, stieß sie aus. »Mortlock!«
    Josie stürzte zur Tür, riss dabei das Teetablett vom Tisch, und

Weitere Kostenlose Bücher