Morton, Kate
als
Schüsseln, die dort zum Einweichen standen, und auf dem Herd eine Kasserolle
und ein hoher Topf...
Ein Topf!
Natürlich. Hatte sie nicht Saffy des Öfteren von Töpfen reden hören, wenn es
ums Wäschewaschen ging? Wenn sie sich über Flecken beklagt hatte, die nicht
rausgingen, und über Percys Achtlosigkeit. Percy eilte an den Herd, hob den
Deckel des riesigen Kochtopfs an und - Bingo! Was für eine Erleichterung -
ihre Hose.
Grinsend
zog Percy die klatschnasse Hose aus dem Wasser, drehte sie hin und her, um die
Taschen zu finden, und schob ihre Finger erst in die eine, dann in die andere
...
Sie
erbleichte. Die Taschen waren leer. Der Brief war verschwunden.
Wieder ein
Geräusch von oben. Schritte. Saffy ging auf und ab. Percy fluchte leise vor
sich hin, schalt sich erneut für ihre Dummheit. Dann hielt sie den Atem an und
lauschte auf die Schritte ihrer Schwester.
Sie kamen
näher. Dann ein Poltern. Die Schritte änderten die Richtung. Percy lauschte
angestrengt. War da jemand an der Tür?
Stille.
Und kein Ruf von Saffy. Was bedeutete, dass niemand geklopft hatte. Denn eins
war klar: Wenn die Gäste eintrafen, würde Saffy es nicht hinnehmen, dass Percy
sich nicht zeigte.
Vielleicht
war es schon wieder der Fensterladen gewesen; sie hatte ihn nur mithilfe eines
kleinen Schraubenschlüssels notdürftig in Position gebracht - ohne
ordentliches Werkzeug war nichts zu machen —, und es stürmte immer noch ganz
ordentlich. Auch um den Fensterladen würde sie sich am nächsten Tag kümmern.
Percy
holte tief Luft und seufzte entmutigt. Sie sah zu, wie die Hose wieder im
Einweichwasser versank. Es war schon nach acht, Juniper war immer noch nicht
da, der Brief konnte Gott weiß wo sein. Vielleicht - ein Hoffnungsschimmer -
hatte Saffy ihn in den Müll geworfen? Schließlich waren es nur Papierschnipsel;
vielleicht war der Brief längst verbrannt, und es war nichts mehr von ihm übrig
bis auf ein bisschen Asche im Herd?
Außer das
ganze Haus bis in alle Winkel zu durchkämmen oder Saffy geradeheraus nach dem
Verbleib des Briefs zu fragen - allein der Gedanke ließ Percy zusammenzucken
-, fiel ihr nichts ein, was sie noch tun konnte. Also konnte sie genauso gut
nach oben gehen und auf Juniper warten.
Ein Donner
krachte. So laut, dass Percy selbst hier unten, im Innersten des Hauses,
erschauderte. Gleich darauf ein leiseres Geräusch, jedoch viel näher. Draußen
vielleicht. Als schliche jemand am Haus entlang und hämmerte gegen Türen und
Fenster auf der Suche nach der Hintertür.
Junipers
Gast müsste jeden Augenblick eintreffen.
Es war
durchaus möglich, dachte Percy, dass jemand, der sich nicht auskannte und sich
abends, während der Verdunkelung, noch dazu bei so einem Gewitter, dem Haus
näherte, an der falschen Tür Einlass suchte. Auch wenn das ziemlich unwahrscheinlich
war, entschloss sich Percy nachzusehen. Sie konnte den Mann schlecht da draußen
herumstolpern lassen.
Mit
zusammengepressten Lippen sah sie sich ein letztes Mal in der Küche um -
Vorratstüten mit Zutaten für das Abendessen auf der Bank, ein zerknülltes
Geschirrtuch, ein Topfdeckel: nichts, was auch nur entfernt einem Haufen Papierschnipseln
ähnelte -, dann nahm sie die Taschenlampe aus dem Erste-Hilfe-Kasten, zog sich
einen Regenmantel über und öffnete die Hintertür.
Juniper
war schon fast zwei Stunden überfällig, und Saffy war in großer Sorge. Bestimmt
gab es eine Erklärung - der Zug hatte sich verspätet, der Bus hatte eine Panne,
eine Straße war gesperrt, irgendetwas ganz Normales, und sicherlich gab es bei
einem solchen Wolkenbruch auch keine feindlichen Flugzeuge, die die Lage
verkomplizierten. Aber vernünftige Überlegungen waren kein Kriterium, wenn eine
große Schwester sich Sorgen machte. Erst wenn Juniper gesund und wohlbehalten
durch die Haustür kam, würde Saffy sich wieder beruhigen.
Und welche
Neuigkeiten, fragte sie sich, während sie auf ihrer Unterlippe kaute, würde
ihre kleine Schwester wohl mitbringen, wenn sie endlich über die Schwelle
trat? Saffy hatte es geglaubt, als sie Percy versichert hatte, Juniper sei
nicht verlobt, das hatte sie wirklich, aber seit Percy so plötzlich nach unten
gegangen war und sie im guten Zimmer allein gelassen hatte, war sie sich dessen
immer weniger sicher. Die ersten Zweifel waren ihr gekommen, als sie über die
Vorstellung von Juniper in weißer Spitze gescherzt hatte. Noch während Percy
zustimmend nickte, hatte dieses kitschige Bild angefangen, sich zu
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