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Mosaik

Mosaik

Titel: Mosaik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Taylor
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Gesicht – deshalb hatte sie bisher nichts sehen können. Sie tastete nach den Augen, strich Schnee und Eis fort.
    Dadurch verflüchtigte sich die Dunkelheit.
    Teile eines kleinen Raumschiffs lagen in einer weiten
    Eislandschaft. Alles war weiß, soweit der Blick reichte, und der Horizont verschmolz übergangslos mit dem grauen Himmel.
    Kathryn gewann dadurch den Eindruck, sich im Innern einer großen weißen Kugel zu befinden. Mehrere Kilometer hinter ihr ragten eisverkrustete Klippen empor. Hier und dort zeigten sich seltsame weiße Objekte, wie abstrakte Skulpturen aus Eis.
    Kathryn setzte sich auf – und stieß einen schmerzerfüllten Schrei aus. Es war tatsächlich der eine oder andere Knochen gebrochen. Sie bewegte sich ganz vorsichtig und stellte fest, daß sie auf dem Heckleitwerk des Schiffes hockte. Irgendein Sicherheitssystem mußte den Sturz zum Planeten abgebremst haben, doch das hätte ihr nichts genützt, wenn sie nicht ausgerechnet in einer Schneewehe gelandet wäre.
    Die junge Frau wußte nicht, aus welchem Grund sie sich in dieser Schneewüste aufhielt. Sie hatte keine Erinnerungen an jene Ereignisse, die ihre derzeitige, von Schmerz und Kälte geprägte Existenz auf einem Eisplaneten erklärten. Wie war sie
    hierhergekommen? Und die Wrackteile um sie herum… Zu
    welchem Schiff gehörten sie? Gab es andere Personen, die ihr Schicksal teilten?
    Andere Personen. Dieser Gedanke schuf vage Unruhe in
    Kathryn. War sie mit jemandem zusammen gewesen? Und wenn nicht: Warum hatte sie sich allein an Bord eines Raumschiffs befunden? Sie konnte nicht von sich behaupten, eine sehr gute Pilotin zu sein, und deshalb erschien ihr eine Solo-Mission unwahrscheinlich.
    Worin hatte die Mission bestanden? Und wenn es wirklich andere Personen gab… Wer waren sie? Und wo hielten sie sich auf?
    Benommenheit und Schwindel erfaßten Kathryn. Sie senkte den Kopf und versuchte so, die Durchblutung des Gehirns zu verbessern. Verwirrung dehnte sich in ihr aus, und sie wußte einfach nicht, was sie unternehmen sollte. Die Vorstellung, sich wieder hinzulegen, übte einen gewissen Reiz aus. Es fühlte sich viel besser an, in den weichen Kissen von Schnee und Dunkelheit zu ruhen, als verwirrt über die weiße Landschaft zu starren.
    Sie wollte sich gerade zurücksinken lassen, als ihr ein weiteres Merkmal der Landschaft auffiel. Ein Eisberg. Ein großer Brocken aus scharfkantigem Eis, der aus dem… aus dem… Boden wuchs?
    Nein, Eisberge bildeten sich nicht auf dem Land. Es mußte hier Wasser geben.
    Vielleicht war es gar kein Eisberg. Möglicherweise handelte es sich nur um eine weitere sonderbare Eisformation, nur größer als die anderen.
    Nein, nein, es war ein Eisberg. Kathryn hatte nicht den geringsten Zweifel daran, ohne zu wissen, warum sie so sicher sein konnte.
    Die Frage fesselte ihre Aufmerksamkeit, wurde zu einer regelrechten Besessenheit. Woher wußte sie mit solcher Sicherheit, daß sie einen Eisberg sah?
    Sie rief sich ihre Kenntnisse über Eisberge ins Gedächtnis zurück. Sie stellten große, schwimmende Massen aus Eis dar, abgebrochene Teile eines Gletschers oder einer polaren Eiskappe.
    Die Richtung ihres Treibens wurde von den Meeresströmungen bestimmt. Ja, Eisberge schwammen, und deshalb mußte es hier Wasser geben.
    Weitere Informationen krochen an die Oberfläche von Kathryns Denken. Nur ein Neuntel eines Eisbergs ragte aus dem Wasser.
    Die Titanic war nach dem Zusammenstoß mit einem Eisberg gesunken. Viele derartige Eismassen neigten sich zur Seite, weil Erosion das Gleichgewicht störte.
    Sie sah an ›ihrem‹ Eisberg empor und stellte fest, daß er schräg nach oben ragte und damit eine weitere Voraussetzung erfüllte, um ein richtiger Eisberg zu sein. Trotzdem: Für Kathryn wurde es immer wichtiger, absolute Gewißheit zu erlangen.
    Sie zwang sich aufzustehen, schauderte heftig, als bei jeder Bewegung Schmerz wie mit tausend Klingen durch ihren Leib stach. Der Horizont bebte und wogte wie ein Seidenband im Wind. Sie fürchtete, in Ohnmacht zu fallen, doch ihr Bestreben, ganz sicher zu sein, verdrängte alles andere. War es wirklich ein Eisberg?
    Allmählich kam die Welt wieder zur Ruhe, und Kathryn
    konzentrierte sich auf den Bereich in der Nähe des… des Objekts, das sie zu identifizieren versuchte.
    Es war tatsächlich von Wasser umgeben. Das Etwas ragte aus einem dunklen Teich, der seltsam aufgewühlt wirkte. Ein weiterer sonderbarer Aspekt gesellte sich hinzu: Der Teich erwies sich als sehr

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