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Moser Und Der Tote Vom Tunnel

Moser Und Der Tote Vom Tunnel

Titel: Moser Und Der Tote Vom Tunnel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Baehr
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längeren Abschnitt extrem langsam und müssen pfeifen.«
    Breith zog an der Kette der Dampfpfeife und die Lok gab zwei lange, heisere Pfiffe von sich.
    »Ah ja, interessant. Die Arbeiter dort vorne können also die Stelle des Abwurfs wegen dieser kleinen Biegung nicht sehen … Das heißt, man ist in der Lage, hier völlig unbemerkt etwas aus dem Zug zu befördern. Besonders aus dem letzten Wagen …«, stellte Moser fest.
     
    Die Lokomotive fuhr langsam an einer Rotte von Gleisbauarbeitern vorbei, die sich neben den Schienen aufgestellt hatten, bis der Schnellzug vorbei war. Moser dachte, Breith würde sofort wieder Fahrt aufnehmen und wunderte sich, dass die Lok weiterhin fast im Leerlauf dahinrollte, obwohl Waldschmidt kräftig Kohlen nachschaufelte.
    »Wieso fahren Sie denn immer noch so langsam, wir sind doch längst an den Arbeitern vorbei. Dort vorne kommt doch schon das Bahnwärterhaus von diesem Krautwurst in Sicht.«
     
    »Stimmt, wir haben die Baustelle und die Rotte passiert. Aber nur unsere Lok und die ersten beiden Wagen. Der restliche Zug noch lange nicht. Es folgen schließlich vier weitere Personenwagen und der Gepäckwagen mit dem Bremserhaus. Erst wenn der gesamte Zug an der Baustelle vorbeigefahren ist, werden wir wieder schnelle Fahrt aufnehmen.«
     
    »Und woher wissen Sie, dass der Zug komplett die Baustelle hinter sich gelassen hat?«, fragte Moser.
     
    »Ach, das ist Erfahrung. Jeder Lokführer weiß, wie lang sein Zug ist. Sehen Sie da unten die Steine neben dem Gleis. Der Abstand zwischen ihnen beträgt genau einhundert Meter. Man braucht nur die Steine zu zählen und weiß, wie weit das Zugende von einer bestimmten Stelle weg ist. Außerdem kann sich der Bremser im Gepäckwagen am Ende des Zuges über ein Glöckchen mit uns auf der Lok verständigen. Es wird über ein unter den Wagenböden montiertes Seil mit Umlenkrollen betätigt. Eine Erfindung unseres Betriebsleiters.«
     
    Breith winkte dem jungen Krautwurst zu, der vor seinem Postenhaus stand und schnell wieder in seiner warmen Stube verschwand. Der Kriminalrat hatte gar nicht bemerkt, dass es inzwischen leicht schneite. Er fragte sich, ob die klamme Feuchtigkeit seiner Kleidung nun vom dünnen Schnee oder von den Dampfwolken der Lokomotive herrührte. Aber das schien eigentlich egal, denn er fror erbärmlich, obwohl der Kessel der Maschine nach wie vor eine große Hitze verströmte.
     
    Als auch der letzte Wagen des D-Zuges endlich die Baustelle passiert hatte, fuhr die Maschine kurzzeitig wieder mit Volldampf. Breith reduzierte jedoch bald abermals die Geschwindigkeit, da der Zug sich schon auf der Anfahrt zur Station Kaltenbach befand.
    Moser sah rechts unten das Lager in dem engen Tal. Der Kamin der Kantine stieß dichte Rauchschwaden aus; man erkannte Jung, den Koch vor dem Gebäude, der seinen Küchenjungen zum Holz holen scheuchte.
     
    »Ah, da unten gibt es bald Mittagessen«, stellte Breith fest, »würde mich schon interessieren, ob es wieder nur Erbseneintopf ist.«
    »Was anderes kann der Jung doch gar nicht!«, meinte Waldschmidt, der sonst so schweigsame Heizer, süffisant.
    »Du hast recht«, antwortete Breith, »man fragt sich, wovon der Jung eigentlich so dick geworden ist, so wie der kocht …«
    »Ach, der wird sich selber schon was Besseres gönnen als den Arbeitern. Mich wundert, dass der Kettenring nicht längst etwas unternommen hat wegen der Verpflegung in diesem Lager.«
    »Na, der will sicher noch was werden bei der Pfalzbahn. So ein gut bezahlter Posten in Ludwigshafen wäre ganz gewiss was für ihn. Da wird er wohl kaum aufmucken. Denn den hohen Herren in diesem Palast gegenüber vom Ludwigshafener Bahnhof ist es doch ganz recht, wenn das Essen der Arbeiter möglichst billig hergestellt wird; egal ob es schmeckt, oder nicht«, bemerkte der Lokführer.
     
    Inzwischen kamen die Bahnsteige der Station Kaltenbach in Sicht, wenig später hielt der Zug mit laut kreischenden Bremsen vor dem Empfangsgebäude.
     
    »So, Herr Kriminalrat, wir haben ausnahmsweise mit der Lok am Perron gehalten und nicht – wie vorgeschrieben – außerhalb der Absperrung, damit Sie etwas bequemer absteigen können. Ich hoffe, Ihre kleine Fahrt mit unserer ›König Ludwig‹ hat Ihnen ein wenig gefallen und Sie konnten sich davon überzeugen, dass die Teile des Gewehres keinesfalls von einer Lokomotive abgeworfen wurden.«
     
    Moser war noch immer von der Fahrt durch den Tunnel etwas benommen und stellte nur fest: »Na

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