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Moskito

Moskito

Titel: Moskito Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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Filmschächtelchen, Limonadedosen, eine grünkarierte Boxershort.
    »Ich wette, die hätte eine interessante Geschichte zu erzählen«, bemerkte Cavanaugh in dem Versuch, Melanies Stimmung zu heben, aber sie antwortete nicht einmal. Cavanaugh hätte daraufhin die Achseln gezuckt, aber er schleppte schwer an der ersten Ladung Utensilien für die Insektenjagd, die ausnahmslos klobig, groß, schwer oder giftig waren. Melanie und Earl trugen feste Stiefel, aber in Cavanaughs Sportschuhen gluckste und zischelte es bei jedem Schritt durch das matschige Marschland. Selbst jener, der nur patscht und schwanket, dienet dem Herrn.
    Earl Lester hatte wahrhaftig ein Lächeln auf den Lippen. Nun, jedenfalls konnte es sich möglicherweise um ein Lächeln handeln, denn die untere Hälfte seines bleichen, kantigen Gesichts hob sich ein wenig an den Seiten, so daß seine Mundwinkel leicht nach oben gezogen wurden. Er entfaltete die erste der drei Malaise-Fallen, die Cavanaugh gekauft hatte. Zusammen mit allem anderen.
    Dabei handelte es sich um eine automatische Fangvorrichtung für den Gebrauch bei Tageslicht. Grüne Netze bildeten eine hohe Pyramide über einem Stativ, dessen Beine tief in den Matsch gerammt wurden. An zwei Seiten der Pyramide reichten die Netze bis zum Boden, an den anderen beiden endeten sie einen Meter über dem Boden. An der Spitze des Stativs steckte ein Kasten, in dessen Innerem sich ein mit Zyankali imprägniertes Labyrinth befand.
    Während er die Vorrichtung aufbaute, wurde Earl mit einem Mal gesprächig – ein so verblüffender Vorgang, als wäre er plötzlich selbst in die Malaise-Falle entschwebt.
    »Wissen Sie, Insekten, die neigen dazu, nach oben zu fliegen, wenn sie auf ein Hindernis treffen«, sagte der Junge; es klang wie aus einem Lehrbuch auswendig gelernt. »Also fliegen sie direkt in den Behälter da oben, wo sie getötet werden. Es gibt achthunderttausend Arten der Klasse Insecta, und das sind ungefähr achtzig Prozent aller tierischen Spezies auf dieser Welt. Und wir suchen nach Phylum Arthropoda, Klasse Insecta, Ordnung Diptera, Familie Culicidae, Gattung und Art Anopheles quadrimaculatus.«
    Jetzt endlich lächelte auch Melanie. Cavanaugh war es nicht gelungen, sie versöhnlich zu stimmen, aber der Junge schaffte es. Nun ja, solange es wenigstens irgend jemandem gelang …
    »Sehen Sie das dort?« Earl streckte den Finger aus. »Das klitzekleine orangefarbene Ding auf dem Blatt dort? Das ist ein Metrior hynchromiris dislocatus. Frißt Pflanzen, auch Nutzpflanzen. Die Miridae sind die größte Familie echter Wanzen. Stellen Sie mal die Lichtfalle dort drüben auf dem trockenen Platz auf, Agent Cavanaugh.«
    Cavanaugh gehorchte. Die Lichtfalle hing von einer Stange, die er unter Earls Anleitung in den Boden hämmerte. Die Insekten, angelockt von dem rundum strahlenden Licht, würden gegen eine senkrechte Platte fliegen und in einen Behälter mit Alkohol darunter fallen.
    »Wir werden einen Haufen Motten und Käfer dazukriegen«, stellte Earl fest, »aber da kann man nichts machen. Wir wollen ja auch ’nen guten Querschnitt durch alles, was nachts hier rumfliegt, nicht nur am Tag. Ein paar Moskitos werden schon darunter sein. Wissen Sie, was die weibliche Töpferwespe macht? Eumenes megaera. Sie formt einen kleinen Topf aus Lehm auf einem Ast, wo sie ihre Eier reinlegt. Dann füllt sie den Topf mit verschiedenen gelähmten Raupen an und versiegelt ihn. Wenn man den Boden von dem Topf abschneidet, dann tut sie trotzdem die Raupen rein, auch wenn die alle unten wieder rausfallen. Instinkt. Aber immer bloß ’ne gewisse Menge, und dann hört sie auf damit. Andere Spezies, die Eiertöpfe machen, die tun Raupen rein, so lange, bis sie an Erschöpfung draufgehen. E. megaera ist ein echt kluges Kind.«
    »Im Unterschied zu gewissen Leuten«, murmelte Melanie, »die Beweise in löchrige Gefäße tun, bis sie auch an Erschöpfung draufgehen.«
    Cavanaugh ignorierte sie. Seine Socken waren bereits völlig durchweicht.
    Earl beendete die letzten Handgriffe an der Lichtfalle und wandte sich an Cavanaugh. »Und jetzt kommt der lustige Teil. Sie nehmen dieses Netz, Agent Cavanaugh, und Sie nehmen diesen Zyankalibehälter, Miss Melanie.«
    Cavanaugh wartete darauf, daß sie kühl sagte: »Doktor Anderson für dich«, aber er wartete vergebens. Sie mußte den Jungen wirklich mögen.
    »Und geben Sie acht, daß Sie nichts einatmen von dem Zeug im Behälter. Zyankali ist wirklich furchtbar giftig.«
    »Ich

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