Moskito
fünf, zwei Frauen und drei Männer, nur eines davon schwarz – die jüngere (und hübschere, das bemerkte er unwillkürlich) der beiden Frauen. Farlow stellte alle vor. Melanie Anderson schenkte ihm ein Lächeln, die anderen nicht. Also war man intern geteilter Meinung, was die Anwesenheit des FBI betraf. Cavanaugh war sehr interessiert, den Grund hierfür herauszufinden.
»Wir wollen uns hinsetzen, während wir auf die anderen warten«, sagte Farlow. »Kaffee, Agent Cavanaugh?«
Alle anderen hatten den ihren schon. »Ja, bitte.«
»Die Teammitglieder von der Gesundheitsbehörde haben um einen Vertreter des FBI ersucht, weil wir jede Möglichkeit abdecken wollten«, sagte Farlow und erinnerte Cavanaugh an Jerry Dunbar, »obwohl wir selbst noch nicht sicher sind, was eigentlich los ist.«
»Aber manche von uns sind sicherer als andere«, sagte Melanie Anderson und nahm einen Schluck Kaffee. Farlow wirkte nicht im geringsten ärgerlich. Sein Stab war wohl daran gewöhnt, alle Ansichten ohne jede Zurückhaltung zur Sprache zu bringen. Cavanaugh revidierte seine Meinung: Farlow war doch kein zweiter Jerry Dunbar.
»Wir haben Sie gebeten«, fuhr Farlow fort, »eine halbe Stunde früher zu kommen als die Gesundheitsbehörde und das USAMRIID – das Forschungsinstitut für Infektionskrankheiten der U.S. Army, wird Ihnen ein Begriff sein –, damit uns Zeit bleibt, Sie auf den neuesten Stand der Dinge zu bringen. Die anderen Gruppen haben bereits alle Unterlagen von uns bekommen, wir haben sie auf dem laufenden gehalten. Und nun, Agent Cavanaugh …«
»Robert«, sagte Cavanaugh.
»Gut. Also, Robert, vor etwa einer Woche erhielt das Zentrum für Seuchenkontrolle Blut- und Gewebeproben von jenem Krankenhaus in New York, in dem Senator Malcolm Peter Reading behandelt wurde. Vermutlich haben Sie in der Zeitung gelesen, daß der Senator während einer Rede anläßlich des Vorwahlkampfes einen Schlaganfall erlitt und starb.«
Senator Reading? New York? Das war es nicht, was Cavanaugh zu hören erwartet hatte. Er verspürte ein Kribbeln im Nacken.
»Die Gewebeproben zeigten, daß der Senator sich mit Malaria angesteckt hatte. Außerdem zeigten sie, daß er eine Sichelzellenanlage hatte. Wissen Sie, was das ist?«
Ungefähr wußte er es; er nickte. Besser, Farlow erst einmal reden zu lassen und erst später Fragen zu stellen. Das Kribbeln verstärkte sich. Es sagte ihm: Obacht! Schwerwiegend! Er nahm einen Schluck Kaffee.
»Das Merkwürdige ist, daß sich die Malariaparasiten im Inneren der Blutkörperchen mit dem fehlerhaften Hämoglobin befanden. Normalerweise können diese Zellen P. falciparum nicht aufnehmen. Aber Gary hier – er ist unser Labormann, und diese fahrbare Monstrosität da draußen gehört ihm – hat die Fakten ohne jede Spur eines Zweifels festgestellt. Dieser mutierte Typ von Malaria befällt – mit echtem Erfolg – nur Sichelzellen. Er bringt sie dazu, spontan kompakte Blutgerinnsel im Gehirn zu bilden, die dann einen schweren Schlaganfall hervorrufen. Diese sichelförmigen Blutkörperchen sind eine genetisch bedingte Veranlagung, die Träger meist Amerikaner afrikanischer Abstammung. Und deshalb haben wir die Bundespolizei beigezogen. Wir dachten …«
»Einige von uns dachten«, korrigierte ihn Susan Muscato, ohne jemanden dabei anzusehen.
Farlow sprach weiter. »… wir dachten, da das FBI für Bürgerrechts- und Diskriminierungsangelegenheiten zuständig ist, könnte der rassische Aspekt …«
Cavanaugh unterbrach ihn: »Können Inder das auch haben?«
»Einige. Es gibt Teile der indischen Bevölkerung, die an einer Sichelzellenanlage leiden.«
Volltreffer. Cavanaughs Verstand raste. Die Schlaganfälle am Dellridge, am Memorial auf der anderen Seite des Flusses in Virginia … aber Malaria? Niemand in den Krankenhäusern hatte Malaria erwähnt!
Er sagte: »Wir haben auch hier in Maryland eine Häufung von Schlaganfällen. Am Gemeindekrankenhaus Dellridge …«
»Ja, das wissen wir«, sagte Susan Muscato. Cavanaugh spürte ihre Geringschätzung. »Wir haben eine ganze Woche damit zugebracht, die Epidemiologiekurve zu zeichnen. Das ist unsere Arbeit, Agent Cavanaugh.«
»Joe, bringen Sie’s her«, sagte Farlow.
Der jüngste Angehörige des Teams, Joe Krovetz, öffnete die Tür zum Schlafraum. Augenblicklich wurde der Krankenhausgeruch übelkeitserregend, aber niemand außer Cavanaugh schien das zu bemerken. Krovetz kam mit einem zusammengerollten Blatt Papier und einem
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