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Moskito

Moskito

Titel: Moskito Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Kress
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aus der Ferne verfolgt …«
    Auf einem anderen Blatt stand die Ankündigung, daß das FBI eine Belohnung von 500.000 Dollar für Hinweise aussetzte, die auf direkte Weise zur Ergreifung des Terroristen führten.
    »… verfolgt zwar über die Medien alle den Fall betreffenden Schritte, die unternommen werden, ist jedoch zu klug, um Zeitungsausschnitte zu sammeln oder …«
    »Verzeihung«, unterbrach ihn Cavanaugh erneut. Dunbar starrte ihn gequält an.
    »Wurde der Umstand schon diskutiert, daß die Aussetzung einer Belohnung in dieser Größenordnung noch mehr Hinweise produzieren muß, die sich auf angebliche Einzeltäter beziehen? Damit wird ein gewaltiges Ausmaß an Aktivität davon abgelenkt, sich auch auf Gruppierungen zu konzentrieren – sowohl auf heimische als auch auf ausländische.«
    Jetzt starrten ihn die beiden Agenten von Abteilung Fünf, Maloney und Meath, ebenso unverwandt an wie Dunbar. Nur ruhiger. Dunbar sagte: »Wir lassen die Möglichkeit einer Involvierung von Gruppierungen keineswegs außer acht, Robert. Radikale Kreise im Inland werden weiterhin überprüft, sobald sie den drei Kriterien unserer Richtlinien entsprechen. Sie wissen doch noch, wie die lauten, oder?«
    Cavanaugh nickte. Natürlich wußte er das. »Androhung oder Aufruf zur Gewalt; offensichtliche Fähigkeit, die Drohung auszuführen; potentielle Verletzung von Bundesgesetzen.«
    Dunbar war nicht glücklich mit ihm. »Und die Agenten Graham und DiPreta …« – er deutete mit dem Kopf auf die beiden Personen zu seiner Rechten, eine davon eine Frau – »sind Rechtsattachés. Was wir erfahren haben, bevor Sie erschienen sind.«
    Rechtsattachés waren Agenten bei Dienststellen im Ausland, deren Aufgabe es war, die Tätigkeit des FBI mit den jeweiligen lokalen Polizeibehörden zu koordinieren. Sie arbeiteten unverdeckt – im Gegensatz zur CIA, die sich vermutlich auch mit dem Aspekt ausländischer Terroristen beschäftigte. Ganz sicher beschäftigten sie sich damit, dachte Cavanaugh, aber das darf man nicht erwähnen. Die beiden Rechtsattaches betrachteten ihn mit unbewegter Miene.
    »Wenn ich jetzt zum Ende meiner Ausführungen kommen darf«, sagte Doktor Gissing eisig.
    »Ich bitte darum«, nickte Dunbar. Sein Nacken lief rot an. Direkt über dem Kragen.
    »Danke. Der Schlüssel zum Charakter dieses Individuums ist sein Gefühl der Überlegenheit. Er sieht sich als machtvolle Figur im Hintergrund, die ganze Bürokratien – wie etwa das FBI – dazu bringt, das zu tun, was sie will. Aus diesem Grund hat er niemanden in seine Aktivitäten eingeweiht, nicht einmal seine Frau oder Lebensgefährtin. Das Labor, wo er den Malariaparasiten hergestellt und Moskitos damit infiziert hat, befindet sich demnach nicht in seinem Heim. Niemand außer ihm weiß davon. Niemand sonst ist es wert, an seinem Erfolg teilzuhaben.
    Und für ihn ist es ein Erfolg. Sein Größenwahn ist so tief verwurzelt, daß er einer jener seltenen Menschen sein könnte, denen es gelingt, einen Lügendetektor zu überlisten. Er sieht sich als reinigende Kraft für die Gesellschaft – zu deren eigenem Besten. Doch um das zu begreifen, sind außer ihm selbst nur wenige Menschen scharfsichtig genug. Davon ist er zutiefst überzeugt.«
    Doktor Gissing brach ab und konsultierte seine Aufzeichnungen. Cavanaugh war zu sehr damit beschäftigt gewesen, seine Papiere durchzusehen, um sich dafür zu interessieren, wie viele Agenten im Raum schwarzer Hautfarbe waren. Jetzt zählte er sie: etwa sechs Prozent, dasselbe Verhältnis wie beim ganzen FBI. Irgend jemand ging da mit großer Sorgfalt vor.
    Er dachte an Melanie Anderson und hoffte, daß keiner dieser schwarzen Agenten an der Sichelzellenanlage litt.
    »Und schließlich«, fuhr Doktor Gissing fort, »sollte dieser Mensch – weil er sich als geborenen Aristokraten betrachtet – auf wenigstens einem Konsumgebiet seinen überlegenen Geschmack zur Schau stellen. Das könnte sich auf seinen Wagen beziehen, auf seine Kleidung oder auf seine Weinkennerschaft. Wir haben keine Ahnung, was davon zutrifft – aber er verfügt nicht über das Einkommen, um sich das alles zu ermöglichen. Sehr wahrscheinlich verdient er zwischen vierzig- und sechzigtausend im Jahr, und er verwaltet sein Geld klug. Doch in einer bestimmten Facette aristokratischen Geschmacks wird er sich nur das Beste leisten und verächtlich auf alles darunter herabsehen.
    Gibt es irgendwelche Fragen?«
    Alle Blicke richteten sich auf Cavanaugh, jener von Dunbar

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