Motte Maroni - Horrorfahrt der Dämonenbahn
„Würmer mit solch prächtigem Fellkleid hab ich noch nie gesehen. Nicht einmal im Fernsehen!“
In seine Überlegungen hinein ertönt ein lautes, höllisches,furchterregendes und vor allem sehr, sehr gemeines Lachen. Der Meier fährt herum. Vor ihm pflanzt sich ein Wesen auf, nicht viel größer als er, auf jeden Fall runder und um einiges hässlicher. Das Wesen hat die Arme in die Seiten gestemmt, seine schlammig grüne, schuppige Haut ist voller Warzen und Borsten. Auf dem Kopf hat es eine auffällige Delle, in der platten Nase ein unansehnliches drittes Nasenloch, die Augen sind unter den wulstigen Brauen kaum zu erkennen. Den Unterkiefer hat es leicht nach vorne geschoben, was zur Folge hat, dass es unablässig aus den Mundwinkeln speichelt.
Die Beine sind kurz und auffallend dünn, ganz im Gegenteil zum Oberkörper, der eher massiv wirkt und einen ordentlichen Bauchansatz aufweist. Es trägt ein Beinkleid, das den Meier entfernt an eine Krachlederne erinnert, wie sie der Pappmaché-Zombie am Eingang des Geisterschlosses anhat. Interessiert besieht der Meier das seltsame Wesen, das offenbar wünscht, dass er, der Meier, sich vor ihm ganz grässlich fürchtet.
„Harharhar!“, lacht das Monster diabolisch.
„Tag!“, grüßt der Meier artig.
„Buh!“, macht das Monster.
„Prosit!“, ruft der Meier und kramt ein Taschentuch hervor.
„Hab ich dich, Jüngster der Meiers!“, dröhnt dasMonster. „Jetzt gehörst du mir, bis in alle Ewigkeit!“ Es hebt die Arme und winkt drohend mit seinen Klauen. Der Meier schaut auf die Uhr. „Na, da haben wir ja genug Zeit, uns vorzustellen! Also, ich heiße Meier, und wie heißt du … Ding?“
Das Monster rollt die Augen: „Senft!“, ruft es. „Aloisius Senft heiße ich, Nichtswürdiger!“
„Lustiger Name!“, findet der Meier. „Woher kommt der? Wenn ich ihn höre, krieg ich Lust auf Würstchen! Spaßig, was? Was ist deine Leibspeise … Ding? Meine ist Cordon bleu mit Pommes und einer Idee Ketchup. Mayo mag ich auch recht gerne. Salat muss nicht sein. Dafür mag ich Apfelstrudel mit Vanillesauce. Ein wenig seltsam, ich weiß. Und Schinkenröllchen mag ich. Und Schnitzel. Magst du Schnitzel, Aloisius?“
Der Dämon schiebt seine Fratze ganz nahe an Meiers Gesicht heran: „Für dich immer noch ‚Herr Senft’, wenn ich bitten darf! Ich bin nämlich ein fürchterlicher Dämon!“, zischt er. „Mächtig und unbesiegbar! Ich werde dich das Fürchten lehren, du nichtswürdiger Nachfahre einer rachitischen Bergziege!“
Der Meier weicht ein bisschen zurück, der Dämon registriert das erleichtert, denn schön langsam beginnen seine Nerven zu vibrieren. Der nichtsnutzige Knabe will einfach nicht um Gnade winseln. So macht das ganzeDämonendasein keine Freude. „Steter Tropfen höhlt den Stein!“, denkt Aloisius Senft halblaut. Sicherheitshalber knurrt er den Meier noch einmal an.
„Wenn Sie sich öfter die Zähne putzen würden, dann würden Sie hundertpro sympathischer rüberkommen!“, erklärt der Meier dem verdutzten Dämon und hält sich die Nase zu. „Noch ein Tipp: Gegen die schuppige Haut, da gibt es Cremes, die kann man in gut sortierten Apotheken und Drogerien erwerben. Oder übers Internet!“ „Weißt du überhaupt, wer ich bin, du Wurm?“, brüllt der Dämon.
„Na, der Aloisius Senft, haben Sie ja schon gesagt!“, antwortet der Meier verwirrt.
„Und weißt du überhaupt, warum du hier bist?“, brüllt der Dämon.
„Ehrlich gesagt, nein!“, gesteht der Meier. „Aber Sie werden es mir bestimmt gleich sagen.“
„Das werde ich!“, poltert der Dämon und rollt gefährlich die Äuglein. „Vor vielen, vielen Lenzen war’s, da nahm ein Meier mir das Leben. Mit einem Speerwurf beendete er mein Flehen an die Götter. Rache schwor ich, fürchterliche Rache!“
„Interessant“, sagt der Meier. „Und was hab ich damit zu tun?“
„Die Rache wirst du zu spüren bekommen, als JüngsterAbkömmling dieser meuchlerischen Sippe von Nervensägen!“
„Mhm. Dauert das lange? Weil, ich müsste dann wieder zurück, zu den anderen.“
„Ewig wird sie sein, die Rache!“
„Und wie schaut so was aus? Stehen wir jetzt ewig hier herum und plaudern?“
Der Dämon stutzt, kratzt sich am Kopf. Kurze Zeit scheint er nachzudenken, dann richtet er sich auf, rollt die winzigen Augen und grollt: „Ich reiß dir den Kopf ab, Meier, und dann spiel ich damit Fußball!“
Der Meier ist anderer Meinung: „Da werden Sie keine Freude damit
Weitere Kostenlose Bücher