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Mottentanz

Mottentanz

Titel: Mottentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Weingarten
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Album ist unter M eingeordnet. Logischerweise. « Der Typ zeigt in die Richtung. »In zweieinhalb Monaten kommt ihr neues Album auf den Markt.«
    Der Typ schaut mich an, als wollte er herausfinden, ob mich sein Fachwissen beeindruckt. Es schmeichelt mir, dass ihn das interessiert.
    Sean nickt. »Cool«, sagt er. »Danke.«
    Er geht tiefer in den Laden hinein. Vor den Ms stehen ein Junge und ein Mädchen, beide haben glattes, glänzend kupferfarbenes Haar. Beide haben helle, reine Haut, Schweinchen-Stupsnasen und riesige Augen, als kämen sie von einem Planeten, wo alle Leute so aussehen. Das Mädchen hat seine Hand in die hintere Hosentasche des Typen gesteckt. Sean beginnt, M zu durchsuchen.
    »Ihr sucht nach Monster Hands?« Der Typ beobachtet uns, oder vielmehr mich. Aber er redet mit Sean.
    »Ja«, sage ich.
    »Sorry, ihr Süßen!«, sagt das Mädchen. Sie hält eine graue CD-Hülle hoch, auf der ein riesiges Paar Monsterhände abgebildet ist, das eine Kaffeetasse hält. »Wir haben uns gerade die letzte geschnappt.«

    »Kann ich mir die CD mal anschauen?«, frage ich. Der Typ starrt inzwischen auf meinen Busen.
    »Sorry, aber den Trick kenne ich!« Das Mädchen schüttelt den Kopf. »Wir zeigen euch das Ding und dann haut ihr damit ab. Netter Versuch. Es gibt einfach keine ehrlichen Menschen, wenn es um Monster-Hands-CDs geht. Deswegen brauchen wir ja eine neue. Weil ein Freund, oder sagen wir mal, ein ehemaliger Freund unsere geklaut hat.« Das Mädchen runzelt die Stirn. »Oh, du siehst aber enttäuscht aus. Oje. Das kann ich verstehen, ehrlich. Ich und mein Schatzi liiiiiiieeeeeben Monster Hands, stimmt’s, Babe?«
    Ihr Freund nickt in Richtung meiner Brüste. »Wir lieben diese Band.«
    »Ich und meine Knutschkugel hier können es kaum abwarten, bis ihr neues Album erscheint. Wir werden schon eine Woche vorher vor dem Laden hier kampieren. Das Zelt haben wir schon gekauft.«
    Dann stehen wir vier eine Sekunde lang stumm da, bis das Mädchen einen schrillen Kreischer loslässt.
    »NEIN!« Sie lässt die CD fallen und reißt Sean das Monster-Hands-Foto aus der Hand. »Oh Gott, ich mache mir gleich in die Hose! Ich mache mir jetzt in die Hose! Sie haben das Foto von Ians Tattoo aus Bijoux! Ist das zu glauben? « Sie wedelt mit dem Foto vor dem Gesicht ihres Freundes herum.
    »Wie zum Henker habt ihr das gekriegt?«, fragt er. »Die Lady, die dort arbeitet, ist ein echter Drache! Mit diesen Kiefern könnte sie dir glatt das Bein durchbeißen.«
    Ich zucke mit den Schultern.

    »Rock’n’Roll«, sagt der Typ. Er hält die Hand hoch und streckt Zeige- und kleinen Finger in die Luft. Das Mädchen sieht mich böse an, hakt sich dann bei ihm unter und zieht ihn an sich. Dann starrt sie wieder das Foto an.
    »Aber ganz im Ernst, die Leute im Forum werden sich vor Aufregung in die Hose machen, wenn sie das sehen. Alle gleichzeitig.« Sie schüttelt das Foto. Ihre Fingernägel sind von eingetrockneter grüner Tinte umrandet. »Okay. Wie viel wollt ihr dafür?« Sie schaut auf und streicht ihr Haar zur Seite. Sie trägt unglaublich viel Eyeliner.
    »Es steht nicht zum Verkauf«, sage ich.
    »Okay, ich weiß, worauf du hinauswillst. Das respektiere ich.« Sie nickt. Holt tief Luft und setzt dann ein falsches Lächeln auf. »Ich bin Jamie«, sagt sie. »Und das hier ist mein Freund Jamie. Ich weiß, Jamie und Jamie, unglaublich niedlich und so. Wie heißt ihr?«
    »Ellie«, sage ich.
    »Sean«, sagt Sean.
    »Also, Ellie und Sean, ich verstehe, warum so etwas nicht mit Geld zu kaufen ist, aber vielleicht wollt ihr ja tauschen? Jeder vernünftige Mensch würde das tun.« Jamie-Girl greift in Jamie-Boys Hosentasche und zieht einen selbst gebastelten Geldbeutel aus Paketklebeband heraus. Sie öffnet ihn und holt ein gefaltetes Blatt Papier heraus. Sie beugt sich zu mir.
    »Okay, es ist schon eine große Sache, dass ich dir das hier überhaupt zeige, und eine Menge Leute würden schon für einen Blick darauf eine Menge Kohle springen lassen, aber…« Sie faltet das Papier auseinander und schaut sich nach allen Seiten um. »Hier. Hier ist es. Diese Zeichnung wird auf dem
Cover ihres nächsten Albums sein.« Sie hält sie mir mit einem stolzen Grinsen vors Gesicht.
    Ich klappe mir die Hand vor den Mund und atme heftig ein. Mein Herz schaltet in den Schnellvorlauf.
    In der Mitte des Papiers ist die Fotokopie einer Zeichnung — ein Mädchen, die Hände auf dem Kopf. Sie hat die Beine leicht gegrätscht und den Kopf

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