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Mottentanz

Mottentanz

Titel: Mottentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Weingarten
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ganzem Herzen für dich da und werde immer für dich da sein. Ich weiß nicht, wohin ich diesen Brief schicken soll, denn du bist gerade nicht da. Aber sicherlich kommst du bald wieder, solange bewahre ich ihn für dich auf. Ich will, dass wir das alles gemeinsam durchstehen, Nina. Wir brauchen uns jetzt mehr denn je.
    In Liebe, Sean
     
    Oh mein Gott. Ich überfliege den Stapel.
     
    Nina, ich war heute wieder im Mothership und habe nach dir gesucht. Ich verstehe nicht, warum du gegangen bist, ohne mir zu sagen, wohin. Wir brauchen uns doch jetzt. Wir sollten das gemeinsam durchstehen. Niemand versteht dich so gut wie ich. Niemand kann so für dich da sein wie ich. Warum lässt du mich nicht?
     
    Nina, ich war gestern im Mothership. Ein Typ hat mir gesagt, du seiest dort gewesen, er habe dich aber seit Tagen nicht mehr gesehen. Wo bist du? Wo bist du? Wo bist du? Wo bist du? Ich muss dich finden, sonst ergibt nichts mehr einen Sinn. Du brauchst mich jetzt. DU BRAUCHST MICH! Warum verstehst du das nicht?

    Nina, die Polizei war heute bei mir zu Hause und stellte Fragen darüber, wo Jason das Heroin bekommen haben könnte. Ich sagte ihnen, ich hätte keine Ahnung. Aber wieso kamen sie auf die Idee, ich könnte etwas darüber wissen?
     
    Nina, ich habe heute bei dir zu Hause angerufen und nach dir gefragt. Deine Mutter wurde wütend und sagte mir, ich solle nicht mehr anrufen. Jason ist schon seit zwei ganzen Wochen fort. Ich versuche, nicht zu schlafen, denn dann fängt das Schreien in meinem Kopf an und es hört nicht mehr auf. Ich kriege dich nicht aus dem Kopf. Ich glaube, du ahnst, was ich getan habe. Aber ich habe das alles nur für uns getan. Das musst du doch wissen. Komm zurück zu mir.
     
    Ich überspringe ein paar Briefe.
     
    Es ist jetzt einen Monat her. Wo bist du? Jede Nacht, wenn ich mich hinlege, kommt er zurück und bittet mich, es nicht zu tun. Aber die Zeit macht merkwürdige Dinge und die Entscheidung ist schon längst gefallen. Ich versuche immer, ihm zu erklären, dass ich es tun musste … für die Liebe. Aber er versteht es nicht und in dem Traum verstehe ich es auch nicht. Wenn ich aufwache, ergibt alles noch weniger Sinn als vorher. Wo bist du? Wo bist du, süße Nina? Wir sollten uns gegenseitig beistehen. Wenn wir das nicht tun, WAS HATTE ES DANN FÜR EINEN ZWECK? Mir das nicht tun, WAS HATTE ES DANN FÜR EINEN ZWECK?
    Mir ist meistens schlecht. Es dringt in meine Gedanken und
in alles, was ich tue. Ich kann dem nicht entfliehen. Du bist die Einzige, die mich davon befreien könnte, die mir in Erinnerung rufen könnte, warum es okay ist, warum ich das tun musste.
    Ich gehe an Orte, an denen du vielleicht sein könntest, und warte darauf, dass du zurückkommst. Das ist alles, was ich tun kann. Warten. Die Zeit herumbringen und diese Briefe schreiben, die ich dir zeigen werde, wenn ich dich endlich finde. WO BIST DU?????? Ich will glauben, dass du verloren bist und ich dir helfen kann, den Weg nach Hause zu finden. Ich will ja daran glauben, aber es ist so schwer, wenn man allein ist. Ich versuche es.
     
    WARUM TUST DU MIR DAS AN? WARUM WARUM WARUM
    WARUM? Ich halte es nicht mehr aus. Ich ertrage es nicht. Ich kann ohne dich nicht leben. WO BIST DU? Ich bin jeden Tag und jede Nacht krank. Ich weiß, dass du mich liebst. Ich weiß, dass du mich liebst. Ich weiß es, ich weiß es. Aber warum kann ich es nicht mehr spüren? Etwas verblasst. Wenn die Liebe fort ist, steigen andere Dinge an die Oberfläche. Dinge, an die ich nicht denken kann. Ohne dich werde ich niemals einen Schlussstrich setzen können.
     
    Meine Hände zittern so stark, dass die Blätter knistern. Ich atme heftig. Es sind zu viele Briefe, zu viele, um sie alle zu lesen. Ich blättere zum letzten Blatt in dem Stapel. Sechs Worte in dicker schwarzer Schrift. Sonst nichts.
     
    ICH HABE ES FÜR DICH GETAN

    Ich stoße einen Schrei aus und schlage die Hand vor den Mund. Nein nein nein nein nein nein nein! Das ist unmöglich. Das kann nicht wahr sein. Das kann nicht wahr sein. Wie kann das wahr sein?
    Ich greife nach dem Zeitungsartikel über Jasons Tod und schaue auf das Datum. Ich kann nicht glauben, das mir das bislang nicht aufgefallen ist. Nina ist an Jasons Todestag verschwunden.
    Das darf einfach nicht bedeuten, was es bedeutet.
    Das muss ein Witz sein. Oder ein Druckfehler. Oder irgendetwas. Egal was! Ich denke an die Party im Mothership. An alles, was Sean dort zu mir gesagt hat. An seine Bereitschaft, mir zu helfen.

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