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Mount Dragon - Labor des Todes

Titel: Mount Dragon - Labor des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston , Lincoln Child
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Vielleicht würde er morgen wieder die Kraft dazu haben.
    In seinem Zimmer starrte Carson eine Weile auf die kahlen, weißen Wände und nahm schließlich all seine Energie zusammen, um sich an den Laptop zu setzen und die Testdaten von X-FLU II durchzugehen. Dabei fiel sein Blick auf den Banjokasten. Was soll's? dachte er. Er würde jetzt ein bißchen spielen, möglichst leise natürlich. Nur fünf, höchstens zehn Minuten. Und wenn ihn das auf andere Gedanken gebracht hatte, würde er sich seiner Arbeit widmen.
    Als er das Instrument aus dem Kasten nahm, entdeckte er auf dem gelblichen Filz darunter ein zusammengefaltetes Stück Papier. Mit einem Stirnrunzeln holte er es heraus und entfaltete es auf seinen Knien.

    Lieber Guy,
    ich habe dieses fürchterliche Instrument zwar immer gehaßt, aber jetzt hoffe ich, daß Sie es wenigstens halbwegs regelmäßig herausholen und spielen. Ich hätte Sie vor meiner Abfahrt heute früh gerne noch einmal gesprochen, aber Sie sind offenbar schon unten im Fiebertank, und ich kann nicht mehr länger warten. So ist dies wohl der beste - und einzige - Weg, mit Ihnen in Kontakt zu treten.
    Wie Sie wissen, werde ich ein paar Tage weg sein. Seit unserem Gespräch habe ich ohne Erfolg versucht, Burts möglicherweise vorhandenes Tagebuch zu finden. Sie kennen das Laborgelände und die Umgebung sehr viel besser als ich und wissen genau, woran Burt gearbeitet hat. Es wäre gut möglich, daß Burt, vielleicht sogar unabsichtlich, einen Hinweis darauf hinterlassen hat, wo dieses Tagebuch vielleicht zu finden ist. Könnten Sie bitte Burts offizielle Aufzeichnungen noch einmal daraufhin durchsehen?
    Aber bitte versuchen Sie unter keinen Umständen, das Tagebuch selbst zu finden. Überlassen Sie das mi r, wenn ich von meiner Reise zurückkomme. Und erzählen Sie in der Zwischenzeit niemandem davon.
    Wenn ich selbst mehr Zeit hätte, würde ich Sie nicht mit diesen Dingen belasten, aber ich habe das Gefühl, daß ich Ihnen vertrauen kann. Ich hoffe, daß ich mich diesbezüglich nicht geirrt habe.
    Ihr Gil Teece
    Carson las die offenbar rasch hingekritzelte Notiz noch ein zweites Mal. Teece war anscheinend am Morgen des Sandsturms hiergewesen und hatte, als er ihn nicht angetroffen hatte, die Notiz dort hinterlegt, wo er hoffte, daß Carson sie finden würde. Als Carson am Abend desselben Tages auf der Terrasse der Kantine mit Singer Bluegrass gespielt hatte, war ihm in der Dunkelheit der Zettel nicht aufgefallen. Bei dem Gedanken, wie leicht das Blatt Papier damals hätte herausfallen können, wurde ihm ganz anders. Was wäre gewesen, wenn Singer es gefunden hätte? Oder sogar Nye?
    Ärgerlich verbannte Carson diesen Gedanken aus seinem Gehirn. Wenn du so weitermachst, dann bist du in ein paar Tagen so paranoid wie de Vaca. Oder so verrückt wie Burt. Er schob die Nachricht in seine hintere Hosentasche und rief de Vaca auf ihrem Zimmer an.

    »So wohnen Sie also, Carson. Hätte ich mir ja denken können, daß man Ihnen ein Zimmer mit schöner Aussicht gegeben hat. Ich sehe aus meinem Fenster nur die Rückwand der Verbrennungsanlage.«
    De Vaca trat vom Fenster zurück. »Man sagt, daß man aus der Art, wie ein Mensch seinen Lebensbereich einrichtet, wichtige Rückschlüsse auf seine Persönlichkeit ziehen kann«, sagte sie, während sie ihre Blicke über die kahlen Wände streifen ließ. Dann schaute sie Carson über die Schulter, als dieser sein PowerBook einschaltete.
    »Etwa einen Monat bevor er Mount Dragon verließ, wurden Burts Tagebucheinträge immer kürzer«, sagte Carson, während er sich ins Netz einloggte. »Wenn Teece recht hat, dann hat er zu dieser Zeit mit seinen geheimen Aufzeichnungen angefangen. Wenn es in seinen Notizen wirklich irgendwelche Hinweise darauf gibt, dann sollten wir an dieser Stelle anfangen zu suchen.«
    Er fing an, durch das Arbeitstagebuch zu scrollen. Während die Formeln, Listen und Daten über das Display liefen, erinnerte sich Carson daran, wie er das Journal an seinem ersten Arbeitstag im Fiebertank gelesen hatte. Es kam ihm vor, als sei das in einem anderen Leben gewesen. Wie damals deprimierte es ihn, von all den fehlgeschlagenen Experimenten und den anfänglich hochfliegenden Hoffnungen zu lesen, die sich schließlich alle doch wieder in Luft auflösen sollten. Jetzt erinnerte ihn das alles auf unangenehme Weise an seine eigene Arbeit. Je weiter er vordrang, desto häufiger mischten sich unter die rein wissenschaftlichen Aufzeichnungen

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