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Mount Dragon - Labor des Todes

Titel: Mount Dragon - Labor des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Preston , Lincoln Child
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der Name Carson?«
    »Nun, Sie müssen schon zugeben, daß >Kopf der Kuh< doch ein ziemlich seltsamer Name ist.«
    »Auch nicht seltsamer als >Sohn des Car<.«
    »Entschuldigen Sie, daß ich gefragt habe«, sagte Carson. Hätte er nur den Mund gehalten.
    »Wenn Sie sich ein wenig in der spanischen Geschichte auskennen würden«, sagte de Vaca, »dann würden Sie unseren Namen vermutlich kennen. Weil im Jahr 1212 ein spanischer Soldat einen wichtigen Paß mit einem Kuhschädel gekennzeichnet hat, konnten die Spanier einen entscheidenden Sieg über die Mauren erringen. Der Soldat wurde geadelt und erhielt vom König den Ehrennamen Cabeza de Vaca.«
    »Faszinierend«, meinte Carson und gähnte. Auch wenn es sich dabei um eine Legende handeln dürfte, dachte er im stillen. »Alonso Cabeza de Vaca war einer der ersten europäischen Siedler, die 1598 nach Amerika kamen. Unsere Familie zählt zu den ältesten spanischen Geschlechtern in Amerika, auch wenn ich persönlich nicht allzuviel Wert auf solche Sachen lege.« Der stolze Ausdruck auf ihrem Gesicht strafte ihre Worte Lügen. Sie legte sehr wohl Wert auf solche Sachen. Eine Weile ritten sie schweigend nebeneinander her und genossen den schönen Tag und den eleganten Trab ihrer Pferde. Als de Vaca ein wenig vorausritt, bewunderte Carson, wie ihr Unterleib sich den Bewegungen des Pferdes anpaßte, ihr Oberkörper aber entspannt und ruhig blieb. Sie hielt die Zügel mit der linken Hand und hatte die rechte lässig in eine ihrer Gürtelschlaufen gehakt. Als sie kurz vor der Ruine war, hielt sie ihr Pferd an und wartete, bis Carson zu ihr aufgeschlossen hatte. »Machen wir doch ein Rennen zur Ruine«, sagte sie plötzlich, beugte sich nach vorn und gab ihrem Pferd die Sporen. Bis Carson mitbekommen hatte, was sie wollte, und Roscoe antreiben konnte, hatte sie schon drei Pferdelängen Vorsprung. Ihr Pferd galoppierte mit angelegten Ohren und donnernden Hufen dahin und schleuderte Carson kleine Kieselsteine ins Gesicht. Carson drückte Roscoe die Fersen in die Flanken und jagte ihr hinterher.
    Carson arbeitete sich heran, so daß die beiden Pferde nebeneinanderher rasten und in langen Sätzen über die niedrigen Mesquitbüsche sprangen. Carson hörte den Wind in seinen Ohren pfeifen und sah, wie die Ruine rasch größer wurde und die beiden hohen Steinmauern sich dunkel vom blauen Himmel abhoben. Er wußte, daß er das bessere Pferd hatte, mußte aber staunend mit ansehen, wie sich de Vaca nach vom an das Ohr ihres Tieres beugte und es mit leiser, elektrisierender Stimme antrieb. Auch wenn Carson Roscoe noch so laut anschrie und ihm die Sporen gab, baute de Vaca langsam, aber sicher ihren Vorsprung aus. Als sie zwischen den beiden Mauerresten hindurchjagten, war de Vaca eine halbe Pferdelänge vor ihm, und ihre wilden, schwarzen Haare flatterten wie dunkle Flammen im Wind. Vor sich sah Carson auf einmal eine niedrige Mauer aus dem Sand aufragen, die das Ende der Ruinenstätte markierte. Ein paar Raben flatterten mit heiserem Krächzen auf, als die beiden Pferde mit hohen Sprüngen über die Mauer setzten. Carson und de Vaca zogen die Zügel an und ließen die Pferde zum Abkühlen erst in Trab und dann in Schritt fallen. Sie drehten um und ritten zur Ruine zurück.
    Carson sah hinüber zu de Vaca. Ihr Gesicht war gerötet, und ihre Haare waren völlig durcheinander. An den Oberschenkeln klebte ihr der Schaum aus dem Maul ihres Pferdes. »Nicht schlecht«, sagte sie und grinste Carson an. »Fast hätten Sie mich eingeholt.«
    »Sie haben geschummelt«, entgegnete Carson, der einen säuerlichen Unterton in ihrer Stimme bemerkt hatte. »Sie sind einfach auf und davon.«
    »Weil Sie das bessere Pferd haben«, sagte de Vaca. »Aber Sie sind leichter.«
    »Nun nehmen Sie's nicht so tragisch, cabron«, sagte sie mit einem frechen Grinsen. »Man muß auch mal verlieren können.«
    »Das nächste Mal hole ich Sie ein«, sagte Carson grimmig. »Niemals.«
    Als sie wieder bei der Ruine angelangt waren, stiegen sie ab und banden die Pferde an einen Felsen. »Das Große Kiva war normalerweise entweder genau in der Mitte des Pueblos oder weit draußen am Rand«, sagte de Vaca. »Hoffen wir, daß es nicht völlig eingestürzt ist.«
    Die Raben kreisten über ihren Köpfen, ihr Gekrächze schallte durch die trockene Wüstenluft.
    Carson sah sich neugierig um. Die Wände der Ruine bestanden aus grob behauenen Lavasteinen, die mit Lehm vermauert waren. An drei Seiten der U-förmigen Ruine waren

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