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Mount Maroon

Mount Maroon

Titel: Mount Maroon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ethan Bayce
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wie seine Adern an den Schläfen hervortraten. Wie lange mochte er sich schon in diesem seltsamen Labyrinth befinden? Ein von allen guten Geistern verlassener Theseus, der den Faden der Ariadne verloren, oder vielleicht nie besessen hatte. Gleich würde der Minotaurus ihn holen. Die Gedanken galoppierten davon, er musste sich schleunigst wieder konzentrieren. Luthers Tod war so irreal in Anbetracht der Schwierigkeiten, in denen er sich befand. Hätte er ihm helfen müssen? Selbst wieder aus dem Schacht gleiten? Dann wären sie zu zweit gewesen, aber immer noch chancenlos angesichts einer Übermacht gut ausgebildeter und bewaffneter Angreifer. Nein, wenn er den Schacht verlassen hätte, wäre er jetzt auch tot. Luther hatte sich geopfert, um ihn zu retten. Er hatte die Verfolger aufgehalten und ihm damit die Flucht ermöglicht. Peter bildete sich jetzt sogar ein, Luther habe etwas gerufen wie „Hau ab, Mann“ oder „Verschwinde, schnell“. Nun war es an ihm. Er musste es schaffen, zu entkommen. Das war er Luther schuldig. Peter drehte sich auf den Bauch. Meter für Meter schob er sich vorwärts.
    Das Belüftungssystem des Mount Maroon Laboratory hatte sich mit dem Ausbau der gesamten Anlage nach und nach vergrößert, so entstammten die einzelnen Abschnitte unterschiedlichen Bauphasen. Zwar wurden zuweilen auch ältere Bereiche an neuere Standards angepasst, die alte Struktur in Bezug auf Material und Verlauf der Schächte blieb aber im Wesentlichen erhalten. In jenem Teil, in dem sich die ersten Gebäude aus den 1940er Jahren befanden, also dort, wo der ältere Teil des Forschungstunnels verlief, war die Einfassung der Luftschächte gemauert, während sie im neueren Teil aus Beton bestand. Auch waren die Schächte dort deutlich schmaler. Insgesamt verfügte das gesamte System über zwei Einzugs- und zwei Abzugsschächte, die über eine ausgeklügelte Anordnung von Kanälen jeweils so miteinander verbunden waren, dass eine optimale Versorgung mit Frischluft gewährleistet werden konnte. Die gesamte Länge der Schächte mochte in einer Größenordnung von über zehn Kilometern liegen. Es handelte sich um eine saugende Bewetterung, bei der große Lüfter an den Abzugsschächten für den Ausstoß verbrauchter Luft sorgten. Der auf diese Weise entstehende Unterdruck führte zu einer unentwegten und wohldosierten Zuführung von Frischluft an den Einzugsschächten. John Bartlett betrachtete den Plan. Wenn sich jemand den im Wesentlichen aus großen Ventilatoren bestehenden Lüftern von unten her näherte, würde er unweigerlich von der starken Sogwirkung erfasst und in den Rotationsbereich hineingezogen. Die Rotorblätter würden ihn dann zu Hackfleisch verarbeiten. An den Frischluftschächten bestand diese Gefahr nicht, dafür waren sie mit schweren Eisengittern abgedeckt, die mit Schlössern versehen waren. Eine Flucht würde hier also gleichsam auf der Zielgeraden gestoppt. Bartlett rieb seinen Bart. Er kreuzte die Stelle an, bei der Saunders vor über einer Stunde in das System eingedrungen war. Bartlett überschlug im Kopf die Strecke, die man in der verstrichenen Zeit auf dem Bauch kriechend zurücklegen konnte. Dann zog er entsprechend lange Linien entlang der Wege, die der Flüchtige genommen haben konnte.
    Peter stieß mit dem Kopf gegen die Wand. Hatte er nun doch das Ende des Tunnels erreicht? Ging es von hier aus nicht mehr weiter? Hatte sich der Sarg an einer weiteren Seite geschlossen? Sein Kopf schmerzte. War er womöglich doch schneller unterwegs, als es ihm vorkam? Er griff in seine Haare, die sich fremd anfühlten, staubig und zerzaust, wie getrockneter Seetang. Wenn er sich nur für einen Moment hinstellen könnte oder sich setzen, das Kniegelenk beugen. Seit dem letzten senkrechten Abzweig war das nicht mehr möglich und das konnte schon Stunden her sein. Er hatte kein Zeitgefühl mehr. Zudem konnte er die zurückgelegte Strecke nicht mehr einschätzen. In seinem Kopf bezeichnete er die Abschnitte als Längen in Anlehnung an einen Schwimmer. Langsam drehte er durch. Vorhin war es ihm, als hätte er ein Licht gesehen, Umrisse, Schatten vielleicht. Er robbte darauf zu und tatsächlich zeichneten sich Schemen ab. Dann fasste er in einen stillstehenden Ventilator, der in einem Gehäuse hing. Dahinter war ein Gitter und wie Peter glaubte ein unbeleuchteter Raum. Möglicherweise befand er sich bereits auf der Ebene des Kellers, denn mehrfach hatte er nun schon teilweise recht steil abwärts führende

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