Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mr. Benson

Mr. Benson

Titel: Mr. Benson Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Preston
Vom Netzwerk:
Als wir auf das unbebaute Gebiet am Ende der Straße gelangten, waren wir in Bierseligkeit vereint. Irgendwie hoffnungsvoll schafften wir’s bis zum ›Ramrod‹, wo wir zwischen den frühen Gästen standen, zufrieden mit uns selbst und ich zufrieden mit der ganzen Welt, wenn auch nur, weil ich zu blau war, um an Mr. Benson zu denken.
    Danach beschlossen wir, wieder flussaufwärts ins ›Eagle‹ und ins ›Spike‹ zu ziehen. So früh am Abend war das verrückt, aber uns machte das nichts aus. Brüderlich umschlungen und High-School-Lieder schmetternd, torkelten wir durch die Gasse. Jetzt, dachte ich, konnte mein Verstand eine Verschnaufpause einlegen. Nach der Vierzehnten Straße erklärte Rocco, dass er geil sei. Da wusste ich auch keinen Rat. So früh konnte man nicht ins ›Mineshaft‹; es war erst gegen zehn. Aber gleich gegenüber waren die Piers, die alten Hafenanlagen. Betrunken sagte ich zu Rocco: »Das wär jetzt das Richtige.«
    »Brendan meint, nur Idioten gehen zu den Piers«, nuschelte Rocco. »Nur Idioten, die Geld zu verschenken und ein Leben zu verlieren haben.«
    »Sei nicht blöd, Rocco«, entgegnete ich, nicht weniger lallend. »Brendan ist ’ne alte Zimperliese. Wie alle Bullen. Du suchst lediglich deinen Spaß, aber die Bullen sagen: Nein, das geht nicht.«
    Wir überquerten die Straße und stiegen zum Eingang einer stillgelegten Werft hinauf. Das verwaiste Gebäude, das nun in den Fluss absackte, setzte nicht nur New Yorks einstigem Ruhm als Welthafen ein Denkmal, sondern versinnbildlichte auch Hoffnung – nicht auf Reisen in ferne Länder, sondern auf Roccos Erlösung von seiner Geilheit.
    Wir traten in die Finsternis hinein und blieben stehen, richteten uns auf; beide reagierten wir auf den Ruf der Wildnis. Unsere männlichen Instinkte sagten uns: Hier gab es Sex. Betäubt vom Alkohol, konnten wir nur die Schmatz- und Sabberlaute hören, mit denen Männer in der ungeheuren Weite dieser Hallen aufeinandertrafen. Wir durchquerten das Gelände Schritt für Schritt in die Richtung, aus der diese Geräusche kamen. Auf der anderen Seite lagen die dunklen Kabäuschen, in denen wir Erleichterung finden würden: ich einen Schwanz zum Lutschen und Rocco einen Mund für seinen eigenen, weniger disziplinierten Schwanz.
    Ich trat zuerst ein, stolperte dabei über die Schwelle und fiel genau vor ein Paar hochglanzpolierte Stiefel. Sie kamen mir bekannt vor. Ich erkannte sie selbst nach all meinen Bloody Marys und Bieren wieder. Sie sahen haargenau aus wie die von Mr. Benson! Mein Kopf schnellte nach oben, aber statt Mr. Benson entdeckte ich das Gesicht des sadistischen Hans. Er lachte auf mich herab, während er mit jemandem sprach, den ich nicht sehen konnte. Und gerade stolperte Rocco über mich, da ertönte die Germanenstimme: »Sieh mal einer an! Scheint fast so, als hätten wir zwei von den Besten erwischt.«

Am nächsten Morgen hämmerte mir der Kopf noch schlimmer als tags zuvor. Instinktiv rieb ich mir den Schädel und stellte fest, dass eine eiförmige Beule aus meinem kurz geschorenen Haar ragte. Der stechende Schmerz ließ mich zusammenzucken, aber der war gar nichts gegen die Pein, als ich mich auf den Rücken drehte und die zahllosen Schrammen und Striemen den Boden berührten.
    Rocco lag neben mir und schlief. Ich versuchte mich zu erinnern, was geschehen war. Wie waren wir hier gelandet? Warum waren wir nackt? Blitzartig fiel mir das grausame Lächeln ein, mit dem Hans auf mich herabgesehen hatte, seiner Beute sicher; die glänzenden Stiefel, die mich an die von Mr. Benson erinnert hatten. Und wie ein Stromschlag durchzuckte mich die Angst, als mir klar wurde, dass wir hier in Gefahr schwebten. Ich sprang auf, um mich umzusehen. Wir saßen in einer Zelle. Ich trat an das Stahlgitter, das die eine Seite abgrenzte, und stellte fest, dass unser Raum zu einer ganzen Reihe vergifteter Löcher gehörte, die aussahen wie aus einem Gefängnisfilm: ein langer Zellenblock. Als ich mich abwandte, rüttelte ich Rocco wach, der langsam die Augen aufschlug. Er rieb sich den Kopf, wie ich es schon getan hatte, und antwortete mit einem tiefen Gähnen. »Was, zum Teufel …«
    »Wir sind eingesperrt, Rocco. Sie haben uns gefangen!«
    »Hä?« Er schaute sich um. Ich konnte förmlich sehen, wie er die Ereignisse der letzten Nacht Revue passieren ließ. »Jamie.« Seine Stimme klang plötzlich, als würde er allmählich begreifen. »Die Killer? Du meinst Hans?«
    »Es kann nicht anders sein, Rocco. Schau

Weitere Kostenlose Bücher