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Mr. Darcy bleibt zum Fruehstueck

Mr. Darcy bleibt zum Fruehstueck

Titel: Mr. Darcy bleibt zum Fruehstueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Izzo
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die letzte halbe Stunde ebenfalls geweint hatte.
    »Ich gehe aus«, sagte sie und ging, ohne uns auch nur anzusehen.
    »Bingo?«, fragte Ann, als Iris gegangen war.
    »Was sonst?«, sagte ich. »Wenigstens hat sie was zur Ablenkung. Vielleicht sollten wir alle mit Bingo anfangen.«
    »Ich könnte es mir nicht leisten«, sagte Ann sachlich. »Nicht so, wie Mom spielt.«
    »Was meinst du?«
    »Ich bin einmal mitgegangen, und sie hat an einem Abend fast tausend Dollar ausgegeben.«
    Ich war entsetzt.
    »Glaubst du, dass sie jedes Mal so viel verspielt?«
    »Ich habe keine Ahnung, warum?«
    »Nana sagte, dass sie finanzielle Probleme hat. Wofür außer für Bingo gibt sie denn noch Geld aus?«
    »Einarmige Banditen«, erinnerte Ann mich.
    Iris machte regelmäßig Busausflüge zu den örtlichen Casinos. Ich hatte gedacht, das sei nur eine nette Möglichkeit für sie, aus dem Haus zu kommen.
    »Glaubst du, sie ist spielsüchtig?«, fragte ich, plötzlich bestürzt.
    Ann zuckte mit den Schultern und wechselte das Thema.
    »Ich habe eine neue Marinade zum Probieren mitgebracht.« Sie durchquerte das Zimmer und zog ein Einmachglas mit einer dickflüssigen Kräutermasse aus ihrer Reisetasche.
    »Machst du jetzt auch Marinaden?«, fragte ich, teilweise erleichtert, über etwas anderes als den Krebs meiner Großmutter und die mysteriösen Schulden meiner Mutter zu sprechen.
    »Warum nicht? Heute marinieren doch alle«, sagte Ann bestimmt. »Außerdem möchte ich fünf Produkte zur National Food Fair in Chicago mitnehmen.«
    Ich erinnerte mich vage daran, wie wichtig diese Messe für Ann war, weil viele Lebensmittelketten und Einkäufer von Delikatessenläden dorthin kamen.
    »Wann ist die noch mal?«
    »Januar«, sagte sie leise. Keine von uns sagte etwas, aber ich bin mir sicher, wir dachten beide dasselbe. Würde unsere Großmutter dann noch leben?
    »Marianne bekommt bald ihr Baby, und ich brauche noch eine Lasagne«, sagte ich traurig. Es war merkwürdig, wie einem während einer Krise Dinge einfielen. Wer interessierte sich schon für Lasagne? Und doch war es plötzlich ein riesiges Problem, und ich fragte mich, wie ich es schaffen sollte, eine zu machen. Ann berührte meine Schulter, sie verstand, was ich meinte.
    »Mach dir keine Sorgen, hier gibt’s viel Pastasoße.« Sie öffnete einen Küchenschrank, der voller Gläser mit Tomaten- und Barbecuesoße war. »Ich kann dir helfen.«
    Ann zog bei uns ein, und die zusätzliche Hilfe wurde schneller benötigt als gedacht. Der Krebs schien ein eigenes Leben zu führen, ein Parasit mit einem Plan. Wir hatten einen Palliativarzt für Nana gefunden, der Hausbesuche machte. Denn sie war so unglaublich dünn und viel zu schwach, um mit ihr zum Arzt zu fahren. Es war, als hätte die Diagnose sie jeglichen Willens beraubt. Sie akzeptierte ihren nahen Tod stoisch, sagte uns, dass für jeden einmal die Zeit käme und dass sie nach dreiundneunzig Jahren bereit sei.
    Ich war nicht so weit. Jeden Abend, bevor ich ins Bett ging, küsste ich meine Großmutter auf die Stirn und schaltete ihr Licht aus, aber sie hatte kein Buch mehr in der Hand. Das Morphium sorgte wohl dafür, dass sie sich nicht mehr in den Schlaf lesen musste.
    Ich selbst vergrub mich in Stolz und Vorurteil , aber selbst Austen bot wenig Trost. Ich las dieselbe Seite zehnmal, bis ich aufgab und die braunrosa Wände anstarrte. Als die Farbe zu einem Rosagrau verschwamm, schaltete ich das Licht aus.

7
    Selbsthilfe

    Was für verrückte Ideen man doch entwickelt, wenn’s ums teure Selbst geht! Wie sicher der Irrtum!
    Überredung
    I ch hatte den Parfümartikel für Haute abgegeben, aber an die Jane-Austen-Geschichte nicht mehr gedacht. In einer Woche wurde ich vierzig, und obwohl es meiner Großmutter immer schlechter ging, musste ich arbeiten. Also klappte ich am Samstagabend vor meinem Geburtstag meinen Laptop auf und starrte auf den leeren Bildschirm. Was half mir all mein Wissen über und meine Liebe zu Austens Romanen, wenn ich nichts zu sagen hatte?
    Ich legte meinen Kopf auf den Tisch, schloss die Augen und seufzte, dachte daran, wie Elizabeth Bennet am Ende Mr Darcy aus Liebe heiratet. Wir gingen bei dem Artikel von einer falschen Voraussetzung aus. Es war ein glücklicher Zufall, dass Darcy reich war. Andererseits ist Reichsein relativ. In meiner akuten Situation kam sogar Mr Collins – einigermaßen sichere Lebensverhältnisse, aber unattraktiv und sozial unbeholfen – gut weg. Verblüfft über meinen

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