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Mr Monster

Mr Monster

Titel: Mr Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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Behar gesucht.«
    »Ich habe sie nicht angerührt« entgegnete ich.
    »Die Spuren sprechen eine andere Sprache«, sagte Forman. »Deine Haare sind mit ihren vermischt, deine Schuhe wurden in der Nähe gefunden. Aber keine Sorge – da ich die Ermittlungen leite, wäre es leicht für mich, sie in eine andere Richtung zu lenken. Immer vorausgesetzt natürlich, du fügst dich meinen Wünschen.«
    »Sie wollen etwas über Mkhai erfahren.«
    »Ich habe dir zwei Gelegenheiten gegeben.« Er schloss meine Handschellen auf. »Beide hast du ausgeschlagen. Dies ist die dritte. Wir gehen nach oben.«
    Mühsam stand ich auf und rieb mir das Handgelenk. »Welche beiden Gelegenheiten?«
    »Zwei Gelegenheiten, du selbst zu sein«, erwiderte er. »Das Leben zu führen, das dir zusteht. Du bist nicht einer von denen da.« Er deutete auf die vier verschreckten Frauen. »Du bist kein Spielzeug, du bist kein Opfer, das in einer Ecke kauert. Du bist ein Krieger, wie sie in den alten Legenden erwähnt werden. Du hast einen Gott getötet, John. Willst du seinen Platz einnehmen?«
    Er ergriff mich am Arm und zog mich zur Treppe. Auf wackligen Beinen folgte ich ihm und gab mir alle Mühe, mich nicht auf ihn zu stützen. Die Beine wollten mir nicht gehorchen, und mir war schwindlig.
    »Ich bin nicht wie Sie«, widersprach ich.
    »Niemand ist so, wie ich bin.« Forman gab mir einen Stoß, und ich taumelte zur Treppe, wo ich das Geländer packte und mich hochzog. »Es war auch niemand wie Mkhai«, fuhr er fort. »Und niemand ist so wie du. Du bist ein kostbares Einzelstück. Und jetzt mach, dass du da hochkommst!«
    Ich quälte mich die Treppe hinauf, blieb in der Küche stehen und redete meinen Beinen zu, endlich zu erwachen, während Forman die Kellertür abschloss. Ich war frei, aber viel zu schwach, um irgendetwas zu unternehmen. Selbst halb bewusstlos am Boden liegend hatte er noch meine Absichten gespürt und sich schützen können. Ob ich einen Unfall herbeiführen konnte?
    Formans Handy klingelte. Er zog es aus der Tasche, betrachtete die Nummer und lächelte. »Niemand«, sagte er. »Wie schön, dass du anrufst.« Er hörte schweigend zu. »Nein, immer noch nichts. Wir werden es allerdings herausfinden.« Er blickte mich an. »Er ist stärker, als wir dachten, und zugleich auch schwächer. Ich kann es gar nicht erwarten, bis du ihn siehst.« Wieder eine Pause. »Ja, wie gesagt, ich rufe an, sobald ich es weiß. Nur Geduld.« Eine Pause. »Bis dann.« Er steckte das Handy weg und deutete auf den Flur. »Nach dir.«
    Ich befolgte die Anweisung und stützte mich, während ich ging, an der Wand ab. Unterdessen fragte ich mich, ob in den Wänden noch mehr Opfer steckten, für immer und ewig begraben und versiegelt.
    »Vor dir hockte die angekettete Radha, du hattest ein Messer, und dennoch hast du dich geweigert, ihr wehzutun. Dabei mochte sie es, wenn man ihr wehtat. Sie war immer so zufrieden, wenn wir fertig waren.«
    »Das lag sicher nur daran, dass sie überlebt hatte.«
    »Ihr Sterblichen findet es wichtig zu überleben«, sagte er. »Euer Leben ist durch den Tod definiert, und jedes Mal, wenn ihr dem Tod begegnet, werdet ihr stärker. Ihr lernt mehr und spürt mehr. Es klingt töricht, es so auszudrücken, aber nicht zu sterben macht euch lebendiger.«
    »Was definiert euch Dämonen?«, fragte ich.
    »Das, was uns fehlt.«
    Wir kamen an seinem Schlafzimmer vorbei und gingen durch den Flur zur Folterkammer. Allmählich konnte ich mich wieder auf die Beine verlassen, der Blutkreislauf kam in Gang, und ich verlor nicht mehr so oft das Gleichgewicht.
    Ich fragte mich, wer sich in dem Zimmer aufhielt. Es musste jemand sein, den ich kannte. Wen sollte ich nun auf sein Geheiß foltern? Meine Mutter? Meine Schwester? Brooke?
    »Die zweite Gelegenheit hast du gehabt, als sie in der Grube steckte«, fuhr Forman fort. »Das hätte dir doch leichtfallen müssen. Du hättest sie nicht einmal körperlich berühren oder ihr Gesicht betrachten müssen. Es hätte ausgereicht, die Drähte auf die Kette zu drücken. Das wäre sogar freundlich von dir gewesen, weil du ihr damit das Leben gerettet hättest. Trotzdem hast du nichts getan.«
    »Ich will niemandem wehtun«, beharrte ich.
    »Das sagst du immer, aber das hat dich nicht davon abgehalten, Mkhai wehzutun, und du bist auch nicht davor zurückgeschreckt, mich im Keller anzugreifen. Natürlich hat jeder seinen eigenen Geschmack, und mir wird allmählich klar, dass ich deinen nicht getroffen habe.

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