Mr Nanny
entfernt! Du müsstest dich mal selbst hören! Jammerst mir die Ohren voll wegen irgendwelcher Sechstausend-Dollar-Grills.«
»Ich würde eben gern mal draußen kochen, na und? Reg dich ab.«
»Weißt du, was wirklich krank ist? Dein Geld macht dich nicht glücklich, es deprimiert dich nur.«
»Ach, lass doch diese Sprüche.«
»Es ist wahr. Kaum siehst du eine größere Wohnung, kriegst du die Krise. Wir haben doch eine tolle Wohnung. Und du warst so glücklich, weißt du nicht mehr?«
»Geht so.«
»Könntest du nicht einmal - mir zuliebe! - diesen Materialismus sausen lassen? Für einen Tag? Ganz ohne Ballast?«
Er starrte mich an, als ließe er es sich durch den Kopf gehen.
Ich hatte das Gefühl, vielleicht zu ihm durchgedrungen zu sein.
»Ich will dir mal was sagen, Baby. Einen Williams-Sonoma-Grill hätte ich liebend gern als Ballast, das würde mich wirklich glücklich machen, glaub mir. Und ich bin sicher, dass der Maiskolben viel besser schmeckt, wenn er an der frischen Luft gegrillt wird, oder nicht? Und Mann, so einen Dachgarten, mitten in der Stadt: Stell dir vor, wie toll das wäre, von einer Geschäftsreise heimzukommen und sich abends noch ein Steak auf den Grill zu legen...«
»Du willst mir doch nicht im Ernst weismachen, dass du noch anfangen würdest, mit Steaks zu jonglieren wie Fred Feuerstein, wenn du um halb zehn nach Hause kommst! Grillen kannst du an den Sommerwochenenden.«
»Ich meine doch gar nicht, dass ich’s tatsächlich tun würde. Es ist die Möglichkeit , es tun zu können, wann immer man Lust hat. Und wenn’s nur einmal im Jahr ist. Hast du dir nie so was gewünscht? Etwas tun zu können, falls man Lust drauf hat?
Selbst wenn man weiß, dass man’s nie tun wird? Also, ich hätte gerne einen Koch, der den ganzen Tag in der Küche sitzt und auf meine Befehle wartet. In einer von diesen weißen Kochjacken mit seinem Namen drauf und mit dieser Haube, du weißt schon. Und diesen grässlichen Gummiclogs. Die besten Steaks, allzeit für mich bereit. Und das Beste daran wäre, ihn bis spät nachts in der Küche sitzen zu haben, selbst wenn man zum Essen ausgeht, denn es könnte ja sein , dass man nachher noch Lust auf ein Cremetörtchen hat. Und irgendwie wär’s sogar lustiger, wenn man kein Cremetörtchen mögen würde. Es geht um das Bewusstsein, dass er dir jederzeit zur Verfügung steht. Das , Baby, ist richtiges Geld.«
Ich hätte mich am liebsten auf der Stelle von ihm scheiden lassen.
»Jamie, schick Susannah am Montag doch bitte einen schönen Strauß Blumen. Das lass ich mir was kosten! Dieser Abend war einfach wunderbar.« Dann stemmte er kopfschüttelnd die Hände in die Hüften. »Und die Gäste erst! Dieser Newsweek -Redakteur war ganz schön auf Zack. Der Bursche von der UN ebenso. Schon beeindruckend, wie die mit Zahlen und Daten um sich werfen. Aber ich glaube, ich hab auch keine schlechte Figur gemacht. Vielleicht sogar noch eine bessere als sie. Wie fandest du meine Bemerkung über die bevorstehenden Wahlen und das derzeitige Haushaltsdefizit? Hat sie ganz schön ins Grübeln gebracht, oder?« Er war nicht wirklich an meiner Antwort interessiert. »Und Mann, dieser Turbanträger, dieser Abdul, der war vielleicht gut.«
»Jussuf, Phillip. Jussuf Gholam. Ein hochgeachteter Professor. Kein Turbanträger. Und er heißt nicht Abdul.«
»Hat mich ganz schön beeindruckt, der Typ.« Phillip schüttelte abermals den Kopf und scharrte mit der Schuhspitze übers Gehsteigpflaster. »Wie immer er auch heißt. Abdul, Abdullah, Mohammed, diese Turbanträger sind doch alle gleich.«
Ich stampfte empört mit dem Fuß auf. »Phillip, hör sofort damit auf!«
»Ach, komm, ich hab das doch bloß gesagt, um dich ein bisschen zu triezen.« Er legte den Arm um mich und führte mich weiter. Ich hatte die Arme verschränkt und machte mich so steif wie möglich. »Na gut. Jussuf Gholam. Kennedy School of Government. Berater von drei Präsidenten. Autor von fünfzig Büchern. Na, hab ich aufgepasst oder nicht?« Mir war nicht ganz klar, wofür genau er ein Lob erwartete.
Majestätische Kalkstein- und Backsteinvillen mit beeindruckenden Marmortreppen und riesigen, mit kostbaren Brokatvorhängen versehenen Panoramafenstern ragten im Schein der Straßenlaternen der 76. Straße neben uns auf. Hinter diesen Türen wohnten jene Menschen, die an den Schalthebeln der Macht saßen - Medienbosse, Rechtsanwälte, Banker. Das waren die eigentlich tonangebenden Spieler, jene Elite, zu
Weitere Kostenlose Bücher