Mr Nanny
ich verlange, dass du das zu schätzen weißt!« Klatsch.
»Wie - tolerant?«
»Du weißt es!«
»Was meinst du?«
»Tolerant, was diesen blöden Manny betrifft! Diesen bekifften Hippie!«
»Er hat eine Software entwickelt, mit der er ganz groß rauskommen wird. Sie wird Schulkindern im ganzen Land helfen. Und er raucht kein Hasch.«
»Vielleicht nicht während der Arbeit.«
»Und dank ihm ist dein Sohn ein ganz anderer Mensch geworden.«
»Das weiß ich. Das sehe ich. Und das ist der einzige Grund, warum ich den Typen überhaupt dulde. Hab ich mich auch nur ein einziges Mal beklagt, seit du dich geweigert hast, ihn rauszuwerfen?«
»Okay, Phillip, ich gebe zu, du hast Nachsicht bewiesen. ›Toleranz‹ ist vielleicht nicht das richtige Wort. Aber Nachsicht. Nicht, dass du je auch nur ein Wort mit ihm gewechselt hättest.«
»Wieso sollte ich mit ihm reden? Er arbeitet für mich! Das ist es ja, was du nicht kapierst...«
»Halt. Ich will jetzt keinen Streit mit dir anfangen, dazu fehlt mir die Kraft. Ich bestätige hiermit nochmals, dass du nachsichtig warst. Und dass eine Boxermassage am Frühstückstisch unangebracht ist. Reicht das?«
Er packte mich und gab mir einen Kuss auf die Stirn. »Das reicht.«
Zurück im Frühstückszimmer erkundigte sich Phillip höflich: »Und - wie geht’s meinen Lieblingen?«
Er wollte sich bei mir einschmeicheln.
Gracie blickte zu ihrem Vater auf. Sie hatte eine gelbe Kordhose und einen gelben Pulli an. Ihre Haare waren über den Ohren mit großen gelben Schleifen zu zwei Pferdeschwänzen gebunden. »Daddy?«
»Ja, Schneckchen?« Phillip schmolz immer dahin, wenn sein kleiner Schatz etwas zu ihm sagte.
»Was ist ein Schlappschwanz?«
Dylan hustete in seine Serviette. Phillip holte scharf Luft und warf zuerst mir und dann seiner fünfjährigen Tochter einen strengen Blick zu. »Frag deine Mutter.«
Taxis versuchten, laut hupend an den in zweiter Reihe vor dem SchulhausparkendenLuxusschlittenvorbeizukommen.Chauffeure, die sich mehr um ihre Brötchengeber scherten als um frustrierte Taxifahrer, hoben ungerührt ihre kostbare Fracht aus dem Auto. Ich brachte Gracie rasch hinauf zu ihrer Gruppe und raste wieder zum Auto zurück. Peter stand draußen auf dem Gehsteig. Ich musste jetzt unbedingt wissen, was hinter der geschlossenen Tür vorgefallen war.
»Also, was hat er gesagt?«
»Wer?«
»Mein Mann!«
»Ach, der. Irgendwas von wegen, ich wäre ein Hippie, und wenn so was noch mal vorkommen sollte, würde er das Arbeitsverhältnis mit sofortiger Wirkung beenden.«
»Aber wie hat er’s gesagt? Auf einer Skala von eins bis zehn? Wie sauer war er?«
Wir waren etwa zwanzig Meter von der Schule entfernt, und er trat einen Schritt näher. »Ich muss dich was fragen, Jamie.« Gott, wenn er mich so nannte mit seiner heiseren, sexy Stimme, dann... »Es ist, ehrlich gesagt, eine sehr wichtige Frage: Kümmert es dich zu diesem Zeitpunkt wirklich noch, was dieser Mann sagt?«
Zu diesem Zeitpunkt. Ich ließ mir das durch den Kopf gehen. Ja, wo standen wir eigentlich? Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte, und schlug den Ball deshalb auf seine Seite zurück. »Was willst du wirklich sagen, Peter?«
»Na gut, ich will diese sehr, sehr komplizierte gestrichelte Linie für dich ausfüllen: ›Kümmert es dich zu diesem Zeitpunkt wirklich noch, was dieser Mann sagt?‹ ist ein Code für ›Liebst du deinen Mann noch?‹«
Oh Mann. »Ich kann nicht glauben, was du da gerade gesagt hast.«
»Oh doch, das kannst du.«
»Ich komme zu spät zur Arbeit.«
»Die kann warten.«
»Luis wartet auch.«
»Für Luis ist das mit uns nichts Neues. Also bitte, antworte mir.«
Er hatte mich total festgenagelt. Wie oft hatte ich mir vor dem Spiegel den Hals verrenkt, um sicherzugehen, dass mein Po in der Jogginghose gut aussah? Wie oft hatte ich davon geträumt, dass er neben mir im Bett lag, den Ellbogen aufgestützt, und mich zärtlich anschaute? Und diese Spaziergänge, wie er mich da angesehen hatte. Wie er auf den Stufen zum Belvedere Castle meine Hand gedrückt hatte. Der Tanz gestern. Und seine wundervolle, sanfte Art, mit Dylan umzugehen. Das war es wohl, was mich am stärksten zu ihm hinzog: das Wunder, das er bei meinem kleinen Sohn bewirkt hatte. Und jetzt wollte er wissen, was ich empfand. Also gut. »Nein, ich liebe meinen Mann nicht mehr. Aber ich bin zufälligerweise mit ihm verheiratet.«
»Wie lange noch?«
»Du bist verrückt! Du kannst mir doch nicht
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