Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mr Nanny

Mr Nanny

Titel: Mr Nanny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Peterson
Vom Netzwerk:
Hollywoodschnee; selbst auf dem schwarzen Marmorparkett der Tanzfläche lag eine dünne Schicht. Unser Tisch stand ganz vorne, unweit der Tribüne.
    Christina stellte uns sogleich der Präsidentin des Benefizkomitees Patsy Cabot vor, einer pummeligen kleinen Frau Anfang sechzig mit einem strengen Kurzhaarschnitt. Sie war die Vorsitzende des Pembroke-Schulrats. Patsy streckte ihre kleine Hand aus und lächelte Phillip und mich freundlich, aber zurückhaltend an. Sie war genau der Typ Mayflower -Abkömmling, der Phillips Charme am leichtesten zum Opfer fiel. Ich bemerkte, dass sie eine Timex-Uhr mit einem schlichten braunen Lederband trug - sie musste so ziemlich die einzige Frau im Saal sein, die kein Schmuckuhrband umhatte.
    »Freut mich aufrichtig, Sie kennen zu lernen, Patsy.« Er gab ihr einen ehrlichen Pfadfinderhändedruck, wie seine Mutter es ihm beigebracht hatte. »Sie haben großartige Arbeit geleistet. Ihr Einsatz für diese wichtige kulturelle und historische Sache ist unschätzbar.«
    »Oh, danke sehr! Wie nett von Ihnen! Ja, ich tue mein Bestes.«
    Phillip hatte noch mehr auf Lager. »Nach siebzig Jahren Vernachlässigung durch das kommunistische Regime hat die Eremitage endlich zu ihrer alten Größe zurückgefunden. So wie es sein sollte.«
    Patsy blickte hingerissen zu meinem Mann auf. Endlich jemand, dem es mehr um den Anlass des Balls zu gehen schien als um die Ballkleider. »Sie kennen sich aus?«
    »Oh, ja.« Ich schaute Phillip an, als habe er den Verstand verloren.
    »Ach, tatsächlich? Waren Sie denn schon mal in St. Petersburg? Im Winterpalast?«
    Phillip überging diese Frage mit einem herablassenden Glucksen. »Patsy. Der Winterpalast beherbergt die größte Sammlung von Fabergé-Eiern. Der überwiegende Teil wurde von Alexander III. und Nikolaus II. als Geschenk für ihre Gattinnen in Auftrag gegeben. Mein Lieblingsstück ist natürlich das Maiglöckchenei. Ich bin froh, dass Sie sich für die Bewahrung dieser Meisterwerke einsetzen.« Ich hatte ja gar nicht gewusst, dass ihm so an der »Bewahrung« historischer und kultureller Institutionen lag. Oder dass er überhaupt wusste, was ein Fabergé-Ei war.
    »Ja, das gefällt mir auch besonders gut. Da drüben ist übrigens ein Modell...« Sie deutete auf die andere Seite des Saals.
    »Ich weiß. Mit Miniaturporträts von Nikolaus II. und den Großherzoginnen Olga und Tatjana - für Zarin Alexandra.« Er berührte ihre Schulter.
    »Sie, Sie kennen die Eier gut?«
    »Wie meine eigenen Kinder.« Phillip blickte züchtig zu Boden. Mit demselben Charisma hatte er Geschworene für sich eingenommen, Kollegen und Klienten. Ich stand daneben und konnte zuschauen, wie Patsy ihm hoffnungslos verfiel. Ein warmes Gefühl machte sich in meinem Herzen breit. Er war so brillant in Situationen wie dieser.
    »Tatsächlich?«
    »Tatsächlich.«
    Patsy holte tief Luft; ihr Busen hob sich. »Haben Sie denn das Krönungsei mit eigenen Augen gesehen?«
    »Habe ich. Eine Offenbarung. Mit seinem Goldhintergrund, den gelben Sternen und dem Zarenadler an jedem Gitterkreuzungspunkt mit...«
    Sie beendete seinen Satz: »Den Miniaturbildern der herrschaftlichen Kutsche von Nikolaus und Alexandra! Woher wissen Sie so viel über...«
    »Es gibt keine größere Berufung als die Bewahrung der Meisterwerke unserer Zeit«, sagte er. Ich zwickte ihn in die Hüfte, und er tätschelte mir die Schulter, als wolle er sagen, ich solle ganz ruhig bleiben und die Klappe halten. »Mein Vater, Phillip Whitfield II., dessen Namen auch ich trage, besaß eine ausgezeichnete Sammlung von Bildbänden. Ich weiß noch, wie wir uns im Sommer, in unserem Ferienhaus in Plymouth, immer in die Hängematte unter der großen Weide gesetzt und stundenlang diese Bildbände angeschaut haben. Ich kenne jeden Raum der Eremitage im Schlaf; ich weiß, wo die Madonna Litta von da Vinci hängt, der Bacchus von Rubens und natürlich die Drei Frauen von Picasso.« Er blickte ihr tief in die Augen, als würde er sie bis zur Besinnungslosigkeit ficken, etwas, da war ich mir sicher, das sie noch nie in ihrem Leben erlebt hatte.
    »All meine Lieblingsstücke befinden sich in der Eremitage, Ihrem Museum, Patsy. Ich würde sie zu gerne mal in die Finger bekommen.« Er atmete schwer durch geblähte Nasenflügel.
    » Mein Lieblingsstück ist das, welches ein Jahrhundert lang im Erdgeschoss hing - Danae von Tizian«, stieß Patsy schwindlig hervor.
    »Ein Jahrhundert minus vier Jahre, während der Belagerung von

Weitere Kostenlose Bücher