Mr Nanny
sehr wichtig für mich.«
Wir lagen eine Weile schweigend nebeneinander. Ich wurde zunehmend rastlos, hatte das Gefühl, ihm etwas vorgemacht zu haben, und das wollte ich nicht.
Ich setzte mich abrupt auf. »Phillip, das geht mir alles viel zu schnell. Bitte, ich möchte, dass du wieder in deinem Arbeitszimmer schläfst oder im Gästezimmer deiner Mutter.« Zu meiner Überraschung stand er bereitwillig auf. Er wusste, dass er mehr erreicht hatte, als er zu träumen gewagt hatte. Er war klug genug, sein Glück nicht zu sehr zu strapazieren.
34. Kapitel
Schneewittchen auf dem Ball
Bussi, Bussi. Ein Schwarm von Luftküssen. Hochgereckte Arme. Frauen, die ihre Kleider vorführten wie fünfjährige Mädchen, die Prinzessin spielten. Übertriebene »Halloooooos«. Phillip und ich standen in der großen marmornen Eingangshalle des Museums, an deren hoher Gewölbedecke sich der Schall vieler Stimmen brach. Lockerer weißer Kunstschnee lag aufgehäuft in den Ecken, an Säulen und an den Rändern der majestätischen Marmortreppe, deren Bronzegeländer mit wunderschönen Girlanden aus Stechpalmen- undTannenzweigen umwickelt war. Riesige, funkelnde Eierattrappen, genaue Abbilder der Originale, hingen an unsichtbaren Drähten von der Decke. Weiß behandschuhte Kellner in weißem Frack gingen mit Silbertabletts voll Champagnerflöten umher. Phillip und ich nahmen je eins, dabei reckten wir die Hälse, auf der Suche nach jemandem, den wir tatsächlich mochten. Gleichzeitig nickten wir höflich all jenen zu, die wir vom Sehen kannten. Der Grid ist eine kleine Welt.
»Da, da ist eine.« Eine junge Frau deutete auf mich. Punch Parish, der Starfotograf, stand neben ihr.
Sie standen etwa zehn Meter von uns entfernt unter einer weißbesprühten Palme, deren Zweige mit goldenen Eiern überladen waren. Aber Punch war zu sehr mit der Schickeria beschäftigt, die ihn umkreiste wie Hyänen ein Lagerfeuer. Da gab es jene, die ihm ungeniert in den Hintern krochen, die jeden Satz von ihm mit übertriebenem Gelächter quittierten, die ihm einen Klaps auf den Arm gaben und kreischten: »Oh, Punch! Sie Schlimmer!« Dann gab es die Too-Cool-For-School-Girls, die so taten, als wäre es ihnen egal, ob man sie fotografierte oder nicht, die aber geschickt dafür sorgten, dass sie auf seinem Radar auftauchten. »Hi, Punch!«, riefen sie, winkten ihm kurz mit schmuckbehängtem, zartem Handgelenk zu und waren auch schon wieder verschwunden. Wenn er ein Foto von ihnen wollte, dann würde er sich schon etwas Mühe geben müssen, dann würde er sie unter all den Leuten aufsuchen müssen. Und schließlich waren da die eigentlichen Society-Ladys, die verbissen um seine Aufmerksamkeit buhlten. Natürlich ohne sich dies anmerken zu lassen. Eine wahrhaft oscarreife Vorstellung, wie sie unweit von ihm in Grüppchen zusammenstanden und sich mit einstudierter Nonchalance unterhielten. Und das alles wegen eines Mannes, den sie ohne Fotoapparat keines Blickes würdigen würden.
Das Mädchen zupfte Punch am Ärmel. »Da drüben, da ist sie. Sie trägt ein paar schöne Stücke. Ich bitte Sie! Wir sind Ihre Klienten. Verdura? Schon vergessen?«
Punch reckte gereizt den Hals in meine Richtung. Ich tat, als würde ich nichts merken. »Wer?«, fragte er. »Wieso denn die?«
Sie fasste sich an die Ohrläppchen, eine Geste, die ihm offenbar klarmachen sollte, dass die Fünfzehntausend-Dollar-Ohrringe, die ich trug, doch ein Foto wert seien. Sie brauchten das Foto für ihre Werbekampagne.
»Die kann warten. Die machen wir später.«
Das Mädchen rannte zu mir und stellte sich vor. Jennifer irgendwas, PR-Girl von Verdura. »Ich habe Ihren Namen vergessen, aber ich weiß, dass Sie diese Ohrringe von uns bekommen haben. Wir brauchen dringend ein paar Fotos. Punch! Hier bin ich! Ich brauche ein paar Foto von dieser Frau da! Später finden wir sie vielleicht nicht wieder.«
Er beachtete sie nicht.
Sie sagte: »Ach übrigens, wir müssen die Ohrringe gleich nach dem Dinner wiederhaben. Unser Mann erwartet Sie in einem Raum gleich neben der Küche.«
»Ich weiß. Das hat man mir bereits gesagt...«
»Wir finden Sie schon. Wie, sagten Sie, war noch mal Ihr Name?« Sie zückte ein Notizbuch. Ich hatte mich zunächst darüber gefreut, Kleid und Schmuck kostenlos zur Verfügung gestellt zu bekommen, doch nun fühlte ich mich ausgenutzt und billig, wie eine wandelnde Reklamepuppe.
»Mein Name ist Jamie Whitfield; das ist mein Mann Phillip.«
»Ach ja, natürlich. Rücken
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