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Mr Nanny

Mr Nanny

Titel: Mr Nanny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Peterson
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Ohren.
    »Ich muss in nächster Zeit sehr, sehr viel arbeiten. Ihr wisst doch, die Software, die ich euch gezeigt hab?« Die Kinder nickten. »Ja, und die Leute, die mir Geld geben, damit ich das mache, wollen, dass ich noch viel mehr mache, damit ich noch mehr Schulkindern helfen kann.« Dylans Augen waren wässrig geworden. Er begriff schneller als die Kleinen.
    Peter merkte es, redete aber trotzdem weiter. Was gar nicht seine Art war. »Ich muss jetzt oft in Kalifornien sein.«
    Gracie begann zu verstehen. »Wie lang? Einen ganzen Tag?«
    »Nein, schon ein bisschen länger. Aber ich verspreche euch, dass ich euch anrufen werde, sobald ich weiß, wie lange.«Yvette schnappte nach Luft und presste die Hand auf den Mund. Dylan rannen nun ungehemmt Tränen übers Gesicht.
    »Wieso weint Dylan?«, fragte Gracie.
    Jetzt wurden auch Peters Augen feucht, und das war zu viel für mich. Ich stand abrupt auf und ging in die Küche, stützte mich aufs Spülbecken, ließ den Kopf hängen. Ich schloss die Augen. Gott, das war zu viel. Zu schwer.
    Auf dem Rückweg ins Esszimmer musste ich an eine bestimmte Szene von gestern Abend denken: Wir lagen vor dem Kamin in meinem Schlafzimmer, ich hielt mir ein Kissen vor die Augen, weil es mir fast peinlich war, wie viel Lust ich empfand. Doch einmal spähte ich unter dem Kissen hervor, auf seine Brust, die sich über mir bewegte, auf die geschmeidigen Stöße seines herrlichen Körpers. Aber solche Gedanken waren im Moment zu gefährlich. Solche Gedanken führten nur dazu, dass man gegen die nächste Wand rannte.
    An der traurigen Stimmung im Esszimmer hatte sich nichts geändert.
    Michael war wohl der Einzige, der einigermaßen unbekümmert war. Yvette beschäftigte sich mit dem Aufwischen von Bröseln, Gracie versuchte, mit ihren pummeligen kleinen Kinderhänden die Knoten aus den Haaren ihrer Barbie zu kämmen. Ich sah, wie ihre Oberlippe zitterte, ein sicheres Zeichen dafür, dass sie gleich weinen würde. Da stand Peter plötzlich auf und hob Dylan auf seine Arme. Das hatte er noch nie gemacht, weil Dylan schon so groß war. Er ging zum Sofa, nahm ihn auf den Schoß und drückte ihn liebevoll an sich. Dylan schluchzte sich das Herz aus dem Leib, Peter schaukelte ihn sanft hin und her.
    »Na, na, mein Freund. Ist doch nicht für immer, bloß für eine Weile. Weißt du noch, der Airport Tower, den wir gebaut haben? Das hat vier Tage gedauert, glaube ich, und ich dachte schon, so viel Geduld hättest du nicht. Mann, mir wurde es selbst fast zu viel. Aber du hast zu mir gesagt, Geduld ist eine Tugend. Weißt du noch? Geduld ist eine Tugend. Und dieser Tower war so verdammt schwierig...«
    Dylan schluchzte nur noch heftiger. Wen interessierten schon irgendwelche Lego-Tower, wenn einen der liebste Spielkamerad verließ?
    »Du darfst nicht gehen! Das ist unfair! Das ist unfair!«
    »Dylan, Kumpel, ich verlasse dich doch nicht.«
    »Doch!« Und zwischen heftigen Schluchzern stieß er hervor: »Erst Dad und jetzt auch noch du! Das ist alles das Gleiche!«
    »Dylan, hör auf damit.« Dylans Kopf ruhte in seiner Armbeuge; er drehte seine Wange ein wenig zur Seite, damit er ihm ins Gesicht blicken konnte. »Dylan, red keinen Blödsinn. Das stimmt doch gar nicht. Dein Dad hat dich nicht verlassen. Er liebt dich über alles. Und ich liebe dich auch.«
    »Du wirst ja nicht mal im selben Staat sein!«
    Jetzt kam auch Gracie zu Peter aufs Sofa gekrochen und schmiegte sich an ihn. »Kommst du uns mal besuchen?«
    »Ja, natürlich. Natürlich komme ich. Nur nicht gleich, Schätzchen.« Sie schniefte und starrte mit leeren Augen vor sich hin, den Daumen im Mund. Sie verstand nicht, warum Dylan so weinte, und sie verstand nicht, wie Peter ihrer kleinen vertrauten Welt einfach den Rücken kehren konnte.
    Eine Stunde später hatte Peter auch die letzte Reisetasche verstaut, sodass der Auszug aus Ägypten beginnen konnte. Ich ließ den Bungalowschlüssel auf dem Garderobentisch zurück, dann zog ich die Tür hinter mir ins Schloss. Peter setzte sich ans Steuer, und ich kletterte neben ihm auf den Beifahrersitz. Die Kinder waren ungewöhnlich still. Ich dagegen war nervös, flattrig. Um mich zu beruhigen, begann ich, Pläne zu schmieden. Es knackte in meinen Ohren, als wir den Berghang hinab zum kleinen Flughafen des Ortes fuhren.
    Es passte mir zwar nicht, aber er hatte recht. Ich konnte ihn nicht so einfach in mein Leben verpflanzen. Vielleicht war es ja gar nicht so schlecht, ein Weilchen auf mich

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