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Mr Nanny

Mr Nanny

Titel: Mr Nanny
Autoren: Holly Peterson
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bitte so nett wäre...«
    »Ingrid, ich glaube nicht, dass das gut bei ihm ankäme. Ich müsste ihn schon selbst fragen.«
    »Na gut, okay, dann frag ihn selbst. Das wollte ich sowieso.«
    Sie hatte mich ausmanövriert und wusste es auch. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.
    »Ach, und übrigens«, flüsterte sie und hob ihre frisch gewachsten Augenbrauen. Ihr Blick ruhte auf meinem Schuhwerk.
    Ich schaute auf meine schwarzen Riemchensandalen hinab und glaubte schon, ich wäre ohne es zu merken in Hundekot getreten.
    »Diese Schuhe«, sagte sie zutiefst besorgt. »Die gehören zur Abendgarderobe. Jetzt ist Mittagszeit, um Himmels willen.«
     
     
    Als unser Essen serviert wurde - Chicken Paillard mit gedünstetem Chicorée für Susannah und Tricolore-Salat mit gegrillten Riesengarnelen für mich -, sprach ich das Thema an, das mich derzeit am meisten beschäftigte.
    »Ich mache mir Sorgen um Dylan. Er... er ist bei einem Basketballspiel vollkommen zusammengebrochen.«
    »Hab’s gehört.«
    »Wirklich?«
    »Ja. Fötusposition, anstatt Korb zu werfen?«
    »Oh nein, glaubst du, alle Kinder reden darüber?«
    »Ja.«
    »Wirklich? Oh Gott.« Ich vergrub mein Gesicht in meiner Serviette.
    Susannah zog sie mir weg. »Hört sich an, als wäre es ein ziemlich beängstigender Moment für ihn gewesen.«
    »Er hat danach in meinen Armen geheult wie ein Schlosshund. Er hat sich so geschämt.«
    Sie knetete meine Schulter. »Lampenfieber, das ist alles.«
    »Ja, das und ein bisschen mehr, fürchte ich. Ob es normal ist oder nicht, weiß ich nicht - aber ich denke, die Tatsache, dass Phillip kaum noch zu Hause ist, hat bei ihm ein ernsthaftes Selbstwertproblem verursacht. Er will nicht, dass ich ihm bei den Hausaufgaben helfe, er will, dass Phillip es tut. Er war letzte Woche vollkommen am Boden zerstört, als Phillip am Samstag nicht mit ihm zu einer Baseballparty gehen konnte, zu der er eingeladen war. Er heulte wie ein Vierjähriger, warf mit seinen Spielsachen um sich und schmiss seine Baseballkarten auf den Boden. Und dann noch diese Sache beim Basketballspiel.«
    »Geht er denn noch zu diesem Psychiater?«
    »Nein. Er hat mich angefleht, nicht mehr dorthin gehen zu müssen. Und ehrlich, ich hatte nicht den Eindruck, dass die Besuche irgendwie halfen. Sie gaben ihm lediglich das Gefühl, dass etwas mit ihm nicht stimmt. Und weißt du, mein Dylan ist in Ordnung. Ich will ihn nicht als irgend so ein schwer depressives Kind stigmatisieren. Er ist immer noch mein toller Junge, der sich für seine Legobausätze begeistert, gerne liest, gut in der Schule ist - aber irgendwas stimmt trotzdem nicht.«
    »Und was sagt dein süßer Phillip zu alldem?« Susannah liebt meinen Mann geradezu; sie haben so viel gemein, stammen beide aus den gleichen Kreisen: alter New Yorker Geldadel, wenn man so will.
    »Wer weiß das schon?« Ich zuckte die Achseln.
    »Was meinst du?«
    »Natürlich macht er sich Sorgen um Dylan. Aber er ist … Weißt du, wir haben nicht mehr allzu viel Zeit zum Reden.«
    Susannah drohte mir mit dem Finger. »Was habe ich dir immer gesagt...?«
    Ich nickte schicksalsergeben.
    Sie beugte sich vor. »Und - machst du’s?«
    Ich hob die Hände, als laute die Antwort: eher nicht.
    Sie klopfte mit dem Finger auf den Tisch. »Ich hab’s dir schon hundertmal gesagt: Du musst deinem Mann einen blasen. Du musst deinem Mann einen blasen .«
    Ich mochte Susannah wirklich gern, aber manchmal fiel es mir schwer, echte Freundschaft zu empfinden, weil sie mir so oft ein Gefühl der Unzulänglichkeit vermittelte. Angefangen mit der Tatsache, dass sie ihrem Mann jeden Morgen einen blies.
    Diesmal klopfte sie auf meine Hand. »Denk an das, was ich dir sage. Hör auf mich.«
    »Weißt du was? Ich hab aber nicht immer Lust, meinem Mann einen zu blasen.«
    »Ich doch auch nicht! Aber wie viel Zeit muss man schon dafür opfern - zehn Minuten höchstens -, und er ist danach so happy, dass er durch’s Zimmer tanzt! Das rettet jede Ehe, glaub mir. Ich wünschte, ich könnte zu Oprah gehen und es den amerikanischen Frauen mitteilen: ›Ihr müsst euren Männern einen blasen.‹ Würde jede Menge Scheidungen verhindern. Wäre doch ein toller Titel für eine Oprah-Show: ›Frauen, ihr müsst euren Männern einen blasen‹.«
    »Also, wie oft machst du’s jetzt wirklich? Ganz ehrlich.«
    Sie blickte auf und überlegte kurz. »Vier mal pro Woche.«
    »Das ist ganz schön oft.«
    »Und ich ergreife die Initiative, das ist der Knackpunkt.
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