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Mr Nanny

Mr Nanny

Titel: Mr Nanny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Peterson
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hinterher. Er bewegte sich mit langen, graziösen, entschlossenen Schritten. Ich konnte noch immer nicht fassen, dass er sich ausgerechnet in mich verliebt hatte, eine etwas zu kurz geratene Brünette aus der Mittelschicht. Anstatt in eine blonde Country-Club-Göttin. Ich stand jetzt schon Todesängste aus, falls meine Eltern mal zu Besuch kämen und darauf bestehen sollten, dass wir uns ein Disney-Musical ansähen und eine Stadtrundfahrt im Doppeldeckerbus machten.
    Er setzte sich im Schneidersitz neben mich und legte meine Hand auf sein Knie. Seine Khakis waren derart abgetragen, dass sie sich anfühlten wie dünnes Flanell. »Also, ich denke Folgendes: Ich finde, du solltest kündigen.«
    »Und wie stellst du dir vor, dass ich meinen Lebensunterhalt verdienen soll?«
    »Ich würde nie von dir erwarten, dass du zu arbeiten aufhörst. Aber du brauchst eine Veränderung. Du musst zusehen, dass du was anderes findest, jetzt, solange du noch jung genug bist, um irgendwo anders ganz unten anzufangen.«
    »Aber wie sollte das gehen?«
    »Ich werde dir helfen. Zumindest helfe ich dir, genug Selbstvertrauen für diesen Sprung ins kalte Wasser zu finden. Schau hier.« Er deutete auf den Haufen von fünf offenen, zerlegten Zeitungen neben mir auf dem Teppich. »Du bist ein Newsgirl. Die Politik liegt dir im Blut. Du weißt so viel über Innen- und Außenpolitik, und dabei arbeitest du nicht mal in der Branche. Wieso zum Teufel verschwendest du deine Zeit immer noch mit Excel-Tabellen? Anstatt dir eine Arbeit zu suchen, die dir wirklich am Herzen liegt?«
    »Ich hab’s ja versucht, das hab ich dir doch schon gesagt. Aber solche Jobs, da kommt man einfach nicht rein. Man kann nicht einfach sagen, ich mach was mit Nachrichten oder Politik, einfach so.«
    »Doch. Doch, das kann man. Du bist jetzt viel besser qualifiziert. Du wärst zum Beispiel ideal als Wirtschaftsjournalistin für die New York Times . Und du hast schon für deine Schülerzeitung geschrieben, und jetzt kennst du obendrein die Wall Street.«
    »Phillip, du weißt nicht, wovon du redest. Man muss mindestens drei Jahre bei einer Lokalzeitung gearbeitet haben, bevor sie einen überhaupt durch die Tür einer größeren New Yorker Zeitung lassen. Ich müsste in irgendeine Kleinstadt ziehen und erst mal dort Erfahrungen als Lokalreporterin sammeln.«
    »Okay.« Er überlegte. »Nein, das würde mir überhaupt nicht passen. Nein.« Er überlegte noch ein wenig. »Na, dann eben Fernsehen. Bewirb dich um einen Job in der Rechercheabteilung eines großen Nachrichtensenders, CNBC oder einer von diesen neuen Kabelsendern. Du hast jetzt Erfahrungen auf dem Wirtschaftssektor, die nehmen dich mit Handkuss, wirst sehen.« Er stützte sich auf den Ellbogen. Sein Gesicht dicht über dem meinen, streichelte er meine Haare und sagte: »Du machst das. Ich weiß es. Und ich werde dich mit all meinen Kräften unterstützen.«
    »Wirklich?«
    »Vertraust du mir?«
    Und das tat ich. Das ist das Paradoxe an Phillip. Er besitzt diese beiden absolut gegensätzlichen Seiten: Einerseits ist er ein verwöhnter kleiner Junge, der sich in kindischen Temperamentsausbrüchen über Nichtigkeiten ergeht, andererseits, wenn etwas getan werden muss, dann gibt es keinen Besseren als ihn. Und das war auch der Grund, warum ich nach zehn Jahren Ehe immer noch mit ihm zusammen war. Er besaß die Fähigkeit, eine Sache zu Ende zu bringen. Phillip »machte den Deal«. Allerdings verachtete ich seine Besessenheit in Bezug auf Geld und Reichtum, eine Besessenheit, die in den Jahren, seit ich ihn kannte, wie ein Krebsgeschwür gewuchert war. Er verglich sich permanent mit unseren reicheren Nachbarn aus dem Grid , mit Leuten, die ein Flugzeug besaßen oder ein größeres Apartment. Er schien unfähig zu begreifen, wie viel Glück wir hatten, wie gut es uns ging. Sein überbordendes Selbstbewusstsein hätte ihn eigentlich in die Lage versetzen müssen, über solche Oberflächlichkeiten hinwegzusehen, doch das war nicht der Fall. Stattdessen gab es ihm das Gefühl, ein Anrecht auf etwas Besseres zu haben. Auf mehr Reichtum.
    Aber da waren noch drei wundervolle Kinder, die man bei dieser Rechnung nicht außer Acht lassen durfte. Er bemühte sich sehr, ihnen ein guter Vater zu sein. Er liebte mich immer noch. Also zwang ich mich, es weiter und weiter zu versuchen.
     
    »Carolina! Wo bleibt mein Sandwich?«
    »Es steht vor dir auf der Anrichte, Phillip«, sagte ich.
    »Ach ja, entschuldige.« Er klappte das Brot

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