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Mr Nanny

Mr Nanny

Titel: Mr Nanny Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Peterson
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natürlich nicht arm im Vergleich zu Normalsterblichen. Ich meine arm für hier .« Er zeigte auf den Boden. »In meinem Leben. In meiner Realität. Das ist es, worüber ich rede, das ist es, was mich interessiert. Das Einzige, was mich interessiert. Okay?«
    »Phillip, du verdienst sehr gut.«
    »Schwachsinn! Seit zwanzig Jahren schufte ich mir den Arsch ab in einer der besten Anwaltskanzleien der Stadt und hab am Jahresende doch jedes Mal das Limit von drei Kreditkarten ausgeschöpft.« Er krempelte die Ärmel hoch. »Fünfzigtausend für Schulgebühren, hundertachtzigtausend pro Jahr für Unterhalt und Hypothek von dieser Wohnung, hunderttausend für Instandhaltung und sonstige Kosten der Ferienwohnung, noch mal hundert Riesen für Yvette und Carolina, und du willst dass ich noch mehr für Personal rausrücke?« Er ging ins anschließende Schlafzimmer und brüllte von dort: »Essen und Kleidung und zweimal Urlaub im Jahr, und ich bin pleite. Nichts übrig, nichts gespart. Das ist doch Scheiße.«
    Phillip war in einer Zeit groß geworden, in der seine Herkunft als weißer, angelsächsischer Protestant noch etwas galt. Er hatte als Kind Snacks in seinem Countryclub verkauft. Er war auf dasselbe Eliteinternat, dieselbe Eliteuni wie sein Vater und sein Großvater gegangen. Er war in eine der renommiertesten Anwaltskanzleien der Stadt eingetreten. Er hatte alles richtig gemacht. Und ja, seine gediegene Herkunft bedeutete immer noch etwas, zumindest in der Park Avenue, aber in der heutigen Zeit, den Post-Neunzigern, dem Post-Internet-Boom, der Post-9/11-Welt, hatte sich die soziale Messlatte verschoben. Nun zählte Geld mehr als die Herkunft. Phillip verdiente eins Komma fünf Millionen pro Jahr. Im Grid sei das, so meint er, ein Hungerlohn. Und das Kranke daran ist: Er hat recht. Die meisten Banker hier im Grid machen mehrere Millionen pro Jahr, nicht wenige im zweistelligen Bereich. Er muss mit ansehen, wie Männer in seinem Alter Konzerne leiten, Dritthäuser in den teuersten Skigebieten erwerben, Jets mieten oder gleich kaufen. Und er fragt sich natürlich, was er falsch gemacht hat. Wieso haben die all das? Wieso reißt er sich den Arsch auf und steht am Jahresende doch mit leeren Taschen da? »Arm«? Die Antwort lautet: Die Reichen werden nicht deshalb reicher, weil sie sich Steuervorteile zunutze machen, sie werden reicher, weil sie sich ihres Reichtums gar nicht bewusst und ständig bestrebt sind, ihn zu vermehren.
    Ich sah, wie er die Bügelfalten seiner Hose pedantisch genau aneinanderlegte, bevor er sie in den Schrank hängte. »Du weißt sehr gut, dass Geld nicht das Problem ist, Phillip. Ich habe schon jede Menge Leute eingestellt und wieder entlassen, ohne dich zu fragen.«
    »Also gut, Jamie, dann sag du mir, was das Problem ist. Oder willst du damit andeuten, dass ich das Problem bin, hm?«
    »Weißt du...« Ich schüttelte den Kopf. »Ach, egal. Hör zu, lass es uns einfach eine Weile probieren, mal sehen, wie es läuft.«
    »Nein. Ich will das jetzt wissen. Bin ich das Problem, oder worauf willst du eigentlich hinaus? Was denkst du , was mein Problem ist? Ehrlich. Ich bin sehr neugierig zu erfahren, was mein Problem ist.«
    »Ich glaube, dir passt einfach nicht, dass ein Mann im Haus ist, während du weg bist.«
    »Was? Wegen dir und ihm ?«
    »Gott, nein!« Ich musste lachen. »Nein, nicht wegen ihm und mir.« Obwohl, so ganz sicher war ich mir da nicht. »Sondern weil er ein Mann ist. Ein Mann, der mit deinen Kindern spielt, und dir wäre eine Frau lieber. Dann bräuchtest du nicht so ein schlechtes Gewissen zu haben. Dann bräuchtest du nicht das Gefühl zu haben, ersetzt zu werden.«
    Er stemmte die Hände in die Hüften. »Verdammt richtig! Es passt mir nicht, dass so ein langhaariger Kerl, so ein bekiffter Hippie mit meinen Kindern im Park Football spielt, während ich wie verrückt schufte, um sein Gehalt zu bezahlen! Da hast du ganz recht, Jamie.« Er zeigte jetzt mit dem Finger auf mich. »Ich will keinen Miet-Daddy im Haus haben. Wir brauchen keinen, und ich dulde keinen. Schluss und aus.«
    Ich schlug Phillips Finger beiseite. »Ich weiß selber, dass es keine ideale Lösung ist, aber Tatsache ist nun mal, dass du die ganze Woche arbeitest. Und du hast deshalb auch keine Zeit, die Kinder von der Schule abzuholen, mal mit ihnen zu spielen oder auch nur beim gemeinsamen Abendessen anwesend zu sein. Und ich arbeite ebenfalls hart. Aber es geht hier gar nicht um dich. Es geht um Dylan, unseren

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