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Mr. Postman

Mr. Postman

Titel: Mr. Postman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Ich weiß, weshalb er unterwegs ist.«
    Murphy knetete sein Kinn und erkundigte sich lauernd: »Sucht er einen Killer? Oder den Killer?«
    »Das könnte sein.«
    »Dann ist er Optimist.«
    »Oder jemand, der aus Erfahrung klug geworden ist«, nahm Glenda den Geisterjäger in Schutz.
    »Ist mir egal, wie man es sieht, Miss Perkins. Wir werden den Toten wegbringen. Unsere Arbeit ist erledigt. Ab jetzt wasche ich meine Hände in Unschuld.«
    »Gut, Herodes…«
    »Ähm - wie meinten Sie?« Er winkte ab. »Ach ja, der berühmte Herodes. Der große Unschuldsengel.« Er ließ sich nicht mehr näher über das Thema aus, sondern trat an das Bett heran. »Die Aussage dieser Frau ist von großer Bedeutung. Sie hat ja den Killer gesehen, und Sie ebenfalls, Mrs. Perkins, nehme ich an.«
    »Wie kommen Sie denn darauf? Ich habe ihn vertrieben. Wenn ich ihn sah, dann nur von der Rückseite her. Er war dunkel gekleidet und trug einen Hut.«
    »Ja, so etwas Ähnliches sagten Sie schon.« Murphy kaute an seinem Frust. »Manche sind eben gleicher als gleich. Da kann man nichts machen. Schönen Abend noch, Miss Perkins.«
    »Danke, Mr. Murphy, Ihnen auch.« Glenda war froh, als der Kollege das Haus verlassen hatte. Sie konnte ihn auch verstehen. Immer wenn John Sinclair erschien, wurde den Kollegen, die normale Fälle behandelten, die Sache aus den Händen genommen. Auf der anderen Seite war John dafür zuständig, und die Aufklärungsquoten gaben ihm Gott sei Dank recht.
    Da Lilian Evans noch schlief, verließ Glenda das Zimmer und ging in die Küche. Es war ein geräumiger Raum, perfekt und modern eingerichtet und mit einer Essbar in der Mitte. Da glänzte alles, da lag kein Staub auf dem Boden, es war wirklich die beste Fassade, die man sich denken konnte.
    Nur lag etwas hinter der Fassade, das auch nicht durch Styling und Putzen verschwand. Menschliche Unzulänglichkeiten eben. Lust und Frust zugleich. Beides hatte sich immer mehr aufgepowert, und so war es dann zu dieser Tat gekommen.
    Im sehr hohen Kühlschrank fand Glenda an Getränken, was das Herz begehrte. Glenda entschied sich für einen Mandarinensaft und trat mit dem Glas in der Hand ans Fenster. Sie schaute zur Straße hin und beobachtete, wie die Mitglieder der Mordkommission allmählich abzogen. Murphy war einer der letzten und schaute zum Haus hin. Ob er sie gesehen hatte, wusste Glenda nicht.
    Sie trank das Glas leer, stellte es in die blitzblanke Spüle, schaltete das Licht aus und ging wieder zurück in das Schlafzimmer, in dem Lilian noch immer bewegungslos auf dem Bett lag. Diesmal setzte sich Glenda auf die Bettkante. Mit dem Handrücken streichelte sie die Wange der Frau und spürte das Zucken der Haut. Ein erstes Zeichen darauf, dass Lilian erwachte.
    Glenda wartete ab. Auf dem Gesicht zeigte sich die erste Unruhe. Die Lippen zuckten wie bei einem Menschen, der lächeln will. Sehr langsam schlug Lilian die Augen auf.
    Sie waren zwar klar, doch Glenda konnte sich vorstellen, dass der Blick schon einen Schleier zeigte und Lilian deshalb Mühe hatte, das zu erkennen, was sich in ihrer Nähe tat.
    »Lilian? Können Sie mich hören… sehen…?« Glenda hatte leise gesprochen, um die Frau nicht zu erschrecken. Aber Lilian tat ihr nicht den Gefallen. Sie blieb zunächst einmal ruhig liegen.
    »Ich bin es! Glenda Perkins. Sie erinnern sich an mich?« Glenda lächelte ihr zu.
    Lilian gab noch keine Antwort, aber sie bewegte ihre Augen und schaute Glenda schärfer an. Allmählich musste sie erkannt haben, wer da auf ihrem Bett saß, und auch die Erinnerung kehrte wieder zurück.
    »Sie… Sie haben mich doch…«
    »Ja, das habe ich.«
    Es war die Antwort, die die Erinnerung an das Geschehen wieder in der Frau hochschießen ließ. Plötzlich versteifte sie, und auf ihrem Gesicht erschien ein Ausdruck des Entsetzens. Da kam wieder alles zusammen, und die blanke Angst sprach aus ihrem Blick. Noch mehr versteifte sie sich, bis sie plötzlich aufschrie, die Decke fortschleudern wollte und es nur halb schaffte, weil Glenda sie an der Seite mit ihrem Gewicht beschwerte. Dafür krallte sich Lilian an Glendas Unterarm fest.
    »Er ist da. Er ist wieder da! Er kommt zurück… zurück…«
    Sie wiederholte die Worte einige Male, und auch ihr Griff blieb in seiner Härte bestehen. Glenda tat nichts. Es war genau richtig, denn es dauerte nicht mehr lange, bis sich Lilian entspannte und auch Glenda losließ.
    Sie atmete heftig. Blieb aber auf dem Rücken liegen und bewegte nur ihren

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