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Mr. Postman

Mr. Postman

Titel: Mr. Postman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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es. Viel Spaß noch.« Er drehte sich um und tauchte unter.
    Ich blieb vor dem Grab stehen und schaute es mir an. Viel war nicht zu sehen. Hier ragte kein Stein als letztes Mahnmal in die Höhe, und es gab auch kein Kreuz, sondern nur ein flaches Stück Fels, das an den Toten erinnerte.
    Ich holte meine Lampe hervor und leuchtete das Grab an. Mit dem Strahl zeichnete ich die Umrisse nach und stellte fest, dass es nicht eben gepflegt aussah. Hier war nur das Nötigste getan worden, und so hatte das Unkraut freie Bahn gehabt. Ich konzentrierte den Kegel auf den Stein, der das blasse Licht wiedergab wie ein matter Spiegel. Nur mühsam war die Schrift zu entziffern, weil der flache Stein bereits mit einer Moosschicht überzogen war.
    Mein Gedanke war gewesen, das Cassius Manson tatsächlich wie ein Zombie aus der Tiefe gestiegen war. Wäre das der Fall gewesen, hätte ich Spuren sehen müssen, die es allerdings nicht gab. Zwar war die Oberfläche nicht völlig glatt, aber von unten her aufgewühlt zeigte sie sich auch nicht.
    Andererseits konnte das Grab nach jedem Verlassen des ›Toten‹ auch wieder gerichtet und instand gesetzt worden sein. Nein, das erschien mir schon zu weit hergeholt. Überhaupt war dieser verdammte Fall mehr als kompliziert.
    Mit Zombies kannte ich mich aus. Ich hatte auch gegen lebende Skelette gekämpft, alles kein Thema, aber so einfach, wie ich es mir vorgestellt hatte, war es nun doch nicht. Hier steckte etwas anderes dahinter, und das war ein verdammtes Problem.
    Nichts störte meine Gedanken. Die Stille umfing mich wie ein Grab.
    Ja, sie schien mich begraben zu haben. Das Licht strahlte das Grab nicht mehr an. Ich stand in dieser blauen Schwärze, spürte auch die Feuchtigkeit in der Luft, als wäre sie mit zahlreichen Tüchern gefüllt worden. Ich war allein - oder?
    Julian war längst verschwunden. Er musste seine Freunde schon getroffen haben, nur sah und hörte ich sie nicht. Auf dem Gelände gab es genügend dunkle Stellen, um sich verstecken zu können.
    Ich drehte mich um. Gräber, wohin ich schaute. Schattenhaft. Düster und versteckt. Umweht vom Atem der Dunkelheit. Starre Tücher, die keinen einzigen Lichtfunken durchließen.
    Ich hatte mit Friedhöfen meine Erfahrungen sammeln können. Ich kannte die unterschiedlichsten. In den Großstädten, auf dem Lande, sehr einsame und auch Friedhöfe, auf denen sich die Besucher die Klinken in die Hand gaben.
    Dieser hier lag inmitten der Großstadt und war trotzdem so einsam.
    Ich stand auf einer Insel, die Geräusche an sich vorbeifließen ließ und nur die wenigsten davon aufnahm.
    Wo lauerte Mr. Postman? Hier oder noch in der Straße? Er hatte es zweimal versucht und war beide Male gescheitert. Er wusste, dass nach ihm gesucht wurde und musste eigentlich einen Platz finden, an den er sich zurückziehen konnte. Der Friedhof hier wäre ideal gewesen, denn er bot verdammt viele Verstecke.
    Noch einmal leuchtete ich das Grab an, untersuchte es genauer, drückte sogar die Hand auf seine Fläche, aber sie gab nicht nach. Das Grab war nicht von innen aufgewühlt worden. Trotzdem ging ich davon aus, dass ich eine besondere Stelle erreicht hatte. Hier tat sich etwas.
    Hier war etwas Außergewöhnliches geschehen, aber es gab keine Reste oder Spuren.
    Ich musste mich aus diesem Feld lösen und wieder zurück in die Realität kommen. Glenda und Lilian Evans waren allein. Wenn sich Mr. Postman nicht hier auf dem Friedhof aufhielt, dann hatte er ein anderes Versteck gefunden. In der Straße? Nahe der untreuen Frauen, die er auf seine Liste gesetzt hatte?
    Ich wusste es nicht. Aber ich würde am Ball bleiben. Zudem verdichtete sich bei mir das Gefühl, dass in dieser Nacht noch etwas geschehen konnte. Zwar befand ich mich nicht weit von den beiden Frauen entfernt, aber mehr als eine Viertelstunde würde ich vom Friedhofstor schon laufen müssen.
    Dann sah ich die Lichter. Klein nur, winzig. Sie flackerten auch kaum.
    Sie standen verteilt vor mir, und manche von ihnen schwebten in der Luft, während andere wieder Kontakt zum Boden hatten. Die Party fing an. Mich interessierte sie nicht. Glenda und Lilian waren wichtiger.
    Einen Schritt nur kam ich weit, da hörte ich das andere Geräusch, identisch mit meinem. Jemand kam. Ich hatte ihn gehört.
    Und ich hörte ihn auch weiter, wie er seine Füße auf den Boden setzte.
    Lange zu raten brauchte ich nicht, denn sehr bald zeichnete sich vor mir eine Gestalt in der Dunkelheit ab. Ebenfalls düster vom

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