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Mr. Shivers

Mr. Shivers

Titel: Mr. Shivers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Jackson Bennett
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blonder Haarschopf funkelte im Sonnenschein. In seinen blauen Augen lag schreckliche Trauer. Seine Fußabdrücke schlängelten sich durch die Wüste. Sie waren rot.
    Vor Connelly blieb er stehen und schaute ihm ins Gesicht.
    »Die Welt verändert sich«, flüsterte er.
    Dann ertönte ein Donnerschlag, als würde der Himmel zerbrechen. Connelly wachte auf und hätte um ein Haar aufgeschrien. Er sah sich um. Das Feuer war erloschen. Pike und Roosevelt schliefen, aber Hammond saß ihm im Schneidersitz gegenüber und beobachtete ihn.
    »Böser Traum?«
    Connelly nickte.
    »Worum ging es?«
    Er antwortete nicht, sondern schüttelte bloß den Kopf.
    »Worum ging es?«, fragte Hammond erneut.
    »Da war eine Wüste. Ein blutverschmierter junger Mann. Und er … er sagte mir, dass sich die Welt verändert, und ich wachte auf.«
    »Nun, das tut sie tatsächlich, nicht wahr?«
    Connellys Blick fiel auf Hammonds Hände. Roosevelts Revolver lag in seinem Schoß.
    »Was haben Sie damit vor?«, fragte er.
    »Ich halte ihn. Mache mich damit vertraut, wie er sich anfühlt.«
    »Warum?«
    »Wir sind nicht den weiten Weg gekommen, um ihn nur anzubrüllen, oder?«
    »Wohl kaum.«
    »Haben Sie schon mal einen Mann getötet?«
    »Nein.«
    »Ich auch nicht. Aber ich wünschte, ich hätte es getan. Nur damit ich weiß, wie das ist. Aber vermutlich wird er ein guter Anfang sein.«
    »Wollen Sie den an uns ausprobieren?«
    »Nein. Ich will ihn einfach nur in der Hand halten. Nur um zu wissen, dass ich es tun kann. Den Grund dafür kann ich Ihnen nicht sagen, aber es ist ein gutes Gefühl für einen Mann, wenn er weiß, dass er einen anderen töten kann. Nicht, dass er es tut. Aber dass er dazu fähig ist. Verstehen Sie?«
    »Ich glaube schon.«
    »Wissen Sie, die Hobos wissen, wie man sich vor Mr. Shivers in Sicherheit bringen kann, aber man muss sich dabei vorsehen.«
    »Ach?«
    »Ja. Man muss in einer wolkenlosen Mondnacht zu einer Kreuzung gehen, dann sucht man sich einen Stein, schreibt seinen Namen darauf und vergräbt ihn auf der Straße. Er kommt am Morgen vorbei und führt eine Reihe Männer an, die er in die Hölle bringt, und er wird den Namen lesen. Dann kann man diese Stadt ohne Schwierigkeiten passieren und wird weder von ihm noch von denen belästigt, denen er befiehlt.«
    »Hammond, gehen Sie schlafen.«
    Hammond drehte die Waffe in den Händen. »Ich kann nicht.«
    »Versuchen Sie es.«
    »Also gut. Ich versuche es.«
    »Nun, dann gute Nacht.«
    »Ja«, sagte er. »Gute Nacht.«

SIEBEN
    Die Reise ging weiter nach Südwesten, und es gelang ihnen, von einem Lastwagenfahrer mitgenommen zu werden, der seine Ladung Hühnerfutter bereits abgeliefert hatte. Sie legten ungefähr zwanzig Meilen auf der Ladefläche zurück. Als der Laster in Richtung Hauptstraße abbog, kletterten sie herunter, und der Fahrer schüttelte beim Weiterfahren nur den Kopf.
    Ein ihnen entgegenkommender Wagen hielt am Straßenrand an. »An eurer Stelle würde ich umkehren«, rief ein Mann aus dem Fenster. Seine Familie saß hinten, ihr ganzes Hab und Gut war auf das Dach gebunden.
    »Warum sollten wir?«, fragte Roosevelt.
    »Ein Sturm zieht auf. Ein Staubsturm.«
    »Ein was?«
    »Ein Staubsturm. Wenn ihr weitergeht, werdet ihr morgen keine drei Schritte weit sehen können.«
    »Vielen Dank«, sagte Pike.
    »Kehrt ihr nicht um?«
    »Uns bleibt keine Wahl.«
    »Ihr seid alle verrückt«, erwiderte der Mann und kurbelte das Fenster hoch. »Vollkommen verrückt.« Die Räder drehten durch, dann schoss er die Straße entlang.
    »Der Schweinehund kann nicht einmal vernünftig Auto fahren«, sagte Hammond. »Aber uns nennt er verrückt.«
    Sie gingen weiter. Am späten Nachmittag führte sie die alte Straße über einen zerfallenen Graben. Da ertönte links von ihnen in der Ferne ein gedämpfter Schrei. Pike bedeutete den anderen, die Straße zu verlassen, und sie begaben sich leise in die Deckung der Büsche. Pike spähte darüber hinweg.
    »Was war das?«, fragte Hammond.
    »Ich würde sagen, da lagern ein paar Leute neben der Straße«, sagte Roosevelt. »Direkt südlich von uns.«
    »Und?«, fragte Connelly.
    »Das gefällt mir nicht«, sagte Pike. »Die ganze Gegend ist verlassen, vor allem wegen dieses Sturms, von dem der Mann sprach, dieser …«
    »Staubsturm.«
    »Genau. Es könnten Cops sein oder Banditen.«
    »Banditen?« Hammond lachte.
    »Ich bin schon mal welchen begegnet. Zum Teufel, ich bin schon mal von welchen ausgeraubt worden. Und wenn es

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