Mrs Murphy 06: Tödliches Beileid
anzunehmen.« Harry hob den großen metallenen Abfallbehälter hoch, der von Papier überquoll.
»Das kann ich für Sie machen.« Maury griff nach dem Abfallbehälter. »Wo kommt das hin?«
»In Markets neuen Container«, sagte Miranda.
»Bin in einer Minute wieder da.«
Als er ging, sagte Little Mim: »Er ist ein schrecklicher Charmeur, nicht?«
»Ignorier ihn«, riet Harry ihr.
»Ich habe nicht gesagt, dass es mich stört.«
Maury kam zurück und stellte den Abfallbehälter neben den Tisch, wo die Leute ihre Post sortierten.
»Danke«, sagte Harry.
Er zwinkerte ihr zu. »War mir ein Vergnügen. Sie können sagen, dass Sie heute einem Engel begegnet sind.«
»Wie bitte?«
»Wenn ich tot bin, dann wandle ich überirdisch, Harry, nicht auf Erden.« Er lachte und ging winkend hinaus.
Susan Tucker kam gerade herein, als Miranda mit ihrem gestrengen Verhör zum Thema Fairs Übernachtung begonnen hatte.
Harry wehrte sich verzweifelt. »Miranda, warum tun Sie mir das an?«
»Weil ich Sie glücklich sehen möchte.«
»Wenn Sie überall herumerzählen, dass mein Exmann bei mir übernachtet hat, macht mich das nicht glücklich, und ich sagte Ihnen schon, Miranda, es ist nichts passiert. Ich hab das so satt.«
»›Die Dame, wie mich dünkt, gelobt zu viel‹«, zitierte Mrs Hogendobber Shakespeare.
»Ach bitte.« Harry hob die Hände.
Susan wölbte eine Augenbraue und sagte: »Etwas ist passiert. Okay, vielleicht nicht Sex, aber er hat einen Fuß in die Tür gekriegt.«
»Und den Hintern ins Gästezimmer. Es hat geschüttet, dass man keinen Hund vor die Tür jagen mochte.«
»Eine Katze auch nicht«, rief Mrs Murphy, die sich im Postkarren lümmelte.
»Na gut.« Harry dachte, die Katze wollte angeschubst werden, also ließ sie sie im Postkarren fahren.
»Das macht Spaß …« Murphy legte die Pfoten auf die Seite des Karrens.
»Harry, ich warte.«
»Worauf?«
»Auf das, was sich zwischen dir und Fair tut.«
»NICHTS!«
Ihr Aufschrei veranlasste Tucker zu bellen.
Pewter, die den Lärm hörte, eilte durch die Tierpforte herein. »Was gibt’s?«
»Mrs H. und Susan denken, Mom ist in Fair verliebt, weil er die letzte Nacht in ihrem Haus verbracht hat.«
»Oh.« Pewter durchsuchte den Abfallbehälter nach Krümeln. »Die sollten jetzt mal Teepause machen.«
Susan hob die Hände. »Du bist so empfindlich.«
»Wärst du das nicht?«, schoss Harry zurück.
»Schon möglich.«
»Harry, ich wollte Sie nicht ärgern.« Miranda war aufrichtig zerknirscht. Sie ging zu dem kleinen Kühlschrank und holte die Torte heraus, die sie am Vorabend gebacken hatte.
Pewter war entzückt.
Harry seufzte. »Ich will seine Zuwendung, aber ich glaube nicht, dass ich ihn will. Ich bin schizophren.«
»Rachsüchtig trifft es vielleicht eher.« Miranda nahm kein Blatt vor den Mund.
»Hm – ich würde gerne glauben, dass ich nicht so ein schlechter Mensch bin, aber vielleicht bin ich’s doch.« Sie sah aus dem großen vorderen Fenster. »Wird ein schöner Tag heute.«
»Gut, mein Engel muss Hockey spielen, bei Regen oder Sonnenschein«, sagte Susan. »Danny hat Footballtraining, drum gucke ich bei der ersten Halbzeit von Brooks’ Spiel und der zweiten Hälfte von Dannys Training zu. Wenn ich doch bloß dahinterkäme, wie man an zwei Orten zugleich sein kann.«
»Wenn ich rechtzeitig mit der Arbeit fertig werde, schaue ich vorbei«, sagte Harry. »Ich würde gerne mal Brooks in voller Fahrt sehen. Dabei fällt mir ein, ich muss anrufen, ob mein Transporter fertig ist.«
»Ich dachte, du hättest kein Geld, um ihn reparieren zu lassen«, sagte Susan.
»Ich kann es in Raten abzahlen.« Während sie telefonierte, raunten Miranda und Susan über die Vorkommnisse.
»Miranda, glauben Sie, dass die falschen Todesanzeigen etwas mit Halloween zu tun haben?«, fragte Harry, als sie aufgelegt hatte.
»Das weiß ich nicht.«
»Wir haben gerade mal die erste Oktoberwoche«, dachte Tucker laut. »Bis Halloween ist es noch lange hin.«
»Und was ist mit den vielen Weihnachtskatalogen, die jetzt schon die Post verstopfen?« Pewter lauerte bei der Torte.
»Menschen sorgen gerne vor«, bemerkte Tucker.
»So was Dummes, sich jetzt schon wegen Weihnachten zu sorgen. Sie leben Weihnachten vielleicht gar nicht mehr«, witzelte Mrs Murphy.
Die beiden anderen Tiere lachten.
»Wisst ihr, was ich tun würde, wenn ich eine von denen wäre?« Pewter schnippte das Geschirrtuch fort, das die Torte bedeckte. »Ich würde in ein
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