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Mrs Murphy 06: Tödliches Beileid

Mrs Murphy 06: Tödliches Beileid

Titel: Mrs Murphy 06: Tödliches Beileid Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rita Mae Brown
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herunterklettern. Sie fühlte nach seiner Halsschlagader; ein schwacher Puls schlug unter ihren Fingerspitzen. »Er lebt.«
    Mrs Murphy flüsterte. »Wie lange noch?«

 
46
     
    Das Kirschholz im Kamin knackte und setzte seinen schweren Duft frei. Tucker, die vor dem Kamin schlief, japste gelegentlich; sie träumte von Eichhörnchen.
    Mrs Murphy hatte sich auf dem Sofa auf Harrys Schoß zusammengekuschelt, während Pewter es sich in dem Ohrensessel auf Fairs breiterem Schoß gemütlich gemacht hatte. Erschöpft von der Erschütterung sowie der Kletterei aus der tiefen Schlucht, zog sich Harry die abgenutzte Häkeldecke um die Beine; ihre Füße ruhten auf einem Hocker.
    Fair brach das Schweigen. »Ich weiß, Rick hat dich gebeten, nichts über Seans Zustand zu sagen, aber mir kannst du es doch erzählen.«
    »Fair, der Sheriff hat eine Wache in seinem Krankenhauszimmer postiert. Und ehrlich gesagt, ich weiß nichts über seinen Zustand.«
    »War er in die Vorgänge an St. Elizabeth verwickelt?«
    »Ich vermute es.« Sie lehnte den Kopf an ein Petit-Point-Kissen. »Als Teenager meinst du, alles zu wissen. Deine Eltern sind außen vor. Du bist unbesiegbar. Besonders Sean, der Footballstar. Ich möchte wissen, wie er in diesen Schlamassel geraten ist, und ich frage mich, was wirklich dahintersteckt.«
    »Ich habe gehört, dass April heute aus dem Gefängnis entlassen wurde und dass sie nicht gehen wollte«, bemerkte Fair. »Auch sie muss wissen, was vorgeht.«
    »Das ist wirklich seltsam. Sie sieht nicht aus wie eine Verbrecherin, oder?«
    »Ich habe immer gedacht, dass sie in Roscoe verliebt war und dass er sie ausgenutzt hat«, sagte Fair.
    »Du meinst, er hat mit ihr geschlafen?«
    »Das weiß ich nicht. Vielleicht« – er überlegte einen Moment –, »aber auf jeden Fall hat er sie ausgenutzt. Sie ist durch jeden Reifen gesprungen, den er ihr hingehalten hat. Unter anderem war es April zu verdanken, dass an St. Elizabeth alles so glattlief. Roscoe hat ganz bestimmt nicht viel dazu beigetragen. Seine Begabungen lagen auf anderen Gebieten, mit Kleinkram gab er sich nicht ab.« Er stand auf und warf noch ein Holzscheit ins Feuer. »Hat er dir jemals Bonbons angeboten?«
    »Jedes Mal, wenn er mich sah.«
    »Mir hat er nie Katzenminze angeboten«, murrte Pewter.
    »Mom hat diesen gewissen Ausdruck im Gesicht. Sie hat einen Geistesblitz.« Tucker fasste Harry fest ins Auge.
    »Menschen sind grundsätzlich irrational. Sie benutzen das bisschen kostbare Vernunft, das sie besitzen, um ihr irrationales Verhalten zu rechtfertigen. Ein Geistesblitz ist eine Ausrede für Unlogik«, sagte Pewter.
    Murphy lachte. »Amen.«
    Harry kitzelte Murphy an den Ohren. »Bist du heute aber gesprächig.«
    »Ich kann eine Passage aus Macbeth zitieren, falls du Lust hast, sie zu hören. ›Morgen und morgen und dann wieder morgen kriecht -‹«
    »Angeberin.« Pewter schnippte kurz mit dem Schwanz. »Shakespeare zitieren ist nicht schwerer als ›Katie went to Haiti looking for a thrill‹.«
    »Cole Porter.« Mrs Murphy sang den Rest des Songs mit Pewter.
    Harry lachte. »Was haben die beiden bloß?«
    »Mrs Murphy erzählt ihr, dass sie knapp dem Tod entronnen sind.«
    »Das haben wir gleich als Erstes erzählt, als wir nach Hause kamen.« Mrs Murphy setzte sich auf und sang lauthals den Refrain von »Katie went to Haiti«.
    »Herrje«, stöhnte Tucker und legte die Ohren flach, »du könntest Tote auferwecken.«
    Pewter, die jetzt auf dem Cole-Porter-Trip war, trällerte: »When they begin the beguine.«
    Kopfschüttelnd setzten die Menschen ihre Unterhaltung fort.
    »Der Schlüssel ist vielleicht Seans Verbindung zu Roscoe und Maury.« Harrys Augen leuchteten auf. »Er hätte leicht die zweite Todesanzeige in Rogers Zeitungen stecken können. Die Kids sind untereinander über alle ihre Termine informiert. Die Männer müssen Sean für irgendetwas benutzt haben -« Sie runzelte die Stirn; sie konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, was ein halbwüchsiger Junge haben konnte, das beide Männer wollten.
    »Nicht unbedingt.« Fair spielte den Advocatus Diaboli. »Es könnte schlicht ein dummer Zufall gewesen sein.«
    Harry schüttelte den Kopf. »Nein, das glaube ich wirklich nicht. Sean steckt bis zum Hals mit drin.«
    Fair ließ seine Knöchel knacken, eine Angewohnheit, die Harry verdrängt hatte. »Kendrick Miller hat Maury erstochen. Maurys Ermordung hat nichts mit Roscoes Ermordung zu tun. Und der Junge hat sich sozusagen

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