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Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition)

Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition)

Titel: Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Kelsey Moore
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Ich habe ihn geheiratet, denn ansonsten hätte ich nur noch sterben können, weil ich nicht mit dir zusammen sein konnte. Vielleicht war es falsch, ihn zu heiraten. Vielleicht war es dir gegenüber grausam. Vielleicht ist das meine Strafe dafür, das, ich neun Jahre lang darauf gewartet habe, dass du an meine Tür klopfst und mich und Adam zu dir holst. Und das obwohl Lester unseren Sohn so liebte, wie ein Vater seinen Sohn nur lieben kann, und weil er mich mehr liebt, als ich verdiene. Vielleicht ist das Gottes Strafe für alles Schlechte, was ich je getan habe.«
    Da machte Chick einen Schritt auf sie zu und legte die Arme um sie. Er zog sie an sich, und sie atmete seinen Geruch ein, vertraut und fremd, vollkommen und falsch. Sie wollte ihn umarmen, aber ihr Körper spielte nicht mit. Sie stand bloß steif und kerzengerade da, mit vor der Brust verschränkten Armen wie eine Leiche im Sarg.
    Mit vor Kummer brüchiger Stimme fragte er: »Was kann ich tun, Barbara Jean? Was kann ich tun, um es wiedergutzumachen?«
    Es kam einfach aus ihr heraus, einfach das, was sie in dem Moment ehrlich wollte. »Töte ihn. Wenn du etwas für mich tun willst, wenn du etwas für unseren Sohn tun willst, dann töte Desmond.« Barbara Jean wand sich aus seiner Umarmung und trat von ihm weg. Sie klopfte vereinzelte grau-rot-weiße Federn ab, die auf ihrem schwarzen Pulli hängen geblieben waren, und sagte: »Ich muss jetzt zurück zu meinem Mann. Es geht ihm nicht gut.« Dann ließ sie ihn mit nach ihr ausgestreckten Armen stehen.
    Am nächsten Tag erschien die Polizei wieder in Barbara Jeans Haus. Diesmal waren es Polizisten der Stadt Plainview, statt von der Indiana State Police. Sie redeten eine Weile in der Eingangshalle mit Lester und sagten ihm, er müsse mit ihnen kommen. Barbara Jean weigerte sich, ihn ohne ihre Begleitung aus dem Haus zu lassen. Sie machte so einen Wirbel, dass sie sie zusammen mit ihrem Mann im Streifenwagen mitnahmen. Die Polizei fuhr aus Plainview heraus und auf die Wall Road. Sie schloss die Augen, als sie an der Stelle vorbeifuhren, wo Adam gefunden worden war.
    Der Polizeichef von Plainview stand im Hof von Desmond Carlsons Haus, und ein Dutzend Polizeibeamte liefen herum. Drei der Polizisten luden gerade Desmonds Leiche auf eine Tragbahre, als das Auto mit Barbara Jean und Lester vorfuhr. Zumindest nahm Barbara Jean an, dass es Desmond war. Sie hatte ihn seit neun Jahren nicht mehr aus der Nähe gesehen. Und jetzt war er kaum noch zu erkennen, denn eine seiner Gesichtshälften war weggeschossen.
    Dann trennten sie Lester und Barbara Jean voneinander. Der Polizeichef redete mit Lester zehn Meter von ihr entfernt, während einer seiner Mitarbeiter Barbara Jean fragte, wo ihr Mann in der Nacht zuvor und am frühen Morgen gewesen sei.
    Dann kam James, zusammen mit dem weißen Polizisten, der ihn auch begleitet hatte, als er Barbara Jean und Lester mitteilte, dass Adam tot war. Sie fuhren rasant vor, und ihr Einsatzfahrzeug rutschte im Matsch leicht weg. Sobald James da war, endeten die Vernehmungen. Lester kam wieder zu Barbara Jean herüber, während James einige Minuten mit dem Polizeichef sprach. Dann trat auch James zu seinen Freunden und sagte ihnen, er werde sie nach Hause fahren.
    Auf dem Rückweg entschuldigte er sich für die Unannehmlichkeiten und erklärte ihnen, dass er nicht sofort von dem Vorfall erfahren hatte. Desmonds Gegend fiel in den Zuständigkeitsbereich der Polizei von Plainview, während die Wall Road, die sich auf Universitätsgelände befand, der State Police unterstand. Er versicherte ihnen, die Ermittlungen würden ergeben, dass Desmond, überwältigt von Schuldgefühlen, sich mit einem Kopfschuss selbst getötet hatte. James sagte: »So wird es am Ende das Beste für alle sein.«
    Als der Wagen in Barbara Jeans und Lesters Einfahrt hielt, schüttelte der weiße Polizist Lester die Hand und flüsterte: »Ich hätte das gleiche getan, wenn es mein Junge gewesen wäre.«
    An diesem Tag kam das Gerücht auf, dass Lester Desmond Carlson getötet oder seine Ermordung zumindest arrangiert hatte. Und irgendwann schien Lester es selbst zu glauben. Doch Barbara Jean kannte die Wahrheit.
    Als sie auf Desmond Carlsons Hof gestanden hatte und sie von dem Polizisten nach dem Aufenthaltsort ihres Mannes befragt worden war, hatte sie hinunter auf den Boden gestarrt und dort einige feine grau-rot-weiße Federn gesehen, genau wie jene, die sie sich in der Nacht zuvor bei Chick vom Pulli geklopft

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