Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition)

Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition)

Titel: Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Kelsey Moore
Vom Netzwerk:
glaube nicht, dass wir beide noch länger etwas miteinander zu tun haben sollten.« Dann öffnete sie die gläserne Schiebetür und schritt majestätisch hinein. Sharon folgte ihr auf den Fuß.
    Als sie ins Haus ging, rief Sharon Clarice noch über die Schulter zu: »Die Leute werden in Jahren noch von meiner Hochzeit sprechen.«
    Keiner von ihnen wusste zu diesem Zeitpunkt, wie recht sie damit hatte.
    Als Clarice zurück nach Leaning Tree kam, arbeitete sie ein wenig im Garten, um den nachklingenden Ärger über ihr Gerangel mit Veronica loszuwerden. Dann nahm sie ein Bad und fing an, Abendessen zu kochen. Sie schlug Eier auf und holte übrig gebliebene Kartoffeln und gebratene Zwiebeln für eine Frittata aus dem Kühlschrank. Seit sie alleine lebte, neigte sie zu solchen Dingen – einfache Gerichte, die Richmond wegen ihrer fremdartig klingenden Namen oder weil er sie aufgrund des fehlenden Fleischanteils für »Mädchenessen« hielt, immer verweigert hatte.
    Clarice verquirlte gerade die Eier, als Richmond an die Haustür klopfte. Sie sah ihn draußen auf der Veranda stehen und dachte: Himmel, das ist das Letzte, was ich heute gebrauchen kann . Sie machte die Tür auf und wappnete sich innerlich für einen Streit.
    »Hallo, Richmond. Was willst du?«
    Er lächelte und sagte: »Ist das die Art, wie eine Ehefrau ihren Mann begrüßt, der ein Geschenk für sie hat?«
    Er hielt mit der rechten Hand einen Umschlag hoch und wedelte damit vor ihrem Gesicht herum.
    »Was ist das?«, fragte sie.
    »Wie schon gesagt, ein Geschenk. Ein Geburtstagsgeschenk.«
    »Ich habe nicht Geburtstag. Du musst mich mit einer anderen Frau verwechseln.«
    Er zog eine Schnute. »Komm, Clarice, jetzt sei nicht so. Ich weiß, wann du Geburtstag hast. Das ist ein verfrühtes Geburtstagsgeschenk.«
    »Entschuldige. Ich hatte einen harten Tag. Danke für das Geschenk.« Sie streckte die Hand aus, um den Umschlag entgegenzunehmen.
    »Bittest du mich gar nicht rein?«
    Clarice, die noch immer nicht besonders glücklich über diese Störung war, seufzte. Aber das jahrelange Benimmtraining ihrer Kindheit zeigte seine Wirkung, und sie konnte nicht länger unhöflich sein. »Komm rein«, sagte sie, und er folgte ihr ins Wohnzimmer.
    Sie saßen zusammen auf der Couch. Wie fast alle Möbel im Haus stammte auch das Sofa noch aus den Sechzigerjahren. Die Sprungfedern unter den Polstern hatten schon lange den Geist aufgegeben, und Richmonds Gewicht ließ ihn so tief in die Couch sinken, dass seine Knie fast seine Brust berührten. Er reichte Clarice den Umschlag, und sie riss ihn auf.
    Sie begann, den Brief zu lesen, der in dem Umschlag war, aber sie konnte sich keinen Reim aus dem machen, was sie da sah. »Was ist das?«, fragte sie.
    »Das, wonach es aussieht.«
    Was sie in den Händen hielt, war ein Brief von Wendell Albertson, dem Musikproduzenten, der sie vor mehr als dreißig Jahren eingeladen hatte, für sein Label alle Beethovensonaten einzuspielen. Sie sagte: »Soll das ein Witz sein? Wendell Albertson müsste mittlerweile doch schon hundert Jahre alt sein, wenn er überhaupt noch lebt. Außerdem weiß ich, dass es seine Plattenfirma schon lange nicht mehr gibt.«
    »Die Plattenfirma existiert nicht mehr, stimmt. Aber Albertson ist gesund und munter. Er ist nicht so viel älter als wir. Du warst damals erst wie alt … zwanzig vielleicht, als ihr euch kennengelernt habt. Damals war für uns jeder über dreißig uralt. Egal, wie du siehst arbeitet er noch, und er kann sich auch noch gut an dich erinnern.«
    In dem Brief brachte Albertson seine Überraschung und seine Freude darüber zum Ausdruck, dass Clarice ihn nach all den Jahren kontaktiert hatte. Außerdem dankte er ihr für die »wundervollen Aufnahmen«, die dem Brief an ihn beigelegen hatten.
    »Welcher Brief? Welche Aufnahmen?«, fragte sie Richmond.
    Er antwortete: »Na ja, der Brief war etwas, das man eine ›Fälschung aus Liebe‹ nennen könnte, aber die Aufnahmen sind von dir. Ich habe die Tonbänder von deinen Aufführungen ins Tonstudio der Uni gebracht. Dort haben sie daraus C D s für mich gemacht, und diese C D s habe ich dann Albertson geschickt.« Er lehnte sich zurück und sank mit einem selbstzufriedenen Lächeln noch tiefer ins Couchpolster.
    Clarice schüttelte den Kopf. »Oh, Richmond, ich weiß, du hast es gut gemeint, aber das hättest du wirklich nicht tun sollen. Diese Tonbänder sind uralt. So spiele ich schon lange nicht mehr.«
    »Stimmt, du spielst noch besser als

Weitere Kostenlose Bücher