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Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition)

Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition)

Titel: Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Kelsey Moore
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der Last befreit, die betrogene Ehefrau sein zu müssen, konnte auch Clarice seine Geliebte sein – eine unabhängige Frau, die Bauernröcke trug und bequeme Schuhe und die im Bett nichts zurückhielt.
    Als sie am Morgen die Augen aufschlug, war Richmond bereits wach. Er lag auf der Seite, den Kopf in die rechte Hand gestützt. »Guten Morgen, Schatz«, sagte er.
    Sie streckte sich, gähnte und sagte: »Dir auch einen guten Morgen.«
    Er küsste sie leicht auf die Lippen und flüsterte: »Schön, dass du wach bist. Ich wollte vorher nicht los, aber ich muss in ein paar Stunden bei einer Besprechung sein.«
    Clarice nickte. »Schade, dass du schon weg musst.«
    »Ja, finde ich auch.« Er schob sich aus dem Bett und ging durchs Zimmer, um seine Anziehsachen aufzusammeln, die sie letzte Nacht im Eifer des Gefechts kreuz und quer im Zimmer verstreut hatten. Als er all seine Kleidungsstücke gefunden hatte, setzte er sich auf die Bettkante und fing an, sich anzuziehen. Es war eine umgekehrte Striptease-Einlage, die Clarice schon tausende Male gesehen hatte. Sie fand immer in der gleichen Reihenfolge statt: Rechte Socke. Linke Socke. Unterhose, Hose, Gürtel. Schuhe. Dann, erst ganz zum Schluss, zog er das Unterhemd und das Hemd über seinen breiten Oberkörper und die immer noch festen Oberarme. Richmond hatte ein gutes Gespür dafür, was seine besten Merkmale waren, und er bedeckte die besten Stellen ungern zu schnell.
    Er wollte gerade seine Hose anziehen, als er sagte: »Hör mal, als du noch geschlafen hast, habe ich mir überlegt, dass du ja nicht all deine Sachen selbst zusammenpacken musst. Wir können jemanden damit beauftragen, deine Kleider und was du sonst noch so hergebracht hast in Kisten zu packen. Und irgendwann später diese Woche lassen wir dann die Klaviertransportfirma kommen. Wie hört sich das an?«
    »Wovon redest du?«
    »Von deinem Umzug zurück nach Hause. Wir könnten jemanden mit dem Zusammenpacken deiner Sachen beauftragen.«
    »Ich ziehe nicht wieder nach Hause, Richmond.«
    Er hatte ihr den Rücken zugewandt; jetzt stand er auf und drehte sich zu ihr um. Richmond, nur bekleidet mit Boxershorts und Socken, starrte Clarice verwundert an. »Was meinst du, du kommst nicht nach Hause zurück? Ich dachte … na ja, nach letzter Nacht und was passiert ist …« Er machte eine Geste von seiner nackten Brust zu ihrem nackten Körper im Bett, um sein Argument zu unterstreichen.
    Sie setzte sich im Bett auf. »Richmond, letzte Nacht hatten wir viel Spaß zusammen. Aber ich sehe keinen Grund, wieder nach Hause zu kommen. Mir gefällt es hier. Und diese kurze Zeit, die wir jetzt getrennt verbracht haben, genügt nicht, um vierzig Jahre unserer beider Dummheiten wiedergutzumachen. Das weißt du.«
    Er riss die Augen auf, und seine Stimme wurde lauter. »Du wusstest, dass ich, wenn wir ins Bett gehen, denken würde, du kommst wieder nach Hause zurück, und trotzdem hast du es gemacht und mich in dem Glauben gelassen.«
    »Es tut mir leid, wenn du das gedacht hast. Aber es hat sich nichts geändert, außer dass wir eine wirklich tolle Nacht hatten.«
    Richmond stand neben dem Bett, und sein Mund öffnete und schloss sich. Er sah aus wie ein riesiger, brauner Fisch auf dem Trockenen. Er hielt seine Hose umklammert an die Brust gedrückt, als sei er plötzlich ganz sittsam und versuche, seine Blöße zu bedecken. Mit der freien Hand zeigte er auf Clarice und stammelte: »D-d-du hast mir was vorgemacht und mich benutzt. Das hast du. Du hast mich glauben lassen, dass wir wieder zusammen sind, und du hast mich benutzt.«
    Sie dachte ein paar Sekunden darüber nach und merkte, dass er recht hatte. Sie hatte gewusst, was er nach letzter Nacht über sie beide denken würde. Und sie hatte dieses Wissen beiseitegeschoben, weil sie ihn wollte, so wie sie ihn immer gewollt hatte. An einem anderen Tag hätte sie sich womöglich schuldig gefühlt. Aber an diesem Morgen war es ihr völlig unmöglich, nicht zu grinsen und bei dem Gedanken, dass sie Richmond benutzt hatte, zu kichern.
    Richmond, der sie neben dem Bett stehend überragte, wirkte so empört, wie sie ihn noch nie erlebt hatte. Aber dann sah sie, wie sein Gesicht sich langsam zu einem Lächeln verzog und er in ihr Kichern einfiel. Er lachte immer lauter, bis seine Beine nachgaben und er sich neben sie aufs Bett fallen ließ.
    »Du hast mich zum Essen eingeladen, mich dann vernascht, und jetzt, nach Sonnenaufgang, willst du mich loswerden. Ich glaub’s nicht!

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