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Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition)

Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition)

Titel: Mrs Roosevelt und das Wunder von Earl’s Diner: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Kelsey Moore
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Mädchen aus dem Baum war, sondern einfach nur ich selbst.
    Er wischte mir das Gesicht mit einem Papiertaschentuch ab und fragte: »Also, wann fangen wir mit der Behandlung an?«
    »Am Dienstag«, antwortete ich. Ich hatte geplant, am Dienstag anzufangen, denn da arbeitete James normalerweise länger. Ich wollte so viel Zeit wie möglich haben, um mich danach wieder sammeln zu können, für den Fall, dass der erste Tag hart sein würde.
    Er durchschaute sofort, dass ich vorgehabt hatte, mir seine Arbeitszeiteinteilung zunutze zu machen, um ihn auszumanövrieren. »Wolltest es an meinem langen Tag machen, was? Raffiniert … und ein bisschen feige, muss ich sagen.« Aber er sah nicht zu verärgert aus. Und er ließ mich nicht los.
    »Um wie viel Uhr müssen wir im Krankenhaus sein?«, fragte er.
    »James, du musst nicht mitkommen. Am Unikrankenhaus gibt es einen Fahrdienst, der mich heimbringen kann, wenn ich mich nicht so gut fühle.«
    Er tat so, als hätte er mich nicht gehört. »Um wie viel Uhr am Dienstag?«
    Ich sagte es ihm, und damit war es abgemacht. Er würde sich den Dienstag freinehmen und mich zu meiner ersten Behandlung ins Krankenhaus begleiten.
    »Wenn du es nicht bald auch Clarice und Barbara Jean erzählst«, meinte James, »dann brauchst du dir wegen deiner Krankheit keine Sorgen mehr zu machen. Die beiden bringen dich eigenhändig um, wenn sie es herausfinden. Willst du sie jetzt gleich anrufen oder lieber erst die Kinder und Rudy?«
    Ich sagte: »Ich habe da eine bessere Idee. Wann musst du bei der Arbeit sein?«
    »Ich hab ihnen gesagt, dass ich gegen Mittag da sein werde, aber ich ruf an und bleib hier bei dir.«
    »Nein, ich werde dich nicht den ganzen Tag brauchen, der Vormittag reicht.« Dann fing ich an, sein Hemd aufzuknöpfen.
    James mochte manchmal keine allzu schnelle Auffassungsgabe haben, aber diesmal durchschaute er meine Absichten sofort. »Wirklich?«, fragte er.
    »Klar. Wer weiß, wie ich mich nach Dienstag fühlen werde. Wir sollten die Gelegenheit nutzen, solange sie günstig ist.« Ich küsste James fest auf den Mund. Dann rutschte ich von seinem Schoß und griff nach seiner Hand, um ihn vom Stuhl hochzuziehen.
    Als wir zusammen ins Schlafzimmer gingen und uns so fest an den Händen hielten, dass es wehtat, dachte ich mir: Wie um Himmels willen habe ich diesen Mann nur je so unterschätzen können?
    Nachdem ich Clarice von meiner Chemotherapie erzählt hatte – jeder Zyklus würde fünf Tage dauern, gefolgt von ein paar Wochen Erholung, bevor ein weiterer Zyklus begann –, erstellte sie einen Chemo-Kalender, der bestimmte, wer an welchem Behandlungstag für mich zuständig war: James, Barbara Jean oder sie selbst. Sie recherchierte stundenlang nach den besten Nahrungsmitteln, um Krebs zu bekämpfen, und konzipierte eine entsprechende Diät für mich. Dann organisierte sie wöchentliche Lieferungen von vitamin- und antioxidantienreichen Lebensmitteln zu mir nach Hause. Sie stellte einen Personal Trainer für mich an. Einen stiernackigen früheren Marineunteroffizier, der normalerweise mit verletzten Footballspielern an der Universität trainierte. Er tauchte eines Tages vor meiner Tür auf, bellte Befehle und gelobte, mich in Form zu peitschen. Und Clarice trug mich für eine Handauflegung ein, während der mittwöchlichen Abendgebetstreffen in der Calvary Baptist.Das dürfte keine leichte Übung gewesen sein, wenn man berücksichtigte, dass Reverend Peterson die Mitglieder meiner Kirche nicht einmal als Christen anerkannte und die Einstellung vertrat, dass für uns zu beten reine Energieverschwendung war.
    Ich wusste ihre Bemühungen zu schätzen. Aber ich musste Clarice zeigen, dass sie mich durch die Krebserkrankung nicht einfach herumkommandieren konnte, wie sie es gerne wollte, auch wenn ich mich dazu etwas störrisch und kindisch verhalten musste. Ich schob meine Termine hin und her, bis Clarices detaillierter Zeitplan bedeutungslos wurde. Ich begrub das gesunde Essen, das Clarice für mich ausgesucht hatte, unter Bergen von Butter und Speckwürfeln. Und der Personal Trainer , nun ja, der brüllte mich einmal zu viel an. Das letzte, was ich von Unteroffizier Pete sah, war, wie er mit Tränen in den Augen aus meinem Wohnzimmer stürzte. Und natürlich lehnte ich es strikt ab, in die Calvary Baptist zu dieser Handauflegung zu gehen. Ich versuchte, Clarice zu erklären, dass ich mich jedes Mal, wenn ich ihre Kirche verließ, schlechter fühlte als beim Hineingehen und ich

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