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Mueller, Carin

Mueller, Carin

Titel: Mueller, Carin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: High Heels und Hundekuchen
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diesem verdammten Kaff kam man ja nicht so einfach weg – schon gar nicht an Heiligabend –, und zweitens war Augenblicke später Gisela vorgefahren. Er hatte seine Ex seit der Scheidung vor gut fünf Jahren nicht mehr gesehen und war der Meinung, dass sie irgendwo im Ausland lebte und ebenfalls wieder verheiratet war. Wie sich herausstellte, war sie jedoch seit ein paar Monaten getrennt und zurück in Frankfurt. Und seitdem pflegte sie offenbar wieder herzlichsten Kontakt zu seinen Eltern, eine Tatsache, die ihn von Minute zu Minute mehr irritierte. Abgesehen davon, dass ihm praktisch unmittelbar nach ihrem Eintreffen wieder klar geworden war, warum er sich damals von ihr hatte scheiden lassen. Ihr elitärer Snobismus ging ihm gewaltig auf die Nerven – passte allerdings perfekt zu dem seiner Mutter. »Ich hätte so gerne deine Tochter kennengelernt«, hatte sie bedauernd geflötet, »und ich kann wirklich nicht verstehen, dass deine Frau einfach weggefahren ist. Das ist doch sehr unsouverän, man könnte fast meinen, sie hätte Angst vor mir.« Dabei hatte sie gekünstelt gelacht, und seine Mutter hatte hinzugefügt: »Ach Gisela, es kann einfach nicht jede deine Klasse haben …«
    Irgendwas lief hier gewaltig falsch! Adrian war wütend auf Antonella, dass sie einfach abgehauen war. Typisch für sie: Immer, wenn es schwierig wurde, machte sie sich davon. Auf seine Mutter, die ihr unseliges Ränkespiel sichtlich genoss, war er unfassbar wütend – vor allem aber war er wütend auf sich selbst. Was war er bitte schön für ein Mann, der seine schwangere Frau und seine kleine Tochter an Weihnachten im Stich ließ? Denn auch, wenn er der Meinung war, dass sie etwas überreagiert hatte, konnte er doch verstehen, dass es aus ihrer Perspektive wie eine gemeine Intrige seiner Mutter gegen sie gewirkt haben musste. Und als er jetzt seinen Blick über all die cremefarbenen Seidenblusen und beigen Cashmere-Twinsets schweifen ließ, wurde ihm schlagartig klar, dass er vorhin einen kapitalen, kaum zu verzeihenden Fehler begangen hatte. Geräuschvoll warf er sein Besteck auf den halb leer gegessenen Teller, würgte den aktuellen Bissen hinunter – das Fleisch war wirklich ungenießbar! – und stand auf. »Ich werde jetzt nach Hause fahren!«, kündigte er den anderen an, die ihn irritiert ansahen. »Ich hätte sie niemals alleine fahren lassen dürfen«, fügte er leiser hinzu und ging in den Flur.
    »Du bleibst hier!« Seine Mutter war ihm hinterhergelaufen und baute sich vor ihm auf. »Du wirst dich doch nicht etwa auf ihr Niveau begeben?!«
    »Vor allem werde ich mich jetzt von deinem Niveau, so weit es nur geht, entfernen!«, blaffte er sie an und zog seinen Mantel an. »Ich kann einfach nicht fassen, dass du Gisela eingeladen hast. Was soll sie hier? Sie hat mit dieser Familie seit Jahren nichts mehr zu schaffen.«
    »Ich hatte eben Mitleid mit ihr. Frisch getrennt und ganz alleine, wie sie ist, da kann doch ein bisschen Familienanschluss nicht schaden, habe ich mir gedacht. Und außerdem bin ich nach wie vor der Meinung, dass sie viel besser zu dir passt als diese ordinäre Italienerin!«, fügte Brigitte noch trotzig hinzu.
    »Kein Wunder, dass sich Antonella von dir gemobbt fühlt! Sie ist die Frau, die ich liebe, die Mutter meiner Kinder! Ist das so schwer für dich zu akzeptieren?«
    Brigitte Stern zuckte nur mit den Schultern, und Adrian zog sein Handy aus der Manteltasche. »Mit einem Taxi dürfte es hier heute Abend schwierig werden«, kommentierte seine Mutter Adrians vergeblichen Versuch, eines zu bestellen. »Komm, mein Junge, bleib hier. Verdirb uns doch nicht den Abend.« Sie streichelte seinen Arm und sah ihn milde lächelnd an.
    Adrian verlor die Nerven. »Ich soll uns den Abend nicht verderben??«, brüllte er sie an. »Das ist ja kaum noch möglich, denn das hast du ja bereits gründlich erledigt! Ich gehe jetzt. Irgendein verdammter Zug wird ja heute noch aus diesem lausigen Kaff nach Frankfurt fahren!« Er knallte wütend die Haustür zu und machte sich zu Fuß auf den Weg zum Bahnhof.
    Was für ein Abend, dachte Katia, die in ihrem weihnachtlich dekorierten Wohnzimmer saß und in den Kamin starrte. Irgendwie hatte sie ihn sich völlig anders vorgestellt. Sie war immer noch wütend auf Max. Was für ein anmaßender, selbstherrlicher Kretin, der dachte, er könne sich alles kaufen. Und wie dumm von ihr, schon wieder auf diese Masche hereinzufallen. Olga war außer sich vor Begeisterung gewesen, als

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