Mueller und die Tote in der Limmat
unbarmherzig – und beschreibt die Musik dieser Band trefflich. Spitfire spielten alte und neue Songs, bekannte wie ihren Hit «When Death Cometh To Zurich-Leimbach» aus den frühen Neunzigern, die messerscharfe Death-Metal-Elegie «Don’t Point The Pumpgun», die finster-schleppende Nummer «Problem Children» und den Armageddon-Hammer «Struck By Lightning». Eine Orgie der Energie! Der Beifall des Publikums war frenetisch, denn …»
Der Artikel geht hier noch weiter, aber Sie wissen, was ich meine: Erfolg. Und Holderegger, der heute die CD s verkauft, bringt Dutzende unter die Leute und viel Geld herein. Nicht schlecht.
Holterdipolter. Ja, es überstürzt sich wirklich alles hier. Und das in der Stadt Zürich. Das Verbrechen ruft nämlich kurz vor Mitternacht gerade Johnny Maurer in dolce Zurigo auf seinem Mobiltelefon an. Wer ist es? Wir hören es nicht. Leider. Nur zu gerne wüssten wir, wer zu Johnny Maurer folgende Wörter spricht.
Also sinngemäss zusammengefasst: «Brauche Geld, will fünftausend.»
Und Johnny Maurer: «Nicht schon wieder.»
Stimme: «Doch!»
Johnny Maurer: Schluckgeräusch. Bedeutet: o nein.
Stimme: «Bis in einer Woche.»
Johnny: «Woher soll ich das nehmen?»
Stimme: «Du weisst schon.»
Und dann drücken beide aufs rote Telefönchen. Zuerst wohl die Stimme, denn sie verschwindet von Johnnys Ohr weg. Er bleibt zurück.
Und da wollen wir doch wissen: Wer hat angerufen?
Er scheint Geld zu wollen.
Und wir fragen uns: Weshalb?
Eine der sieben Todsünden heisst «Gier».
Und wir fragen uns: Was geht da ab? Warum kann die Stimme einfach so mir nichts dir nichts Rockmanager Johnny Maurer anrufen und sagen: «Geld her!»?
Ich sag dir auch das: «Erpresseranruf» lautet das schmutzige Wort. Die Stimme weiss von Johnny Maurers dunklem Geheimnis: den Schwarzpressungen. Sogar von den Spitfire -Schwarzpressungen. Vom Umgehen der juristisch korrekten Urheberrechtsabrechnungen. Und weiss auch, dass Johnny Maurer falsch abrechnet, die Bands, auch die Stimme, um einen Teil ihrer Einnahmen betrügt. Seit Jahren und konsequent. Johnny seit Jahren Schwarzpressungen und Abrechnungsbetrug. Johnny Maurer = Businesshai. Auch wenn wir ihn vielleicht sympathisch finden.
Aber halt!
Wichtige Frage: Was war zuerst? Legehenne oder Ei? Johnny kriminell, weil Erpressung. Oder Johnny erpresst, darum kriminell? Hier ist die Geschichte: Johnny hat ein Vorleben, das vor dem Anfang dieser Geschichte beginnt. Vorleben heisst auch Liebe. Angelica (32). Er hat doch diese Kinder mit Angelica: Jason-Lars und Kylie-Shawn. Und das kostet. Weil Liebe ist nur selten ewig. Manchmal länger, manchmal kürzer. Manchmal glücklich, hie und da tragisch und viel Krach und Streit ums Sorgerecht und Anwalt und Paragrafen und schliesslich Urteil. Und wer zahlt’s? Johnny natürlich. Und weil Johnny Maurer Rockmanager → Einnahmen eher bescheiden, und weil Unterhaltsbeiträge nicht so bescheiden → Problem: Einnahmenseite stärken. Wie? Fängt ganz einfach an: «sich verschreiben» bei den Zahlen (ein bisschen) und dann sehen: Was passiert. Merkt’s wer? Nein!
Also Spiralförmigkeit der Illegalität.
Schiefe Ebene der Kriminalität.
Strudel des Verbotenen. Und moralisch sowieso. Aber was zählt heute schon Moral? Ein Pfeifkonzert von der Welt darauf.
Ist es ein Rausch, ein Kick oder Lust für Johnny?
Oder befeuert ihn der Bedarf an Franken?
Also weil niemand merkt’s, weitermachen: Schummeln, betrügen, «sich verschreiben». Und weil immer noch knapp → etwas mehr, etwas mehr, etwas mehr. Und irgendwann kam die Idee der Schwarzpressungen. Zuerst eigene Bands, quasi In-house-Betrug. Dann Ausweitung auf internationale Künstler wie den beliebten Aufsteiger Rupert Love Cartwright . Grosspotenzial. Und immer ein bisschen mehr. Nicht zu viel, weil die Steuerbehörde lauert. Sonst mehr Steuern. Verwertungsgesellschaft lauert. Gesetz lauert. Aber das Leben kostet.
Und wie hat sich die Stimme ins Spiel eingewechselt? Seit einigen Jahren geht das schon so mit den Anrufen und dem Geld, also der Erpressung. Die Stimme war früher einmal guter Freund von Johnny Maurer. Heisst: zusammen reden, zusammen Bier trinken, zusammen Konzerte. Und die Stimme war auch ein bisschen hinter Angelica her. Wir wissen nichts Näheres. Aber weil die Stimme gewissermassen Freund des Hauses, ging er in der Ankerstrasse ein und aus. Und auch wenn niemand da an der Ankerstrasse (war schon damals an der Ankerstrasse, wo Johnny Maurer auch
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