München - 2030
defekt, das Rad blockierte andauernd und zog nach rechts. Am Schluss war Victor nichts anderes mehr übrig geblieben, als den Rollator in den Straßengraben zu werfen, sonst hätte ihn Brenninger noch eingeholt.
Victor schüttelte es bei dem Gedanken an Brenninger, er musste sich was einfallen lassen, sonst würde ihn dieser fanatische Cop eines Tages doch noch erwischen. Und so wie Viktor Brenninger einschätzte, würde dieser eine Staatsaffäre daraus machen, und ihm mit Sicherheit alle verschwundenen Rollatoren der letzten Jahre aus der ganzen Gegend anlasten.
Etwa zwei Wochen darauf kam Susann gerade von einer Freundin. Victor traf sie im Flur.
»Ich bin Brenninger begegnet«, sagte sie, »er sieht gar nicht gut aus.«
»Wieso?« fragte Victor hellhörig geworden.
»Ach, das weißt du noch nicht?«
»Was sollte ich wissen?«, fragte Victor.
»Na, wo ihr doch so gute Freunde seid, da dachte ich, dass du Bescheid weißt«, sagte Susann in einem überspitzten Tonfall.
»Er hatte einen Arbeitsunfall. Jemand hätte ihn geschubst, sagt er. Du warst das nicht zufällig?«, fragte Susann und sah Victor prüfend ins Gesicht.
»Wieso sollte ich Brenninger schubsen?«, entgegnete Victor und wirkte empört, dass sie ihm so etwas zugetraut hätte.
»Ja, schon gut«, ruderte Susann wieder zurück, »ich wollt mich nur mal vergewissern.«
»Und was fehlt dem Brenninger?«
»Er hatte eine Oberschenkelfraktur. Die Ärzte sagen, dass es zum Glück kein komplizierter Bruch ist, und er ist auch schon wieder auf den Beinen, wenn man das so nennen kann. Er humpelt auf zwei Krücken durch die Gegend und sieht arg mitgenommen aus.«
»Soso, Brenninger braucht also Krücken«, murmelte Victor und musste sich ein Lächeln verkneifen.
»Ja, und so wie es aussieht wird er die auch noch eine ganze Weile behalten müssen«, sagte Susann, »es kann dauern bis so ein Bruch verheilt.«
Tags darauf, als Susann gegen Mittag vom Yoga zurückkehrte, konnte sie Victor im Haus nirgends finden, doch dann hörte sie Geräusche aus dem Keller. Victor hatte also wieder in seiner Werkstatt zu tun. Gegen Abend kam Charly von der Arbeit. Als Susann einmal auftauchte, um sich etwas zu trinken zu holen, sah sie ihn alleine in der Küche sitzen.
»Ist Victor noch immer nicht da«, fragte sie.
»Nein, ich hab ihn bisher überhaupt noch nicht zu Gesicht bekommen«, antwortete Charly.
»Er ist im Keller«, sagte Susann und ging wieder auf ihr Zimmer.
Nach Stunden tauchte Susann erneut auf um etwas aus der Küche zu holen.
»Sitzt du hier noch immer alleine rum«, fragte sie.
»Ich war schon mal unten«, erwiderte Charly, »und hab geklopft, aber Victor hat nur verstohlen den Kopf aus der Tür gereckt und gesagt, er wäre dabei etwas zu fabrizieren, aber was, das wollte er mir nicht verraten.
»Der macht ja mal wieder ein Staatsgeheimnis draus. Ich möchte mal wissen, was sich der Spinner diesmal in den Kopf gesetzt hat«, sagte Susann, und die Neugier war ihr ins Gesicht geschrieben.
»Ich auch«, pflichtete ihr Charly bei.
Plötzlich hörten sie aus dem Keller lärmende Geräusche, es klang wie eine Sirene, die ein paarmal laut aufheulte. Dann war es wieder so still wie zuvor.
»Ich sehe jetzt nochmal nach«, sagte Charly entschlossen.
»Ja, geh runter«, meinte Susann zustimmend.
Charly stand auf und ging in den Keller. Nach ein paar Minuten war er wieder zurück.
»Er lässt mich nicht rein«, beschwerte er sich, »er sagt, es sei schon alles in Ordnung.«
»Was der wohl wieder austüftelt?«, sinnierte Susann und ging, darüber grübelnd, wieder auf ihr Zimmer.
Am nächsten Tag war es dasselbe und auch den dritten Tag verbrachte Victor in seiner Werkstatt. Er war jeweils nur in der Nacht, für ein paar Stunden zum Schlafen nach oben gekommen, aber am nächsten Morgen, mit einem Kaffee in der Hand, schon wieder in den Keller verschwunden.
»Solange hat er sich noch nie im
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