München Manhattan #1
ausgezogen und in ihr Bett gelegt hat, betritt sie vorsichtig ihr Wohnzimmer. Auf dem Couchtisch steht eine offene Flasche Rotwein und ein leeres Glas. Und – sie kann es kaum glauben – ein voller Aschenbecher. Kein Wunder, dass es hier anders riecht. Seit wann raucht Peter wieder? Und das auch noch in der Wohnung? Eine halbvolle Packung Marlboro findet sie auf der Küchentheke, die das Wohnzimmer zur Küche abtrennt. Seltsam.
Hektisch sucht sie nach einem zweiten Glas. In der Spüle findet sie noch eins. Sie sucht das Glas nach Lippenstiftresten ab. Keine zu finden.
Panisch läuft sie ins Schlafzimmer. Das Bett ist nicht gemacht. Gar nicht Peters Art. Mit einem Ruck reißt sie die Daunen-Bettdecken runter. Ihr Herz klopft bis zum Hals. Sind hier Spuren von Charlotte? Sie riecht an den Kopfkissen auf der Suche nach fremdem Parfüm. Nichts. Sie kriecht über den Boden und sucht unter dem Bett nach verlorenen Ohrringen oder sonst was. Ja, was eigentlich? Hat sie geglaubt, dass Peter so geschmacklos ist, seine Geliebte in ihr Schlafzimmer mitzunehmen? Eigentlich unvorstellbar. Aber dennoch kann sie nicht anders. Sie muss sicher sein, dass Charlotte nicht hier war.
Ihr Kleiderschrank. Sie reißt die Türen zum Ankleidezimmer auf. Stehen ihre Schuhe alle noch dort wo sie sie zurückgelassen hat? Hängen ihre Kleider noch am gleichen Platz? So penibel und ordentlich wie Kristin mit ihren Sachen ist, würde sie jede Veränderung sofort merken. Natürlich gibt es da Maria. Ihre Hilfe im Haushalt. Sie sortiert natürlich die gewaschene Wäsche ein. Aber Maria weiß genau, wie Kristin das möchte.
Wenn ein Fremder an ihren Sachen gewesen wäre, würde sie das merken. Aber hier ist nichts. Nichts was darauf hindeutet, dass eine fremde Frau in ihren Sachen gestöbert hat.
Langsam entspannt sich Kristin. Sie geht wieder zurück ins Wohnzimmer und sinkt auf das Sofa. Endlich hat sie die Ruhe, ihre Stiefel auszuziehen. Sie greift zu einer der mokkafarbenen Kaschmirdecken und wickelt sich bis zum Hals ein. Stille. Kurz die Augen zu machen.
Sie blinzelt und dabei fällt ihr Blick auf etwas Pinkfarbenes. Ein zerknülltes pinkfarbenes Etwas, das unter dem ihr gegenüberstehenden Sessel liegt.
Sie schält sich aus ihrer Kuscheldecke, steht auf und greift unter den Sessel. Ein zerknülltes Post-it. Sie entknüllt den Zettel und liest. In weiblicher Handschrift geschrieben steht dort:
Vielleicht solltest du deinen Entschluss besser nochmal überdenken.
Kristin starrt auf den Zettel. „Was ist hier eigentlich los? Peter, wo steckst du?“
***
MÜNCHEN. ZUR GLEICHEN ZEIT
Peter, wo steckst du? Warum antwortest du mir nicht?
Sophie sitzt tief in der Nacht an ihrem Laptop. Sie zerbricht sich den Kopf. Die letzte Mail hat sie von ihm am Mittwoch bekommen. Sie starrt auf den Text:
HABE GERADE ECHT ANDERES IM KOPF. IM BÜRO
BRENNT GERADE DIE LUFT – HABEN IRGENDWO
EINEN MAULWURF. BIS DANN. PETER
Worauf sie noch am Mittwoch geantwortet hatte:
WAS MEINST DU MIT MAULWURF? BITTE MELDE
DICH!! DICKEN KUSS, SOPHIE
Merkwürdig, dass er sich darauf gar nicht gemeldet hat.
PETER WO STECKST DU? WARUM ANTWORTEST DU MIR NICHT?
Sophie tippt den Text in die Mail und drückt auf senden.
***
VERTRAULICHES
MÜNCHEN. SONNTAG 23 UHR
Es ist spät. Kristin ist auf dem Sofa eingeschlafen. In ihrem Traum klingelt irgendwo ein Telefon. Es soll einfach nur aufhören … Sie schreckt aus ihrem Schlaf hoch. Völlig orientierungslos muss sie erstmal kurz überlegen wo sie ist. Dann greift sie zum Telefon, das auf dem Couchtisch liegt.
„Kristin mein Schatz, hast du schon geschlafen? Habe ich dich geweckt?“, fragt Peter.
„ Ääh , nein, ja weiß nicht. Wo bist du denn überhaupt?“ Kristin muss sich erstmal sammeln.
„In Detroit. Ich habe dir doch eine SMS geschrieben. Hast du die denn nicht gelesen?“
Peters Stimme ist leicht gereizt.
„Ja doch, aber was machst du da?“ Kristin reibt sich die Augen und setzt sich aufrecht hin.
„Mein größter Kunde droht abzuspringen. Es sind vertrauliche Daten von der Verkäuferseite in Umlauf geraten, die zum einen nicht ganz korrekt sind und zum anderen so nie hätten weitergegeben werden dürfen. Ich bin für diesen Deal verantwortlich, also wird es auch mein Kopf sein, der rollt, wenn sich das hier nicht aufklärt oder der Kunde deswegen abspringt.“
„Wie glaubst du kann so etwas passiert sein?“ Kristin bemüht sich so schnell wie
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