München Manhattan #1
ist, möchte sich Kristin im Moment allerdings lieber nicht vorstellen. Wahrscheinlich Peanutbutter und Marmelade – und von beidem nicht zu knapp. Aber für Fragen und Kontrollen ist jetzt wirklich keine Zeit mehr. Kristin schlüpft noch schnell barfuß in ihre Ugg -Boots und los geht’s.
Sie hetzen die drei Stockwerke runter. Unten auf der Straße angekommen, trifft Kristin erst einmal der Frischluftschock. Elisas Schule ist zum Glück nur zwei Blocks entfernt. Auch ein Argument, was für diese teure Schule gesprochen hat. Und da fällt ihr Peter wieder ein. Und alles was er ihr gestern – oder war es schon heute – an den Kopf geworfen hat. Also: Elisas Schule hat er mit ausgesucht. Da braucht er sich gar nicht zu beschweren.
Im Laufschritt legen Elisa und Kristin die Strecke zur Schule zurück. Eine Unterhaltung erübrigt sich dabei. Kristin ist auch ganz froh. Sie fühlt sich so elend und hat dazu noch so ein schlechtes Gewissen. Warum muss sie gerade heute verschlafen? Warum musste sie noch unbedingt diesen Wein trinken und dazu auch noch rauchen?
Endlich an der Schule angekommen. Hoffentlich trifft sie jetzt nicht irgendwelche Mütter von Elisas Freundinnen. Smalltalk geht jetzt gar nicht und Fragen nach wo sie war und warum könnte sie jetzt schon gleich dreimal nicht ertragen.
Sie drückt Elisa einen Abschiedskuss auf die Wange und entfernt sich so schnell es ihr Zustand erlaubt aus der gefährlichen Vor-der-Schule-Zone.
Jetzt erst einmal einen Kaffee. Zum Glück ist hier um die Ecke gleich ein Starbucks. Hoffentlich trifft sie dort niemanden, den sie kennt.
Glück gehabt: Keine bekannten Personen bei Starbucks. Nach ein paar Schlücken von ihrem extra large Cappuccino mit double shot Espresso fühlt sie sich schon etwas besser.
Und was nun? Schnell nach Hause und duschen und dann in die Galerie. So wie sie aussieht? Da rennt ihr womöglich Steve wieder weg. Sie braucht dringend Unterstützung. Jean Paul – ihre Rettung. Sie holt ihr iPhone aus der Manteltasche, wählt und hofft, dass er Zeit für sie hat.
***
ALLES NUR FÜR STEVE
MANHATTAN. MONTAG 9 UHR
Eine Dusche kann doch wahre Wunder bewirken. Und ihr Eukalyptus Duschgel von Rituals hat ihr dazu noch den nötigen Energiekick gegeben. Ihr Stylist Jean Paul hat kurzfristig auch für sie Zeit. Zumindest ihr gutes Aussehen wird er bis zu ihrem Termin mit Steve um 13 Uhr schon wieder hinkriegen. Er ist einfach begnadet auf seinem Gebiet.
Sorgfältig wählt Kristin ihre Garderobe für den heutigen Tag aus. Gut muss sie aussehen. Wenn ihr wichtigster Kunde Steve in der richtigen Laune ist, kann er schon mal ein kleines Vermögen in der Galerie lassen. Das bedeutet für sie Provision, und dass sie ihre Stelle behalten wird. So wichtig wie jetzt war ihr das noch nie. Wer weiß, vielleicht muss sie bald auf eigenen finanziellen Füßen stehen.
Da sind sie schon wieder, die negativen Gedanken. Schluss jetzt. Darüber wird sie sich jetzt nicht den Kopf zerbrechen. Jetzt braucht sie ein perfektes Outfit und ein perfektes Make-up. Alles weitere später.
Der schlichte schwarze Gucci-Hosenanzug oder doch eher etwa Flippigeres? Steve ist ein steinreicher Milliardär aus Texas. Eher so ein Bobby Ewing Cowboy. Optisch allerdings eher Richtung McSexy von ‚ Grey’s Anatomy ‘ – nur muskulöser. Obwohl – so genau weiß sie das gar nicht. Es ist ja nicht so, als ob sie Steve schon mit nacktem Oberkörper gesehen hätte.
Also Gucci passt nicht. Dann was? Kristin steht vor ihrem monströsen Kleiderschrank. Diane von Fürstenberg, Etro , Stella McCartney … Oder einfach eine gute Jeans, Stiefel und ein sagenhaftes Oberteil? Muss irgendwie zu Cowboy passen. Obwohl, Steve läuft in New York auch nicht gerade wie ein Texas Ranger rum. Also keine abgewetzte Jeans und olle Cowboystiefel.
In New York ticken die Modeuhren doch irgendwie anders. Jeder meint er müsse sich etwas mehr zurecht- machen. Auch wenn es bei vielen nicht so aussieht. Aber diese Schlabber-Gammel-Looks der Stars sind auch nicht dem Zufall überlassen. Wenn man sich ein bisschen auskennt, sieht man auf den ersten Blick die Labels und den Versuch, immer wieder neue Trends zu setzen.
Ihre Gedanken über was jetzt dem Cowboy des Tages gefallen könnte werden durch den Signalton ihres Handys unterbrochen. Eine SMS. Hektisch greift Kristin nach ihrem Handy. Die Nachricht ist von Susanna. Anna geht es gut. Entwarnung. Ein Stein fällt ihr vom Herzen. Und was für einer.
Dabei
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