München Manhattan #1
möglich wach zu werden, um ihm folgen zu können. „Darüber zerbreche ich mir seit Tagen den Kopf. Die Daten, die beim Kunden angekommen sind, sind offensichtlich manipuliert. Aber das dem Kunden klarzumachen? Das ist nicht einfach. Und wer das war? In Frage kommen natürlich viele Konkurrenten. Aber das Problem ist, dass diese Informationen scheinbar aus unserer Firma kommen. Das ist mir völlig unerklärlich.“
„Glaubst du, es war einer von euch, der vielleicht von einem Konkurrenzunternehmen bezahlt wurde?“
„Vielleicht, aber ich kann es mir trotzdem schwer vorstellen. Derjenige schadet unserer Firma damit sehr. Mal abgesehen von diesem Deal – wenn das publik wird, zerstören wir doch damit unseren Ruf. Wie sollen wir in Zukunft für unsere Kunden glaubwürdig sein, wenn bekannt wird, dass wir vertrauliche Informationen einfach so preisgeben. Abgesehen davon, wenn wir diese Falschinformationen nicht wieder berichtigen können, läuft unser Kunde Gefahr, einen gewaltigen Kurssturz zu erfahren. Dann ist nicht nur der Deal geplatzt, sondern deren Unternehmen auch nur noch ein Bruchteil wert, von dem was es in Wirklichkeit darstellt. Und wer ist dann daran schuld? Wir. Genau genommen: Ich – als Verantwortlicher.“
„Glaubst du, du kannst das richtig stellen und den Deal retten?“
„Ich weiß es nicht.“
Schweigen auf beiden Seiten der Leitung. Kristins Blick fällt zufällig auf das vor ihr liegende pinkfarbene Post-it. Mit einem Schlag ist sie wieder hellwach. Kann sie jetzt nach der Bedeutung dieser Nachricht fragen, oder ist das jetzt unpassend bei den Problemen, die Peter gerade hat?
Aber diese Nachricht. Sie hat etwas Bedrohliches und Peter hat sie scheinbar auch nicht erfreut. Sonst hätte er den Zettel wohl kaum zerknüllt und auf den Boden geworfen. Kristin muss es einfach wissen. Und zwar jetzt. Und wieso soll sie immer Rücksicht nehmen? Das hat sie eigentlich schon lange genug gemacht. Peter wird seine geschäftlichen Probleme schon wieder hinbekommen. Das war immer schon so und wird auch immer so sein. Er ist doch jemand, der Herausforderungen im Job braucht. Wenn alles immer super läuft, wird ihm schnell langweilig. Er braucht Action und Nervenkitzel.
„Peter, sag mal“, unterbricht sie das Schweigen. „Ist das mit dieser Charlotte wirklich vorbei?“
Schweigen und geräuschvolles Ausatmen. Dann nichts.
„Peter?“
„Ja Kristin, ich bin noch dran.“
„Und? Du musst dich mal in meine Lage versetzen, ich komme nach Hause und …“
„Schatz, bitte“, unterbricht Peter sie. „Ich weiß ich habe in letzter Zeit viel falsch gemacht. Aber bitte lass uns nicht jetzt darüber sprechen. Ich muss erstmal sehen, wie ich meinen Kopf hier aus der Schlinge bekomme. Das andere war ein schwerer Fehler, den ich beendet habe. Bitte glaub mir das einfach.“
„Einfach? Peter, so einfach ist das nicht. Ich muss dir erst wieder glauben und vertrauen können. Aber wie soll das gehen, wenn wir über diese Sache noch nicht einmal wirklich gesprochen haben?“
„Ja, das verstehe ich. Aber bitte nicht jetzt. Kristin, ich habe richtig Ärger hier. Davon kann mein Job abhängen und unser ganzes Leben.“
Peter redet mit ihr, als ob sie etwas schwer von Begriff wäre. Aber so leicht lässt sie sich diesmal nicht abspeisen.
„Es ist also völlig nebensächlich, was du mir angetan hast und wie ich damit zurechtkomme? Ist doch so, oder? Immer geht es nur um dich. Wie es dir im Job geht, wie du dich fühlst. Und wenn dir langweilig in deiner Ehe ist, dann nimmst du dir eben eine Geliebte. Ich bin dir doch völlig egal.“
Sie hört wie Peter tief Luft holt und dann wird seine Stimme schneidend. „Das ist ja wohl ein Witz. Es soll also immer um mich gehen, ja? Wer von uns beiden gibt denn jeden Monat Unsummen für Personal Trainer, Hairstylisten, Kosmetikstudios und Designerklamotten aus? Dann noch die teure Wohnung, natürlich Maria, die Haushälterin, Elisas Privatschule … Soll ich noch mehr aufführen? Wer zahlt das denn alles? Du etwa? Mit deinem Gehalt in der Galerie? Hast du eine Vorstellung was wir jeden Monat an Fixkosten haben? Kannst du dir vorstellen was passiert, wenn ich meinen Job verliere? Dann kannst du Prada, Gucci und Greenwich Village in Manhattan Adieu sagen, mein Schatz. Hier geht es auch um dich und dein Luxusleben, ohne das du nicht leben kannst.“
So war es immer und so wird es wohl immer sein. Mit zwei, drei Sätzen hat Peter Kristin mundtot gemacht.
„Jetzt
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