München Manhattan #1
die Tränen über das Gesicht. „Jetzt lass meinen Bruder aus dem Spiel, ja? Der kann doch nichts dafür, dass er erfolgreich ist. Du tust immer so als sei das ein Staatsverbrechen und eigentlich willst du dasselbe. Ich konnte ja nicht wissen, dass wir die Kerze an beiden Seiten anbrennen. Ich hatte doch keine Ahnung was du da mit dem Geld machst …“
Susanna wischt ihre Tränen mit einer Handbewegung weg und sieht ihren Mann verzweifelt an. Dass er überhaupt nicht verstehen kann warum sie das getan hat. Eigentlich braucht sie das ganze Zeug in den Tüten nicht. Sie braucht keine Designerklamotten. Eigentlich braucht sie doch nur … Aber Robert scheint
es einfach nicht zu verstehen.
„Robert, zwischen uns … Oh … Anna, Tom …“
Die Kinder stehen einen Meter hinter Robert und blicken ängstlich zwischen ihren Eltern hin und her. Susanna macht einen Schritt auf sie zu, aber ihr Mann hält sie zurück.
„Lass das. Ich mache das mit den Kindern. Anna, Tom, saust schon mal vor. Papa kommt gleich und dann lese ich euch so viele Geschichten vor wie ihr wollt, ja?“
Robert streichelt Tom übers Haar und gibt Anna ein Küsschen auf die Wange. Zu Susanna sagt er i n einem schneidenden Flüsterton: „Lass mich einfach in Ruhe …“
Er dreht sich von ihr weg und geht die Treppe runter zu den Kindern. Susanna zittert am ganzen Körper. Warum hat sie ihm jetzt schon wieder das Gefühl gegeben, er würde ihr finanziell nicht genug bieten können? Warum macht sie das nur immer wieder?
***
SCHLAFLOS IN MÜNCHEN
MÜNCHEN. FREITAG GEGEN MITTERNACHT
Sophie sitzt in ihrer Küche und arbeitet sich durch ihre Aufzeichnungen. Sie muss morgen unbedingt das Angebot für diese Geburtstagsparty rausschicken. Ein 40. Geburtstag. Und die Kundin möchte ihn mit ihren engsten Freundinnen feiern. Etwas Besonderes soll es sein, ein bisschen Glamour und leichtes schickes Essen. Es soll nicht dick machen, aber trotzdem köstlich sein. Die Idee ist gut, und so ein Abend nur mit den engsten Freundinnen hört sich klasse an.
Ach, wie gerne hätte Sophie einen lustigen unbeschwerten Abend mit ihren Freundinnen. Kristin würde am liebsten Sushi essen und Susanna liebt Thailändisch. Viele Frauen lieben asiatisch. Ob sie in die Richtung gehen soll? Sophie blättert durch ihre Menus. Bloß jetzt nicht sentimental werden.
Ich muss dieses Angebot fertigbekommen. Ich kann mich nicht schon wieder meinen Schuldgefühlen hingeben. Nein, jetzt reiß dich zusammen.
Und doch schweifen ihre Gedanken zu Abenden mit ihren beiden Freundinnen aus früheren Zeiten ab. Was hatten sie immer für einen Spaß gehabt. So unterschiedlich sie auch waren, zusammen waren sie ein unschlagbares Trio.
Die wahnsinnig schicke Kristin, immer wie aus dem Ei gepellt und immer auf ihre Linie bedacht. Dann Susanna, mit der sie auch gerne mal ein paar Gläser Wein zu viel getrunken hat. Diese enge Freundschaft mit den beiden hat ihr immer alles bedeutet und jetzt kann sie ihnen einfach nicht die Wahrheit sagen.
Ihre Gedanken werden durch das Geräusch des Schlüssels im Schloss der Wohnungstür unterbrochen. Gavin. Er hatte sich mit ein paar anderen Musikern auf ein Bier verabredet.
Sophie sieht auf ihre Armbanduhr. Es ist halb eins. Er kommt zu ihr in die Küche und drückt ihr einen Kuss auf den Mund. Er riecht nach Bier.
„Sophie, warum schläfst du denn noch nicht?“ Gavin setzt sich neben sie auf einen Küchenstuhl.
„Muss noch ein Angebot fertigmachen. Wie war dein Abend?“
„Nett. Du weißt ja, mit den Jungs ist es immer ganz lustig. Komm wir gehen ins Bett.“
„Geh du schon. Ich muss das hier noch fertigmachen.“
„Du siehst aber müde aus, Sophie. Die Arbeit kann bis morgen warten.“
„Nein. Gavin, bitte lass mich. Ich will jetzt noch nicht ins Bett. Ich liege sowieso nur die halbe Nacht wach. Ich schlafe im Moment sehr schlecht.“
Gavin schaut sie besorgt an. „Aber Schätzchen, wenn du die halbe Nacht hier in der Küche sitzt, kannst du erst recht nicht schlafen. Und dann bist du morgen früh wieder gereizt.“
„Ich gereizt? Du bist in letzter Zeit ziemlich gereizt. Auch ganz besonders mit den Jungs“, sagt Sophie.
Na super Sophie! Jetzt fängst du dieses Thema auch noch nachts um halb eins an. Aber was soll’s – fällig ist das schon länger.
„Also weißt du Sophie, jetzt dreh das mal nicht um. Ich sage den Jungs nur was mich stört, und das wird ja wohl noch erlaubt sein. Allerdings wirfst du dich jedesmal
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