München Manhattan #1
gleich schützend wie eine Löwenmutter vor sie, auch wenn sie echt Mist gebaut haben.“
„Das stimmt doch gar nicht.“ Sophie schüttelt den Kopf.
„Gut, wenn du meinst, dann sage ich eben gar nichts mehr. Es sind ja schließlich auch nicht meine Kinder.“ Gavin steht auf und schiebt energisch seinen Stuhl an den Küchentisch. Dann dreht er sich weg und geht wortlos in Richtung Schlafzimmer.
Oh nein, Ärger mit Gavin kann sie nicht auch noch gebrauchen. Auch wenn sie findet, dass er zurzeit wirklich nicht besonders geduldig ist. Sie läuft ihm durch den langen Flur hinterher.
„Gavin, bitte. Kann schon sein, dass ich zurzeit etwas gereizt bin. Aber findest du nicht, dass du im Moment sehr streng bist?“
Gavin dreht sich um und sieht sie an. „Ich finde nicht, dass ich zu streng bin. Du lässt allerdings zurzeit alles kommentarlos durchgehen. Jossie verliert seine Turnschuhe, und es tut ihm noch nicht mal leid. Was hat er noch gleich dazu gesagt? „Pech, ich brauche neue.“ Freddy sage ich, er soll den Film nicht mehr ansehen und was macht er? Schaut ihn doch an. Nach dem Motto: Ist doch egal was der sagt. Damit komme ich nicht klar, Sophie. Ich brauche in diesen Situationen deine Unterstützung. Wenn ich die nicht bekomme, werde ich mich nicht mehr bei den Kindern einbringen. Deinen Kindern wohlgemerkt.“
„Aber das will ich doch gar nicht“, sagt Sophie. „Sie sollen ja auf dich hören. Es ist nur im Moment alles etwas viel. Ich kann einfach nicht noch Ärger zuhause gebrauchen.“
„Was ist denn im Moment zu viel? Dein Catering Service?“
„Nein, eigentlich nicht. So viel ist ja im Moment gar nicht los. Ich merke ja, dass die Leute sparen, vor allem die Firmen. Das macht mir natürlich Sorgen. Und dann auch noch dieser ganze andere Ärger.“
Gavin sieht jetzt nicht mehr ganz so sauer aus. „Immer noch der Ärger mit Kristin? Ich dachte ihr hättet euch wieder vertragen.“
„Na ja, nicht wirklich. Ich glaube nicht, dass sie mir das jemals verzeihen wird.“
„Was denn? Dass du Charlotte die Nummer von Peter gegeben hast? OK, das war nicht gerade toll von dir. Aber du bist doch nicht Schuld an deren Affäre! Peter ist ein erwachsener Mann. Er hätte sich doch nicht mit Charlotte einlassen müssen.“
„Ja, das stimmt schon. Aber ohne mich wäre er gar nicht erst in ihre Fänge geraten. Charlotte wird versuchen, ihn zu ruinieren. Das macht sie mit jedem, der nicht nach ihrer Pfeife tanzt.“
„Hast du Kristin gesagt, was Charlotte mit diesem armen Kerl, diesem O’Sullivan, getan hat?“, fragt Gavin.
„Ja, das habe ich.“
„Na siehst du. Dann sind Peter und Kristin ja gewarnt. Die können auf sich selbst aufpassen. Mach dich nicht verrückt. Du wirst schon sehen, es wird alles gut werden.“
„Nein, Gavin. Ich glaube Charlotte ist von Peter so besessen wie damals von diesem O‘Sullivan.“
„Wenn du das glaubst, dann sprich doch mit Kristin.“
„Das geht nicht. Wenn Charlotte das mitbekommt …“ Sophie zittert am ganzen Körper.
Gavin fixiert sie mit einem ernsten Blick. „So, Sophie. Jetzt reicht’s“, sagt er bestimmt. „So geht das nicht weiter. Ich verstehe deine ganze Angst sowieso nicht. OK, du hast Mist gebaut. Großen Mist, als du Charlotte geholfen hast. Aber sie wird die Sache doch niemals auffliegen lassen. Da wäre sie doch schön blöd. Ich werde mal mit Charlotte reden.“
„Nein, bitte Gavin tu das nicht.“
„Dann lass dich von ihr nicht fremd bestimmen.
Und sprich mit deiner Freundin.“ Er nimmt Sophie in die Arme und sie schließt die Augen.
Wenn das so einfach wäre, wie Gavin sich das vorstellt.
***
DIE BALLETTAUFFÜHRUNG
NEW YORK. FREITAG 19 UHR.
Der Vorhang geht auf und kleine Mädchen in ihren hübschen rosa Tütüs erobern die Bühne. Kristin sitzt angespannt auf ihrem Sitz. Neben ihr Peter. Wo ist Elisa? Ach, da ist sie ja! Sieht sie nicht entzückend aus! Ihre kleine Tochter. Ihr kleines Ebenbild, wie alle immer sagen. Kristins Mutterherz schlägt einige Oktaven höher.
Meine kleine Ballerina! Ein Glück, dass wir wieder in New York sind. Das hätte mein kleiner Schatz wirklich nicht verpassen dürfen.
Aus dem Augenwinkel betrachtet sie Peter. Ganz der stolze Vater. Eigentlich ist das hier ein wunderschöner Moment, um als Mutter stolz auf die kleine Familie zu sein.
Aber während sie ihren Mann ansieht, fragt sie sich auch schon: „Was für eine Familie sind wir denn überhaupt noch?“
Er betrügt mich. Ich
Weitere Kostenlose Bücher