München Manhattan #1
betrüge ihn. Familie?
Kristin wendet ihren Blick von Peter ab. Sie konzentriert sich auf Elisa und die anderen Mädchen auf der Bühne.
Es geht heute Abend nur um sie, nicht um dich!
Die Mädchen haben sich von der Bühne zurückgezogen und der Applaus der Eltern ist verebbt. Kurz ist es in dem Saal ganz still.
Plötzlich durchdringt das Piepen einer SMS die Stille. Es ist nur ein kurzer Signalton – aber so störend, dass es Kristin so vorkommt, als ob es jeder im Saal gehört hat. Peter hat es auf jeden Fall gehört. Er wirft Kristin einen leicht peinlich berührten Musst-du-dein-Handy-gerade-jetzt-anhaben-Blick zu.
Wer um Himmels Willen schickt ihr am Freitagabend eine SMS? Sophie? Nein, die meldet sich ja sowieso nicht. Susanna? Ach ja, Susanna. Die hatte sie über die Ereignisse der letzten Tage total vergessen.
Kristin holt ihr iPhone aus der Handtasche. Sie aktiviert es, schaut kurz aufs Display und lässt es sofort wieder in die Tasche fallen. Hat Peter den Text gesehen? Nervös blickt sie wieder aus dem Augenwinkel zu ihm. Aber er ist schon wieder in der nächsten Szene der Aufführung versunken.
Kleine grüne Ballettfrösche. Und irgendwo dazwischen ist auch ihre Tochter. Aber darauf kann sich Kristin gerade nicht konzentrieren. Denn auf ihrem Handy blinkt eine Nachricht und die ist mit Sicherheit nicht von Susanna oder Sophie.
DENKE GERADE AN DICH
UND STELLE MIR VOR …
Steve! Die Schmetterlinge in ihrem Bauch überschlagen sich. Und das gerade jetzt! Mitten in der Ballettaufführung ihrer Tochter bekommt sie leicht anrüchige SMS von ihrem Liebhaber!
Vor zwei Tagen noch wäre das für sie absolut undenkbar gewesen. Und jetzt? Es fühlt sich einfach spannend an. Da ist es wieder, dieses Gefühl begehrt zu werden. Es ist einfach toll! Am liebsten würde sie jetzt aufspringen, die nächste Damentoilette aufsuchen und zurückschreiben. Auch so etwas in dieser Richtung. SMS mit einer Spur Sex verschicken – und das sie? Wie sich das Leben doch innerhalb von zwei Tagen ändern kann.
Kristin ist von da an mit ihren Gedanken nicht mehr in New York im hier und jetzt sondern wieder in Dallas und bei Steve.
Die Ballettaufführung nimmt ihren Lauf. Die Eltern sind begeistert. Sie klatscht brav mit, aber wirklich sehen tut sie nichts davon. Aber das merkt keiner. Auch nicht Peter, er ist mit Fotoapparat und Videokamera gleichzeitig beschäftigt.
2 STUNDEN SPÄTER, BEIM ITALIENER UM DIE ECKE.
Kristin und Peter sitzen mit Elisa und ihrer Freundin Tiffany samt deren Eltern Sue und Jack beim Pizzaessen. Die Stimmung ist gut. Die Mädchen sind noch total aufgeregt von ihrem großen Auftritt und Kristin ist so dankbar, dass sie nicht mit Peter allein sein muss. Sie trinkt ruhig ihren Rotwein und hat ihr Handy in ihrer offenen Handtasche im Blick. Mittlerweile hat sie kapiert, wie der Ton von diesem High-Tech Gerät ausgeschaltet wird!
Sie hat Steve immer noch nicht antworten können. Soll sie ihm überhaupt antworten? Und wenn, wie? Auch auf dieser Ich-will-mit-dir-schlafen-und-zwar-jetzt-Schiene? Aber ist sie das eigentlich? Nein, eigentlich nicht. Aber sie ist eigentlich auch nicht der Typ Frau, der das was da in den letzten zwei Tagen in Dallas gewesen ist, überhaupt macht. Also warum nicht eine leicht anrüchige SMS verschicken? Sie kann sie ja sofort löschen.
„Kristin, was ist denn mit dir heute los, du bist so abwesend.“ Sue kennt sie genau und blickt sie fragend an.
„Ich bin nur unendlich müde. Der Termin in Dallas war wirklich anstrengend.“
„Ja, diese reichen Leute sind nicht so leicht zufrieden zu stellen“, sagt Peter und schaut sie an. Was ist da in seinem Blick? Weiß er was sie getan hat oder macht er sich nur gerade über sie lustig?
MITTEN IN DER NACHT
Der Abend in der Pizzeria war sehr nett gewesen. Kristin hatte es irgendwie geschafft, ihren Dallas-Aufenthalt als Wow-Geschichte darzustellen. Nicht, dass sie irgendetwas Wahres erzählt hätte. Nein, die anderen waren alle scharf darauf gewesen, zu hören wie so ein waschechter Texas-Milliardär wirklich lebt.
Kristin hatte erzählt und dabei gleichzeitig ein schlechtes Gewissen bekommen. Sie hatte zur Belustigung der anderen das Leben und das Haus des Mannes, mit dem sie geschlafen hatte, lächerlich gemacht. Aber nur aus Selbstschutz. Je bescheuerter sie Steve darstellte, desto weniger würde irgendjemand vermuten, dass sie mit ihm etwas gehabt hätte. Eigentlich ein guter Plan und doch hatte sie sich
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