München Manhattan #1
VERGISS DAS NIEMALS.
Damit ist das romantische Kapitel Steve abgeschlossen. Und eins muss sie ihm ja wirklich lassen: Er hat ihr das fehlende Selbstbewusstsein wiedergegeben. Dafür ist sie ihm sehr dankbar. Für ihn war es einfach Spaß. Und sie kann so ein klein wenig besser mit Peters Betrug an ihr leben. Denn wäre das in Dallas nicht passiert, weiß sie nicht ob sie nach Peters Aussprache nicht doch ihre Koffer gepackt hätte.
Also zurück zum Geschäft. Kristin greift zum Telefon, um endlich ihrer Arbeit nach zu gehen. Ihr Handy klingelt. Hat Steve es sich anders überlegt? Will er jetzt doch stornieren? Nein, es ist Peters Nummer.
„Ja, Peter was gibt’s?“
Die Verbindung ist schlecht, sie hört fast nur Straßenlärm.
„Was? Ich kann dich kaum verstehen. Wo bist du denn?“
„Kristin, ich bin raus. Fristlos gekündigt.“
„Wie? Was? Machst du Witze?“
„Nein, das ist kein Scherz. Wir sprechen später.“
Und die Verbindung ist abgebrochen. Das kann doch nicht wahr sein. Wie sollen sie denn jetzt ihr Leben hier in Manhattan bezahlen? Was sollen sie denn jetzt tun?
Kristin starrt auf ihr Handy. Was ist das denn? Da ist ja noch eine SMS von Susanna. Die hat sie ja noch gar nicht gesehen. Die Nachricht kann ja nur ein schlechter Scherz sein. Ein Scherz, den sie heute gar nicht gebrauchen kann. Susanna ist auf dem Weg nach New York.
Zu uns? Heute? Warum das denn?
Kristin versucht Peter zu erreichen. Erfolglos. Sein Handy ist abgeschaltet. Hektisch wählt sie Susannas Handynummer. Vielleicht kann sie ihre Freundin noch aufhalten. Hoffentlich ist es doch nur ein Ich-habe-so-Fernweh-Witz. Aber so etwas passt überhaupt nicht zu Susanna. Nein, das ist niemals ein Witz.
Kristin schüttelt den Kopf. Susannas Handy ist auch aus.
Susanna kommt nach New York. Ohne Vorwarnung. Einfach so. Und das auch noch ausgerechnet heute. Was soll das bitte? Sie hätte ja wenigstens mal vorher anrufen können. Eigentlich ist ihr Susanna immer willkommen. Aber im Moment?
Auf der anderen Seite ist sie auch einfach so von einem Tag auf den anderen nach München geflogen. Sie war ja auch selbstverständlich davon ausgegangen, dass Susanna für sie Zeit hat. Allerdings mit einem feinen Unterschied: Sie wollte nicht bei ihr wohnen.
AM SPÄTEN NACHMITTAG
Kristin schleppt die Einkäufe in die Wohnung. Sie stellt die Tüten im Eingang ab.
„Peter, bist du da? Kannst du mir mal mit den Tüten helfen?“
Keine Reaktion. Aber sie hört den Fernseher. Sie geht ins Wohnzimmer. Da sitzt er auf dem Sofa – vor ihm drei Bierflaschen.
„Peter, ich bin wieder da. Kannst du mir mal mit den Tüten helfen?“, wiederholt sie ihre Frage.
Immer noch keine Reaktion. Peters Blick ist gebannt auf die Börsennachrichten im Fernseher gerichtet.
„Schatz, hörst du mich? Ich bin wieder da.“
„ Ähh , ja. Kristin, schau dir das an. Das ist der Kurs, den ich verbockt habe“, sagt Peter und deutet auf den Bildschirm.
Kristin setzt sich zu ihm und sieht nur einen Aktienkurs, der tief in den Keller gerutscht ist.
„Das ist die Firma, wegen der ich meinen Job verloren habe. Der Kursturz ist meine Schuld. Oder zumindest habe ich das zu vertreten.“ Peter nippt an seiner Bierflasche.
„Aber du hast doch gar nichts getan! Die können dich doch nicht einfach so rauswerfen.“
„Können sie eben schon. Ich bin der Verantwortliche. Und da ich der Geschäftsleitung nicht erklären konnte, wie das passiert ist, oder wer das war, hat es eben mich erwischt.“
„Aber wie ist es denn an die Öffentlichkeit gekommen?“, fragt Kristin.
„Am Wochenende wurden die vertraulichen Informationen der Presse zugespielt. Ob jetzt von der anderen Firma oder von meiner Abteilung, das weiß man nicht. So etwas kommt sowieso nie raus. Die Journalisten halten da total dicht.“
„Die ganze Sache muss sich doch irgendwie aufklären lassen können!“
„Wenn du mir sagst wie, bin ich sofort dabei, mein Schatz.“
„Hast du nochmal mit dieser Frau, ähm, dieser Charlotte, gesprochen?“
„Wozu? Glaubst du, die gibt einfach so zu, dass sie mich gelinkt hat? Dann würde sie ja ihren Job verlieren. Sie ist zwar ziemlich verrückt, aber dumm ist die Frau nicht.“
„Kam dir Charlottes Verhalten denn in der letzten Woche merkwürdig vor? Hat sie nochmal irgendwelche Forderungen an dich gestellt?“
„Kristin, Schatz, zerbrich dir über Charlotte nicht den Kopf. Das bringt nichts.“
„Du bist dir sicher, dass sie es war?“
„Ich
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