München Manhattan #1
überhaupt in New York?“, hatte Kristin als nächstes gefragt. Das habe er auch noch nicht verstanden, hatte er weiter flüsternd geantwortet. Alles was er aus Susanna rausbekommen hatte war, dass die beiden wahnsinnig verschuldet seien. Dann hatte er nicht mehr weiterreden können, weil Susanna ins Zimmer gekommen war.
„Hi, Süße!“ Susanna wirft ihr ein Luftküsschen zu und setzt sich. „Und wie läuft‘s? Was gibt es neues und aufregendes aus der schillernden Kunstwelt? Ach, wie schön es hier ist! Gehst du häufig hierher? Wenn ich in New York wohnen würde – ich könnte mich überhaupt nicht beherrschen. Ich wäre ständig hier! Und? Hast du schon was bestellt?“
Kristin ist ein wenig überwältigt von dem Redeansturm und muss sich erst kurz sammeln, bevor sie antworten kann. „ Ääh . Ich habe noch nicht bestellt. Also, ich glaube ich nehme …“
„Mama, ich habe Durst!“ Anna jammert und Tom hat schon das gesamte Besteck auf dem Tisch eingesammelt. Er hängt mit der Hälfte seines Oberkörpers im Brotkorb.
Susanna versucht Tom auf den Stuhl zu setzen. „Tom, jetzt setz dich endlich hin! Du bist doch kein Baby mehr. Anna, jetzt hör auf mich zu nerven. Ich habe dir doch gesagt …“
„Aber Mama, du hast vorhin in dem Laden gesagt, dass ich später eine Cola darf, wenn ich mich gut benehme. Jawohol – das hast du gesagt. Und was man verspricht soll man auch halten!“ Anna verzieht ihren Mund zu einer bockigen Schnute.
„OK Anna. Ich bestell‘ eine Cola, und du darfst einen Schluck trinken, aber dann …“
„Ich will auch!“, schreit Tom sofort. Susanna dreht sich zu Kristin um und lächelt verlegen. Aber sie findet nicht das Verständnis, das sie bei ihrer Freundin sucht.
„Hast du was von Robert gehört?“, platzt es aus Kristin raus. Ihre Stimme klingt ein wenig zu schroff.
Susannas Gesichtszüge verhärten sich. Die blitzenden, fröhlich zwinkernden Augen verdüstern sich und sie schüttelt den Kopf.
„Nein. Nichts. Er antwortet nicht.“
Susanna blickt in die Ferne. Ihre Stimme ist leise geworden. Sie wirkt sehr verletzlich. Jetzt tut es Kristin leid, dass sie so schroff war. Susanna versucht sich abzulenken, in dem sie die Kinderstühle zurechtrückt und den Kindern etwas zu essen bestellt. Die Stimmung am Tisch ist angespannt.
Susanna bestellt sich einen Gin Tonic und fragt Kristin ob sie nicht auch einen möchte. Kristin ist zu erstaunt um zu antworten und schüttelt stattdessen einfach den Kopf. Sie bestellt ein Perrier für sich und die Kinder. Tagsüber trinkt sie nie.
Während des Lunches redet Susanna ununterbrochen. Ihre Begeisterung für New York kennt keine Grenzen. Kristin kämpft sich durch ihren Caesar’s Salad und gibt hier und da einsilbige Antworten auf Susannas Ausführungen ihrer Großstadtabenteuer.
Nach 45 Minuten macht sie erste Anstalten zu gehen und bittet die Kellnerin, ihr die Rechnung zu bringen. Susanna besteht darauf, zu bezahlen und sagt, sie werde noch ein wenig sitzen bleiben und die unglaubliche Stimmung genießen.
„Vielleicht gehe ich auch noch mal kurz im neunten Stock vorbei. Ciao, Ciao. Wir sehen uns heute Abend. Arbeite nicht zu hart!“
Kristin traut ihren Ohren nicht. Der neunte Stock im Bergdorf Goodman? Wie bitte? In den Salon von Jon Barrett? Kristin versteht die Welt nicht mehr.
Ich denke die sind pleite!?
30 MINUTEN SPÄTER
Während der Taxifahrt zurück in die Galerie lässt sich Kristin das Lunch noch mal durch den Kopf gehen. Was muss denn passiert sein, dass eine Frau ihren Mann sitzen lässt, wenn ihnen das Wasser finanziell bis zum Hals steht? Und dann fröhlich durch New York flötet, als sei das ein geplanter Kurztrip!
Ich muss rausfinden was da los ist! Auch das noch! Jetzt muss ich mich auch darum noch kümmern. Vielleicht könnte ja Peter in München bei Robert anrufen. Ja, genau das ist es: Sobald ich in der Galerie bin, rufe ich Peter an und …
Kristin verwirft den Gedanken wieder. Peter kann Robert nicht ausstehen. Das beruht ja auf Gegenseitigkeit. Schon allein aus Stolz wird sich Robert auf kein Gespräch mit Susannas Bruder einlassen.
In ihrem Büro angekommen greift Kristin sofort zum Telefon. Susanna und Roberts Festnetz-Nummer in München ist eingespeichert. Die Leitung rauscht. Dann – ein Räuspern. Robert meldet sich.
„Ja, bitte?“
„Robert. Ich bin’s. Kristin.“
„Hallo Kristin. Bitte versteh mich nicht falsch. Ich habe nichts gegen dich. Aber wenn Susanna dich
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