München Manhattan #1
gebeten hat, mich anzurufen …“
„Nein Robert, hat sie nicht. Sie …“
Robert unterbricht sie. „Ich will nicht mit ihr sprechen, hörst du? Ich will überhaupt nichts mehr von ihr. Ich will nur meine Kinder. Geht es ihnen denn gut? Was ist mit Anna?“ Robert klingt aufgewühlt.
„Den Kindern geht es gut“, antwortet Kristin mitfühlend. „Auch Anna, ja. Ich denke der Flug war kein Problem für sie. Susanna ist doch sowieso so fürsorglich. Das weißt du doch.“
„ Haa !“ Ein hartes, zynisches Lachen von Robert. „Fürsorglich ist sie? So fürsorglich kann sie nicht sein, wenn sie einfach abhaut. Hör mal, Kristin. Ich mag dich und ich verstehe, dass du deiner Schwägerin helfen möchtest. Aber du hast keine Ahnung. Also lass mich bitte in Ruhe, ja?“
„Robert! Jetzt hör mir doch mal zu! Ich weiß nicht ob ich auf ihrer Seite bin! Denn ich verstehe hier einfach gerade gar nichts mehr. Susanna schlägt hier auf und sagt nichts und benimmt sich wirklich seltsam. Hier ist genug los, weißt du. Peter hat seinen Job verloren und wir haben noch ein paar mehr Probleme. Susanna hat dir sicher davon erzählt.“
„Das mit euren Problemen tut mir aufrichtig leid. Aber ich habe wirklich keinen Kopf dafür, deshalb spreche ich jetzt Klartext: Am Wochenende habe ich herausgefunden, dass Susanna mich seit Monaten belügt. Sie shoppt und shoppt. Ich habe hier Sachen gefunden – das kannst du dir nicht vorstellen. Tütenweise Designerklamotten. Wir sind total pleite und sie shoppt. Ich bin ausgerastet. Verständlich, oder etwa nicht? Also, wir haben uns gestritten, und dann ist sie einfach abgehauen und hat die Kinder mitgenommen. Uns steht das Wasser bis zum Hals. Ich habe diese Woche mit unserem Banker verhandelt. Ich kriege das hin. Ich brauche sie nicht. Ich werde schon dafür sorgen, dass sie die Kinder nicht behält. Das ist doch nicht zurechnungsfähig, zwei Kinder nach New York zu schleppen , von denen eins eben aus dem Krankenhaus kommt. So einer Frau spricht man doch nicht die Kinder zu.“
„Und Susanna?“ Kristin flüstert. Sie ist so erschrocken über Roberts eiskalten, drohenden Tonfall, dass sie kaum reden kann.
„Susanna.“ Roberts Stimme ist verbittert. „Ich liebe sie aber es ist aus zwischen uns. Sie geht, wenn ich sie am meisten brauche. Sie tritt alles, was uns ausmacht mit Füßen. Sie hat mir die Kinder weggenommen. Das verzeih ich ihr nie. Ich kann ihr nicht mehr vertrauen. Heutzutage hat ein Vater dieselben Rechte wie eine Mutter. Das kannst du ihr sagen, Kristin.“
„Aber Robert, sie will dich doch bestimmt nicht für immer verlassen!“
Oder etwa doch? Will Susanna jetzt mit den Kindern in New York leben? Sie hat keine Ahnung was sich im Kopf ihrer Schwägerin abspielt. Beide Schweigen einen Moment lang. Dann räuspert sich Robert.
„Verzeih mir, wenn ich dir ins Ohr geschrien habe, Kristin. Du kannst ja nun wirklich überhaupt nichts dafür. Ich wünsche dir alles Gute und viel Kraft. Peter ist ein Glückspilz, dass er dich hat. Vergiss das nicht.“
***
GIRL S ’ TALK
MANHATTAN. DIENSTAG 19 UHR
New York ist einfach der coolste Ort auf diesem Planeten. Man muss ja nur an den Times Square gehen und einfach stehen bleiben. Da hat man das Gefühl, die ganze Welt zieht an einem vorbei. Soviel Energie. Soviel Ausgeflipptheit – hier gibt es nichts was es nicht gibt und davon nicht zu knapp.
Susanna spürt ihre Füße kaum noch, so sehr tun sie weh. Den ganzen Tag in Manhattan unterwegs sein hat halt seinen Preis. Aber es ist einfach nur wunderbar hier. Was würde sie dafür geben, mit Robert und den Kindern hier – im vibrierenden Nabel der Welt – zu wohnen.
Ach Robert! Wie stur kann man eigentlich sein? Ich versteh ja, dass er sauer ist. Wäre ich auch. Aber sich ganze zwei Tage gar nicht zu melden? Wenigstens eine SMS, um zu fragen, wie es den Kindern geht? Oder mal fragen was eigentlich los ist? Will er denn gar nicht darüber reden?
Susanna schüttelt den Gedanken an Robert ab. Sie hat sich mit der Adresse vertan, und der Taxifahrer hat sie einen Block zu früh abgesetzt.
Tom sitzt zwar im Buggy, aber ein Block ist nach dem langen Tag für die kleine Anna ein sehr anstrengender Fußmarsch. Susanna muss sie richtig hinter sich her zerren.
Endlich kommt sie an Kristin und Peters Wohnung an. Sie und die Kinder müssen jetzt erstmal was trinken und dann wird sie allen ein paar Nudeln kochen. Wenn die Kinder im Bett sind, wird sie noch mal versuchen,
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