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Muensters Fall - Roman

Muensters Fall - Roman

Titel: Muensters Fall - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H kan Nesser
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Klempje. Salutierte und verschwand die Treppe hinauf. Als Jung eine Weile später hinaufstieg, um zu kontrollieren, wie die Arbeit vorangeschritten war, stellte
sich heraus, dass er sich mit Hilfe des Bolzenschneiders in Frau Mathisens gut gefüllten Vorratsraum vorgearbeitet hatte und es ihm gelungen war, den größten Teil des Inhalts auf dem schmalen Flur davor zu verteilen. Und das war nicht gerade wenig. Jung holte Dillinger, gab allen beiden noch genauere Instruktionen, und eineinhalb Stunden später kamen die beiden wieder herunter und lieferten ihren Rapport ab (wobei Klempje übrigens verdächtig gut ausgeschlafen aussah): Es hatten sich keine Tagebücher gefunden, weder in Mathisens noch in Leverkuhns Vorräten.
    So sicher wie das Amen in der Kirche und die Huren in Zwille. Kein einziges Notizblatt, und damit war die Sache erledigt.
    Jung seufzte und stellte fest, dass man das Gleiche leider auch von der Wohnung sagen konnte.
    »Scheißjob«, sagte Rooth, als er die Tür wieder schloss. »Ich habe Hunger.«
    »Du hast Probleme mit dem Metabolismus«, sagte Jung.
    »Was ist das?«, fragte Klempje und gähnte, dass seine Nackenknochen knackten. »Ich habe Hunger.«
    Jung seufzte wieder.
    »Aber vielleicht hat das was zu bedeuten. Wenn man es mal genauer betrachtet.«
    »Was meinst du damit?«, fragte Rooth.
    »Verstehst du das nicht?«
    »Nein«, sagte Rooth. »Nun spann mich nicht länger auf die Folter. Ich kann es kaum noch aushalten.«
    Jung schnaubte.
    »Bestimmte Bullen kann man mit einem Brötchen bestechen«, sagte er. »Ja, wenn sie nun wirklich Tagebücher geschrieben hat, diese Frau Leverkuhn, und sie hat verschwinden lassen, dann muss das doch bedeuten, dass in ihnen was Interessantes drin stand. Etwas, von dem sie nicht wollte, dass es jemand liest. Oder?«
    Rooth dachte darüber nach, bis sie am Auto angekommen waren.

    »Blödsinn«, sagte er. »Das ist nur normal. Wer zum Teufel will denn jede Menge Tagebücher von sich der Nachwelt hinterlassen? Egal, was da nun drin steht. Ich jedenfalls nicht. Das bedeutet überhaupt nichts.«
    Jung sah ein, dass da vermutlich was dran war, aber er fand, das war noch lange kein Grund, es zuzugeben.
    »Ich wusste gar nicht, dass du schreiben kannst«, sagte er stattdessen.
    »Logo kann er das«, sagte Klempje und bohrte sich in der Nase. »Und was für einen Quatsch.«
    Wieder zurück in der Polizeizentrale führten Jung und Rooth ein Gespräch mit Inspektor Fuller unten im Untersuchungsgefängnis, aus dem mit aller nur zu wünschenden Deutlichkeit hervorging, dass Marie-Louise Leverkuhn sich während ihrer sechs Wochen, die sie in Zelle Nummer 12 zugebracht hatte, in keiner Weise irgendwann dem Tagebuchschreiben gewidmet hatte. Das konnte Fuller bei seiner Tugend beschwören, wie er behauptete.
    Um auch alle Möglichkeiten auszuschöpfen, überprüften sie die Sache noch einmal bei den Wachleuten und dem schläfrigen Pfarrer, und der Bescheid war von allen gleichermaßen eindeutig. Auch wenn keine weiteren Tugenden mehr ins Spiel gebracht wurden.
    Es gab keine Tagebücher. Ganz einfach.
    »Nun ja«, sagte Rooth. »Dann wissen wir also das. Scheint in dieser witzigen Lotterie nur Nieten zu geben.«
     
    Gerade als Münster nach Hause gehen wollte, rief Reinhart an.
    »Hast du eine Viertelstunde Zeit?«
    »Ja, aber nicht viel mehr«, sagte Münster. »Kommst du zu mir?«
    »Komm du lieber zu mir«, sagte Reinhart. »Dann kann ich in aller Ruhe rauchen. Da gibt es einiges, über das ich mich wundere.«
    »Ich bin in zwei Minuten bei dir«, sagte Münster.

    Reinhart stand am Fenster und starrte auf den Schneeregen, als Münster hereinkam.
    »Ich erinnere mich, dass der Hauptkommissar den Januar immer als den schlimmsten aller Monate bezeichnete. Ich muss sagen, ich bin da ganz seiner Meinung. Heute haben wir erst den siebten, und ich habe das Gefühl, er würde schon seit einer Ewigkeit andauern.«
    »Das kann nicht zufällig was damit zu tun haben, dass du gerade erst wieder angefangen hast zu arbeiten?«, gab Münster zu bedenken.
    »Kann ich mir nicht denken«, sagte Reinhart und zündete seine Pfeife an. »Nun, also, ich habe da so ein paar theoretische Fragen.«
    »Prima«, nickte Münster. »Ich bin das Praktische schon richtig leid.«
    Reinhart ließ sich hinter seinem Schreibtisch nieder, drehte den Stuhl und legte die Füße in das dritte Bord im Bücherregal, wo sich genau für diesen Zweck eine Lücke befand.
    »Glaubst du, dass sie unschuldig

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