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Muetter ohne Liebe

Muetter ohne Liebe

Titel: Muetter ohne Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaby Gschwend
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herbeiführen, wie etwa Ärger, Zorn, Verlassenheit, sind bedrohlich und tabu. Irgendwann wird das Kind fühlen, was es meint fühlen zu müssen, und diese fremdbestimmten Regungen mit authentischen Gefühlen verwechseln. Die Wut über den Terror aber, die nicht wahrgenommen werden darf, wird unbewusst gegen die eigene Person gerichtet und äußert sich in Selbstentwertung und Selbstablehnung, häufig auch im Krankheitsbild der Depression. Sich von anderen Menschen abzugrenzen und unabhängige Standpunkte durchzufechten, konnte nicht gelernt und Bestandteil der Persönlichkeit werden. So sind die Kinder emotional ausbeutender Mütter häufig ausgeprägte «Konfliktvermeider», was Auswirkungen auf sämtliche Beziehungen zu anderen hat.
    4.3.3  Im Kampf zwischen Abhängigkeit und Autonomie
    Kinder emotional ausbeutender Mütter haben verinnerlicht, dass in einer Beziehung zu einem anderen Menschen immer nur Platz für
ein
Ich ist. Liebe und Bindung, Nähe und Zuwendung sind für sie untrennbar mit Ausbeutung und Manipulation verbunden, mit Vereinnahmung und Kontrolle. Solche grundlegenden Erfahrungen prägen häufig auch ihre Beziehungen im Erwachsenenleben, in denen die Polarität von Unterwerfung und Herrschaft weiterhin eine zentrale Rolle spielt. Eine Beziehung, in der Platz für zwei Individuen und ein gemeinsames Wir ist, ist für sie eigentlich nicht vorstellbar und auch schwer lebbar. Stattdessen wird das Beziehungsdrama der Kindheit häufig auf eine andere Bühne verlagert und in neuer Zusammensetzung, vielleicht auch in einer anderen Rolle wiederholt. Dafür wählen sie, natürlich meist nicht bewusst, einen dominanten Partner, der genauso bestimmend, einengend und egozentrisch ist wie die Mutter. Sie selber behalten dabei weiterhin die Rolle des dominierten Kindes, das sein Selbst für die Beziehung aufgibt. In der anderen Variante wechselt man in die Rolle dessen, der seinerseits den Partner, die Partnerin bestimmt und ausbeutet.
    Die beiden Varianten können grundsätzlich bei beiden Geschlechtern auftreten. Tendenziell neigen Frauen, die zur Selbstaufgabe als Teil der Frauenrolle erzogen wurden, eher dazu, den anpassenden, unterordnenden Part in der Beziehung zu spielen, aber auch bei Männern, die Söhne emotional missbrauchender Mütter sind, findet sich dieses Verhalten. Andrerseits besteht für beide Geschlechter die Möglichkeit, selber die dominante Position einzunehmen, den Partner zu benutzen, zu «überfahren», zu entwerten. In diesem Sinne äußert sich Kris, eine Interviewpartnerin von Louis Schützenhofer, über ihr Beziehungsverhalten:
    Bei meinen Beziehungen gibt es zwei Extreme. Entweder ich unterwerfe mich total; dieses dienende, sklavische Verhalten aus einer inneren Leere heraus; eine totale Hingabe, ein Funktionieren-Wollen und die Suche nach Harmonie, wenn es eine starke Persönlichkeit ist. Oder bei schwachen Persönlichkeiten oder bei Persönlichkeiten, die einen unselbständigen Eindruck machen oder sich in ihrer Ausdrucksweise ein wenig zurückhalten, da fahre ich einfach voll drüber. Da sag ich, wo’s langgeht. (Zit. n. Schützenhofer 2004, S. 86f.).
    Und Interviewpartner Manfred äußert:
    Ich kann […] mit meiner Frau gut leben, weil sie mich bewundert und alles, was ich mache, OK findet. Und es wird alles gemacht, was ich sage. (Ebd., S. 86)
    4.4  Anregungen zur Selbsthilfe
    Bedürftige Mütter, die ihre Kinder ausbeuten, um ihre eigene innere Leere zu füllen, wie auch die Kinder solcher Mütter haben ein gemeinsames Problem: das der mangelnden Eigenständigkeit. Um die (gegenseitige) Abhängigkeitsbeziehung zu lösen, müssen Schritte zu einer Autonomieentwicklung, die nie stattfinden konnte, nachgeholt werden.
    4.4.1  Wege zur Autonomie
    Die Schwierigkeit, sich von einer emotional ausbeutenden Mutter zu lösen und den Kontakt zu seinem authentischen Selbst herzustellen, besteht darin, dass die Kinder nicht einfach nur gelernt haben, den mütterlichen Erwartungen zu entsprechen, sondern diese Erwartungen auch verinnerlicht haben. Das «Fremdbestimmte» wahrzunehmen, das (innere) Individuationsverbot aufzuheben und seine eigene Identität zu entdecken oder zu entwickeln, ist ein Prozess, der nicht von heute auf morgen geschieht und der immer wieder auch von Unsicherheit, Zweifeln, Ängsten und Schuldgefühlen begleitet ist.
    Ich habe irgendwie Angst, zu sein, was ich bin. Ich bin noch immer in so einer Art Geburtsprozess drinnen […] Es ist oft so schwierig, das zu

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