MUH!
Champion noch viel entsetzter.
«Hör mir auf mit fblmf!», drohte ich wütend und mit Tränen in den Augen.
«Frudulu?», versuchte er unsicher, mich zu beschwichtigen.
«Und das Frudulu kannst du dir dahin stecken, wo die Sonne nicht mehr scheint!»
«In einen Maulwurfshügel?», wollte er eingeschüchtert wissen.
Ich verdrehte die Augen.
«Also», merkte Susi spitz an, «ich finde dein Verhalten etwas unsachlich.»
«Und ich deins arg schlampig!»
«Wenn du ihn nicht an dich ranlässt, musst du dich nicht wundern, wenn es jemand anderes tut!», hielt sie dagegen.
«Fblmf», gab Champion ihr recht.
«Schnauze!», ranzte ich ihn an.
«Du wirst ja immer sachlicher», spottete Susi.
«Frudulu!», stimmte Champion ihr zu, plötzlich etwas nachdrücklicher. Er sah mich nun herausfordernd an, als ob er der Ansicht wäre, ich behandele ihn ungerecht. Vor wenigen Minuten noch wollte ich mit ihm wieder ein Paar werden und hätte auch gerne mit ihm Liebe gemacht, aber jetzt …?
Wütend blitzte ich ihn an. Er blitzte zurück und sagte mit klarer Stimme: «Ich habe viele Vollmonde auf dich gewartet. Jetzt sag mir endlich, ob wir zusammen sind oder nicht?»
Womöglich hätte ich trotz allem sogar doch noch «ja» gesagt, wenn da nicht Susi so überheblich grinsend gestichelt hätte: «Bestimmt lässt sie sich mit der Antwort noch ein paar hundert Vollmonde Zeit!», woraufhin Champion mich wütend anschnaubte. Jedenfalls hätte ich gewiss nicht «Wir werden nie im Leben zusammenkommen!» gebrüllt, so wie ich es nach seinem Schnauben tat, und ich wäre wohl auch nicht so wütend davongestapft.
Als Letztes hörte ich Susi gelassen zu Champion sagen: «Also, dann können wir es ja jetzt miteinander tun.»
Ich war zu schwach und zu gedemütigt, um zu protestieren. Und ich wagte auch nicht, mich umzuschauen, ob Champion jetzt mit ihr fblmfen würde oder nicht.
Kapitel 47
Schon wieder! Schon wieder! Schon wieder!
Ich saß wieder mal am Wasser und hätte schon wieder am liebsten wegen Champion geheult. Und doch war es diesmal ganz anders als damals, als ich ihn das letzte Mal mit Susi erwischt hatte, und auch anders, als ich alleine in Cuxhaven unter den Kran gekrochen war. Just, als ich gerade weinen wollte, trat das Kleine, das sich in meinem Bauch befand, als wolle es sagen: «Hey, es gibt nicht nur eine Liebe und auch nicht nur ein Glück auf der Welt!»
Das Kalb in meinem Bauch war gewachsen und besaß nicht nur einen Herzschlag, sondern mittlerweile eine ganz eigene, besondere Seele, das spürte ich in diesem Augenblick genau. Diese Erkenntnis machte mich zutiefst glücklich, und ich begann leise, ein altes Lied zu singen, das die Schwangeren in unserer Herde immer sangen, wenn die Tragezeit sich langsam dem Ende näherte:
Can you feel the Kalb tonight?
Sein Herz schlägt in mir.
Es zu spür’n, lindert alles Leid.
Wer braucht da noch ’nen Stier?
Das Kalb in meinem Bauch trat mich zustimmend. Und ich sang noch weiter:
Can you feel the Kalb tonight?
Wie sein Herz so schlägt?
Es zu spüren, macht mich zu ’ner Kuh,
die alles erträgt …
Ja, ich hatte die Kraft, dieses Kalb in die Welt zu setzen. Das wusste ich nun genau.
Es zu spüren, macht mich zu ’ner Kuh,
die nun endlich lebt …
Während ich dies sang, wurde mir klar: Ich würde jetzt Champion keine einzige Träne mehr nachweinen. Nicht aus Stolz oder so. Nein, ich war mit ihm jetzt endgültig durch!
Die Liebe zu dem kleinen Wesen in meinem Bauch war so groß, dass sie mich in diesem Moment mit einem tiefen inneren Frieden erfüllte.
Ich ahnte ja nicht, dass dies unser letzter Abend auf dieser saftigen Wiese sein würde. Und wir uns schon morgen auf den Weg zu einem Ort machen würden, den die Menschen Gourmet-Restaurant nannten.
Kapitel 48
Es mussten die Karotten gewesen sein. Oder das Chiantiwasser. Oder dieses auf der Zunge kitzelnde Getränk namens Dom Pérignon, das die Cowgirls uns ausnahmsweise als Nachttrunk gegeben hatten. Jedenfalls hatten sie uns alle eingeschläfert. Hilde, Radieschen, Susi, Champion, mich, die Wagjus … einfach alle. Auf dieser Welt gab es nun mal keine hinterlistigeren Wesen als die Menschen.
Als wir wieder aufwachten, fuhren wir in etwas, das Maggie, die Herdenälteste, als einen Zugwagen bezeichnete. In so einem wurde sie einst auf die paradiesische Weide gebracht, und sie mutmaßte, dass wir alle jetzt auf eine noch tollere Wiese transportiert würden, woraufhin Hilde abfällig murmelte: «Zu viel
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