Mundtot nodrm
mir glauben, dass ich mir die Kundschaft sorgfältig aussuche. Wenn ich Zweifel an seiner Seriosität habe, fliegt derjenige sofort raus.« Er wirkte entschieden.
Häberle hatte ihm bereits am Telefon gesagt, was der Grund des Gesprächs sein würde, weshalb Konarek das Thema von sich aus aufgriff. »Bei Herrn Seifried und seinem Sohn habe ich keinerlei Zweifel, falls Sie das interessiert. Herr Seifried ist Fernfahrer und pennt oft allein auf Parkplätzen. Und dies auch in Ländern, wo auf den Rastplätzen allerlei dunkle Gestalten rumlungern. Und sein Sohn, der Boris, macht’s tatsächlich als Sport. Boris – ich weiß ja nicht, ob Sie ihn kennen – ist eher ein künstlerischer Typ. Aber zum Ausgleich braucht er diese Bewegung. Um sich austoben zu können. Frust ablassen und so.«
»Um sich auszutoben, ich weiß, Herr Konarek. Auch bei uns im Verein ist das so. Die jungen Leute müssen ihre überschüssige Kraft ablassen können. Dann kommen sie weniger auf dumme Gedanken.«
»Eben«, nickte Konarek, der eine dicke Trainingsjacke mit eingesticktem Namen trug. »Das ist sinnvolle Jugendarbeit.«
»Sie bieten aber auch Survival …«?, fragte Häberle vorsichtig. Er hatte sich diesen Ausdruck gemerkt, obwohl er sich mit dem weitverbreiteten Englischwahn schwertat.
»Survival, ja«, entgegnete Konarek und übersetzte, weil er sich nicht sicher war, ob Häberle etwas damit anfangen konnte. »Überlebenstraining in freier Natur. Meine Spezialität, müssen Sie wissen. Schon als ich noch Modeverkäufer in einem schicken Laden in Trier war, bin ich nachts raus zu den Bunkern des Westwalls – Sie wissen, was ich meine – und habe dort im Freien übernachtet.« Er grinste, ohne dass es angeberisch wirkte. »Und morgens schnell heim, geduscht, in’ Anzug von Boss rein, Krawatte – und wieder im schnieken Laden gestanden.«
»Und dann? Wie haben Sie’s zum Survival-Trainer geschafft?«
»Über die Bundeswehr. Hab mich freiwillig gemeldet. Spezialeinheiten. Fallschirmspringer und so. Hab dann Kontakt mit Jungs aus anderen Ländern gekriegt, na ja, das hat mir große Freude bereitet. Und dann kam’s, wie immer in solchen Fällen: Wenn Sie das, was Ihnen Freude macht, zielstrebig verfolgen und Sie Ihre Ideen leben, dann schaffen Sie’s auch.«
Häberle sah die Gelegenheit zum Einhaken gekommen. »Wie Bleibach, stimmt’s?«
Konarek stutzte für einen Moment. »Genau – wie Bleibach.« Er zögerte. »Ein unglaublich charismatischer Typ. Ich bewundere ihn.«
Häberle überlegte, wie er sein Anliegen möglichst unauffällig anbringen konnte. »Sie stehen ihm nahe – genauso, wie dies inzwischen viele tun?«
»Wenn man den Umfragewerten Glauben schenken darf, ist mindestens jeder zweite Deutsche ein Fan von ihm.« Konarek grinste. »Also einer von uns beiden sicher – statistisch gesehen.«
Der Chefermittler verschränkte seine Arme vor der dick gefütterten Lederjacke. »Ich will gar nicht lange drum rumreden«, fuhr er sachlich fort. »Dass Sie Herrn Bleibach unterstützen, ist kein Geheimnis und auch nichts Ehrenrühriges. Mir geht es jedoch darum, ob auch Herr Seifried mit Herrn Bleibach zu tun hat.« Er entschied, mit offenen Karten zu spielen, zumal Konarek einen durchaus seriösen Eindruck machte. »Herr Seifried wurde vorige Nacht am Autobahn-Rasthaus Leipheim ziemlich übel zugerichtet. Und dies, obwohl er sich doch hätte zur Wehr setzen können – denke ich jedenfalls.«
Konarek runzelte die Stirn. »Übel zugerichtet? Niedergeschlagen, meinen Sie?«
»Ja, so heftig, dass er sich an nichts mehr erinnern kann. Er hatte allerlei Werbematerial für Bleibach geladen. Bestimmungsort war München.«
Konarek dachte nach. »Wenn Seifried sich nicht wehren konnte, kann das nur zweierlei bedeuten: Entweder, er ist in einen Hinterhalt geraten und überrascht worden – oder er ist an jemanden geraten, der ebenfalls den Nahkampf beherrscht.«
»Sie meinen, an einen Ihrer Kunden?«
»Das ehrt mich, wenn Sie dies in Erwägung ziehen. Aber ich bin natürlich nicht der Einzige, der solche Kurse anbietet.«
Häberle nickte bedächtig. Seine Ruhe und Gelassenheit hatte schon manchen Übeltäter irritiert. Selbst Konarek wollte nichts mehr hinzufügen.
»Wenn jemand so erfolgreich ins politische Geschäft einsteigt wie Bleibach«, griff Häberle wieder den Faden auf, »dann hat so einer nicht nur Freunde.«
Wieder huschte ein Lächeln über Konareks Gesicht. »Das kann man wohl so sagen.«
»Sie als sein
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