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Mundtot nodrm

Mundtot nodrm

Titel: Mundtot nodrm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gmeiner-Verlag
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sein?«
    Konarek zuckte mit seinen durchtrainierten Schultern. »Was für eine Antwort erwarten Sie jetzt von mir?«

27
     
    Ollerich war erleichtert. Er atmete tief durch. Endlich hatte sich Miriam Treiber wieder gemeldet. Endlich, nach eineinhalb Tagen, rief sie an. »Entschuldige«, sagte sie mit rauer Stimme, »aber ich hatte einen Auftrag zu erledigen. Streng geheim.«
    »So geheim, dass du einfach abgetaucht bist«, brummte Ollerich verstimmt und sah von seinem Fenster aus auf die Lichter von Göppingen. »Ich hab mir bereits Sorgen um dich gemacht.«
    »Ach, Enduro, wie oft soll ich dir noch sagen, dass du bei mir mit so was rechnen musst. Das ist doch mein Job. Außerdem kommt ihr auch mal ein paar Tage ohne mich zurecht.«
    »Immer weniger«, knurrte er und berichtete ihr von dem seltsamen Zusammentreffen vor Konareks Trainingsraum und von dem Speicherstick, den ihm ein Unbekannter dort übergeben hatte.
    »Ein Speicherstick?«, staunte Miriam.
    »Ja, ein Speicherstick. Ich weiß nicht, was es bedeutet, aber du solltest dir das Ding mal anschauen.«
    Sie schwieg.
    »Bist du noch da?«, fragte er deshalb.
    »Ja, klar. Du sagtest: ein Speicherstick. Woher kommt er denn?«
    »Keine Ahnung. Steht kein Absender drauf. Geht auch nicht aus dem Inhalt hervor. Das Eigenartige ist nur, dass es Luftaufnahmen sind. Was heißt, Luftaufnahmen! Ich meine, es sieht so aus, als sei der Film mit einer fliegenden Kamera aufgenommen.«
    »Fliegende Kamera?« Ihre Stimme klang kühl. »Und wo?«
    »Bei mir in der Straße. Vom ganzen Straßenzug, insbesondere meinem Haus.«
    »Ach – und was sieht man noch?«
    »Nichts weiter. Der Film ist nur dreieinhalb Minuten lang.«
    »Und kein Text? Kein Schreiben?«
    »Nein, nichts. Du musst dir das anschauen. Wir sollten überlegen, was das bedeutet – auch im Zusammenhang mit diesem Drohbrief.«
    Miriam schwieg für einige Sekunden, um dann zu sagen: »Ja, ja, ich schau bei dir vorbei.«.
    »Sonst alles in Ordnung bei dir?«, fragte Ollerich nach, weil ihm Miriams Stimme verändert vorkam.
    »Klar, alles bestens. Mach dir keine Sorgen. Ich hab nur jede Menge Arbeit.«
    »Ach ja, da ist noch etwas«, fuhr Ollerich fort, »kennst du eigentlich eine Joanna Malinowska?«
    »Nein, wieso?«, kam es schnell aus dem Hörer zurück.
    »Sie ist irgendwie für die mittelständische Wirtschaft tätig und hätte gern ein Gespräch mit dir.«
    »Mit mir? Wieso mit mir?« Miriams Stimme klang noch kühler.
    »Weil sie dich als eine Art Managerin von Bleibach betrachtet.«
    »Ach!« Miriam überlegte. »Hat sie gesagt, was genau sie will?«
    »Nicht direkt«, antwortete Ollerich vorsichtig. »Sie hat am Telefon nur angedeutet, dass es für Steffen Bleibach sehr wichtig sei.« Er ergänzte: »Von existenzieller Bedeutung, hat sie betont.«

28
     
    Es war ein grandioser Abend gewesen. Bleibach war nach der Kundgebung sofort ins Hotel gefahren, wo Evelyn bereits auf ihn wartete. Sie war leicht beschwipst, nachdem ihr der Termin mit dem Katalogmanager neue Aufträge beschert hatte.
    Bleibach hatte zwei Piccolos aus der Minibar entkorkt und den perlenden Inhalt in zwei Gläser gegossen. »Auf uns!«, sagte er. Sie stießen an und zwinkerten sich gegenseitig provokant zu.
    »Auf uns und unsere Erfolge«, hauchte sie. »Wir sind auf dem Weg in die Zukunft. Wir schaffen das.«
    Als sie das Glas wieder absetzte, fragte sie: »Und, wie war’s bei dir?«
    »Gigantisch«, erwiderte er und spürte mit einem Mal seine innere Erschöpfung. »Du kannst dir nicht vorstellen, wie das ist, vor so vielen Menschen zu stehen und auf begeisterte Zustimmung zu stoßen. Das ist anders als Fernsehen. Hier bist du mit der Stimmung hautnah konfrontiert.«
    Sie fuhr mit der Zunge über ihre roten Lippen. »Hautnah, ja«, hauchte sie wieder.
    Er wusste, was sie meinte, und lächelte. »Wenn ich hautnah wörtlich meine, dann natürlich nur dich.«
    Sie zog den Sessel näher zu ihm heran und strich ihm über den rechten Oberschenkel. »Aber eines Tages bist du Bundeskanzler.«
    Er streichelte ihr Haar und sah ihr tief in die Augen. »Und du wirst meine First Lady. Stell dir vor, wie es wäre, im Weißen Haus zu dinieren oder im Kreml oder in China.«
    »Ha«, entfuhr es ihr, »aber zu Berlusconi fahr ich allein.«
    Bleibach musste über diese Anspielung auf die Frauengeschichten des italienischen Staatspräsidenten grinsen. Dann holte er tief Luft, um sich wieder in die Realität zurückzuholen. »Der Weg dorthin ist weit, sehr

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